Uni Wien: Vom Röntgenvideo bis zur Gemäldeanalyse

Am 18. August beginnt Europas größte Kristallografie-Konferenz in Wien, mit einem bunten Programm für die breite Öffentlichkeit

Ob bei der Entwicklung neuer Medikamente, in der Erdbebenforschung oder bei der Analyse von Malereien: Die Kristallografie spielt eine wichtige Rolle für viele Disziplinen, bei denen man das vielleicht gar nicht erwarten würde. Auf einer von der Technischen Universität Wien und der Universität Wien veranstalteten Konferenz mit rund 1100 TeilnehmerInnen werden ab Sonntag, 18. August die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet vorgestellt. Neben hochkarätig besetzten wissenschaftlichen Veranstaltungen bietet die Konferenz auch ein buntes Programm für alle, die mehr über Kristallografie erfahren wollen – mit Public Lectures, einem Science Slam sowie einer Ausstellung im Arkadenhof der Universität Wien, bei der auch das größte Kristallmodell der Welt präsentiert wird.

Bei dem Begriff "Kristallografie" denkt man vielleicht zuallererst an die Analyse von Edelsteinen, Bergkristallen und andere Mineralien. "Doch fast alle festen Materialien beinhalten letztendlich geordnete kristalline Strukturen", erklärt Klaudia Hradil, die Leiterin des Röntgenlabors an der TU Wien. Dementsprechend sind kristallografische Methoden für viele Bereiche wichtig – sei es in der Chemie, der Physik, den Geo- und Materialwissenschaften, der Molekular- und Strukturbiologie oder der Medizin. Neues aus der Kristallografie wird von Sonntag, 18. bis Freitag, 23. August am European Cristallographic Meeting "ECM 32" vorgestellt, das von Klaudia Hradil, Kristina Djinovic-Carugo (Max Perutz Labs, ein joint venture der Universität Wien und MedUni Wien) sowie Ronald Miletich (Universität Wien) organisiert wird.

Röntgenvideos

Präsentiert werden dabei beispielsweise die neuesten Detektortechnologien auf dem Gebiet der zeitaufgelösten Röntgenkristallografie: "Waren früher nur einzelne Röntgenaufnahmen möglich, lassen sich mit den neuen Technologien heute ganze Röntgenvideos machen", sagt Ronald Miletich vom Institut für Mineralogie und Kristallografie der Universität Wien: "Das ist zum Beispiel in der Biochemie zum Erfassen molekularer Bewegungen von großer Bedeutung oder in Bezug auf die Frage, wie Minerale beim Ablauf eines Erdbebens verändert werden."

Ebenfalls breit diskutiert ist die Methode der Elektronenbeugung: "Dabei erhält man mithilfe eines Elektronenstrahls Informationen über die Regelmäßigkeit der atomaren Strukturen", erklärt Klaudia Hradil von der TU Wien. Bisher bestehende Probleme durch die Mehrfachstreuung konnten nun gelöst werden.

Entwicklung von Medikamenten

Auch in der Biochemie und Molekularbiologie sowie bei der Entwicklung von Medikamenten sind diese Methoden wichtig, um die Anordnung der Atome und ihre Veränderung zu erforschen: "Um zu verstehen, wie biologische Makromoleküle funktionieren, ist es wichtig, ihre Strukturen mithilfe strukturbiologischer Ansätze auf atomarer Ebene zu untersuchen. Die Röntgendiffraktometrie ist in diesem Zusammenhang wohl die gängigste Methode, wobei die Elektronenmikroskopie ebenfalls stark im Kommen ist. Ob ein Medikament wirkt oder nicht, hängt auch von seiner atomaren Struktur ab und davon, wie es an das Makromolekül bindet", so Kristina Djinovic-Carugo, Leiterin des Departments für Strukturbiologie und Computational Biology an den Max Perutz Labs.

Geboten werden im Rahmen der Konferenz insgesamt 48 Mikrosymposien, 16 Keynote Lectures und zwei Plenarvorträge. Außerdem wird es schon in der Woche davor 18 Satellitenveranstaltungen mit einer Mischung aus Workshops, kleinen Tagungen und Vorträgen zum Austausch an der TU Wien geben. 

Das öffentliche Programm: Science Slam, Vorträge, Weltrekord-Modell

Auch die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, sich über die Kristallografie zu informieren: Am Dienstag, dem 20.08.2019 finden im Audimax der Universität Wien zwei Public Lectures statt – bei freiem Eintritt. Ebenfalls öffentlich zugänglich ist der Science Slam im Audimax der Universität Wien, bei dem Forschungsergebnisse pointiert und unterhaltsam präsentiert werden. Im Arkadenhof der Universität Wien wird im Rahmen einer Ausstellung zudem das weltweit größte Kristallmodell aufgebaut: Das drei Meter hohe Modell besteht aus 38.880 Kugeln und über zehn Kilometern an Verbindungsstäben.

32nd European Crystallographic Meeting (ECM 32)
Zeit: Sonntag, 18. August – Freitag, 23. August 2019
Ort: Universität Wien und Technische Universität Wien

https://ecm2019.org/ 

Public Lectures

Elspeth Garman (University of Oxford): More than a century of X-ray Crystallography: What has it Taught Us and Where Will it Lead?
Koen Janssens (University of Antwerp): Examining Old Paintings with New X-Ray Methods: A Fresh Look at and below the Surface

Zeit: Dienstag, 20. August, 19:30-20:30
Ort: Audimax der Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien

https://ecm2019.org/programme/public-lecture/ 

Science Slam

Zeit: Montag, 19. August, 18:00-19:30
Ort: Audimax der Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien

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