Zum bereits 19. Mal luden das AKH Wien, die Wirtschaftsuniversität Wien und die Vinzenz Gruppe zum Forum Hospital Management, der Konferenz für Fach- und Führungskräfte aus dem Gesundheitswesen, der pharmazeutischen Industrie und dem medizinisch-technischen Bereich. Unter dem Motto „Mangel: Resignation oder zum Aufbruch bereit“ präsentierten und diskutieren dabei nicht nur Expertinnen*/Experten* aus dem Gesundheitswesen. Unter den Vortragenden waren unter anderem auch der Direktor des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts, Univ. Prof. MMag. Gabriel Felbermayr, sowie Bestseller-Autor Marc Elsberg. Gemeinsam suchten sie Antworten auf Fragen rund um Teuerung, Inflation, Klimakrise oder Energieversorgungen.
Man sei in der Vergangenheit gewohnt gewesen, dass es immer nur bergauf ging, erklärte dazu eingangs Dr. Michael Heinisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vinzenz Gruppe. Doch plötzlich wurde „Mangel“ zum allgegenwärtigen Begriff: Mangel an Fachkräften, an Medikamenten und Betten, Mangel an Frieden. „Wir wollen im Forum Hospital Management daher über handfeste Lösungen reden“. Innovation habe die Kraft, Probleme zu lösen, so Heinisch. Prof. Dr. Johannes Steyrer, wissenschaftlicher Leiter des MBA-Studiengangs Health Care Managements an der der WU Executive Academy, ergänzte, das Thema „Mangel“ treffe den Nagel der heutigen Zeit auf den Kopf. „Man fragt sich ja: Wie geht es weiter?“. Insbesondere fehlende Finanzierungen seien derzeit ein Problem. Die Effektivität bisheriger Maßnahme wiederum hinterfragte DI Herwig Wetzlinger, Direktor der Teilunternehmung AKH, in seinen Begrüßungsworten. „Der Austausch in einem fachlich und inhaltlich breit aufgestellten Format wie dem Forum Hospital Management sei daher von großem Nutzen“, so Wetzlinger.
Mangel an Rahmenbedingungen
Die Vortragsreihe eröffnete Gabriel Felbermayr mit einem Überblick der wirtschaftlichen Situation in Österreich und gab gleich zu Beginn die Antwort auf den Titel seines Vortrags („Wie pleite sind wir wirklich?“): „Ja, es gibt große Schwierigkeiten, aber wir sind meilenweit davon entfernt, als Ökonomie, also Land pleite zu sein“. Die aktuellen Mängel zeigte er dann jedoch deutlich auf: Die Teuerungsrate ist hierzulande höher als in der Eurozone, vor allem der Dienstleistungssektor – und darin inkludiert der Gesundheitsbereich – sei ein Preistreiber, so der WIFO-Direktor. Zudem fehle die Dynamik beim Wirtschaftswachstum. Felbermayr: „Der Realwert des BIP pro Kopf ist immer noch unter Vorkrisenniveau“. Österreich habe auch eine „extreme“ Zuwachsrate der Bevölkerung; diese wachse dem Arbeitszeitvolumen davon. Daher bestehe dringender Handlungsbedarf: Im Energiebereich, im Handel, am Arbeitsmarkt. „Wenn mehr Menschen weniger arbeiten, aber genauso viel haben wollen wie bisher, dann wird sich das nicht ausgehen“, betonte der Wirtschaftswissenschaftler und fügte hinzu: „Es geht nicht ohne Einbußen bei den Realeinkommen – aber hier braucht es einen sozialen Ausgleich“. Mit Subventionen würden darüber hinaus Knappheiten nicht verhindert. Vielmehr müssten ordnungspolitische Rahmenbedingungen geschaffen werden, so Gabriel Felbermayr.
Vernetzte Gesellschaft
Anhand seines Bestseller-Thrillers „Blackout – Morgen ist es zu spät“ aus dem Jahr 2012 gab Marc Elsberg einen Einblick in das, was uns bei einem flächendeckenden Ausfall der Stromversorgung erwarten könnte. Die Welt sei ein System unzähliger Abhängigkeiten, so der Autor, die gesamte Gesellschaft funktioniere vernetzt. Ein an sich kleiner Auslöser könne in einem so vernetzten System eine Kettenreaktion auslösen, die großflächige Auswirkungen nach sich zieht. Europäische Spitäler seien für Blackouts prinzipiell gut für mehrere Tage gerüstet – allerdings könnten auch sie unter Umständen nur kurz funktionieren: Eine Notstromversorgung bringe nämlich nichts, wenn aufgrund zusammengebrochener Lieferketten kein Essen oder keine Wasserversorgung mehr zur Verfügung steht. „In einer vernetzten Gesellschaft ist ein Krankenhaus auch nur ein Knoten in diesem Netzwerk, ein Punkt in einem Prozess“, so Elsberg, der darauf hinwies, dass eine Wohlstandsgesellschaft naturgemäß schlechter mit Mangel umgehen kann als jene in der zweiten und dritten Welt. „Je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen“.
„Jede Maßnahme zählt“
Nicht ganz so Beruhigendes konnte Univ. Prof. Dipl. Ing. Dr. Hans-Peter Hutter den Gästen des Forums berichten. Der Umweltmediziner sprach über die Klimakrise und ihren Impact auf die Gesundheit – auf die menschliche ebenso wie auf das Gesundheitssystem. Ein Hauptproblem des Klimawandels: „Es geht sehr schnell“, zudem fehle ein Schulterschluss, um effizient nachhaltige Maßnahmen setzen zu können, so Hutter. Neben den ökologischen und wirtschaftlichen Folgen von Dürre, Bränden und Unwettern belasten die zunehmenden Temperaturen gerade den Menschen gesundheitlich massiv. Lungen- und dermatologische Erkrankungen seien ebenso Auswirkungen wie psychische Krankheitsbilder: Belastungsstörungen, Umwelttrauer, Heimatverlust durch Klimaflucht. Darüber hinaus sei Hitze kein vorrangiges Problem älterer Menschen: „Es gibt eine deutlich erhöhte Sterblichkeit bei Säuglingen, deren interne Klimaanlage noch nicht ausgebildet ist“, erklärte Hutter und mahnte ein sofortiges Handeln ein, um insbesondere CO2-Emissionen zu reduzieren. Positiv sei prinzipiell, „dass wir sehr viel wissen. Es gibt viel Evidenz“. Man müsse nur gegen die bestehenden Mängel auftreten: Mangel an Eigenverantwortung, an medialer Unterstützung, an Information, an Vision. „Die größte Krise ist die Informationskrise“, so das Resümee des Mediziners. Aber: „Jede Maßnahme zählt, jeder kann etwas tun. Und die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen.“
Über das Forum Hospital Management
Das Forum Hospital Management fand am 11. Mai 2023 im Wiener Erste Campus zum 19. Mal statt, erstmals nach 2019 wieder in Präsenz. Die jährliche Konferenz richtet sich an Fach- und Führungskräfte aus dem Gesundheitswesen, der pharmazeutischen Industrie und dem medizinisch-technischen Bereich. Präsentiert und diskutiert werden dabei nationale und internationale Praxisbeispiele innovativen Health Care Managements. Organisiert wird das Forum Hospital Management von AKH Wien, Wirtschaftsuniversität Wien und Vinzenz. Das Forum sieht sich als einmalige Plattform für Forschung und Umsetzung, Theorie und Praxis, Vision und Realisierung.
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Vinzenz Gruppe Krankenhausbeteiligungs- und Management GmbH
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