An der Tagung nahmen 60 Vertreter der 44 CETAF-Mitglieder teil, die 77 Institutionen aus 25 europäischen Ländern und assoziierten Staaten repräsentieren, darunter auch das Naturhistorische Museum Wien. Das Treffen begrüßte die Teilnahme einer großen Anzahl von Museumsdirektoren, die bereit waren, sich direkt zu beteiligen.
Die scheidende Präsidentin, Michelle J. Price, verließ die Versammlung nach fast zehn Jahren an der Spitze des Konsortiums, einem Jahrzehnt großer Entwicklung für CETAF: "Wir haben uns zu der erfolgreichen und dynamischen, gemeinschaftsorientierten Organisation entwickelt, die wir heute sind. Ich bin stolz darauf, dass CETAF als die europäische Stimme für Sammlungen und Taxonomie sowie für die Geowissenschaften anerkannt ist, und ich bin stolz darauf, ein Teil davon zu sein."
Der neu gewählte Präsident von CETAF ist Edwin Van Huis, Generaldirektor des Naturalis Biodiversity Center in Leiden (NL), der das Naturhistorische Museum Wien als „das schönste Naturhistorische Museum des Planeten“ bezeichnet hat: "Ich fühle mich geehrt, der neue Präsident von CETAF zu sein", führt er weiter aus. "Diese Gemeinschaft ist in der letzten Zeit sehr gewachsen, und ich denke, wir können noch mehr erreichen. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir einen starken Einfluss und ständigen Kontakt zu Millionen von Menschen in Europa haben, die in unsere Einrichtungen kommen, um die Schönheit der Natur und der Ökosysteme zu entdecken. Wir sollten uns dieses Einflusses bewusst sein und ihn nutzen, um das Bewusstsein für die Taxonomie und den Schutz der biologischen Vielfalt zu schärfen. Ich erinnere mich, dass ich mich vor fast zwölf Jahren für eine Verbesserung der Sekretariatsstruktur eingesetzt habe. Ich glaube, dieser Einsatz hat sich gelohnt, und wir können uns über die Ergebnisse freuen. Mein Ziel ist es, diese Entwicklung durch eine strategische Vision für unsere Rolle weiter voranzutreiben."
Zur Vizepräsidentin wählte die Gemeinschaft Jana Hoffmann vom Naturkundemuseum Berlin (D), während die neue Sekretärin Eva Haffner vom Botanischen Garten Berlin (D) sein wird. Das Amt des Schatzmeisters übernimmt Francois Dusoulier vom Nationalen Naturhistorischen Museum in Paris (F), und die ordentlichen Mitglieder sind Gergely Babocsay (Ungarisches Naturhistorisches Museum - H), Carole Paleco (Königlich Belgisches Institut für Naturwissenschaften - BE), Stefan Orgard (Naturhistorisches Museum Göteborg - SE) und Gila Kahila Bar-Gal (Hebräische Universität Jerusalem - IL). Alle Positionen werden auf freiwilliger Basis besetzt.
Aber CETAF54 war viel mehr als nur Wahlen.
Die Vertreter hatten die Gelegenheit, Lara-Sophie Dey, der jungen Forscherin vom LIB (Leibniz-Institut zur Erforschung des Wandels der biologischen Vielfalt) zuzuhören, die die vierte Ausgabe des CETAF E-SCoRe Award gewonnen hat, einem Preis, den CETAF jungen Forscher*innen im Bereich der Taxonomie widmet. Die nächste Ausgabe wird PostDocs gewidmet sein.
Die weitere Analyse der Rolle von CETAF im internationalen Kontext, insbesondere im Rahmen des Global Biodiversity Framework (GBF), stellte einen weiteren wichtigen Teil des Treffens dar. CETAF setzt sich stark dafür ein, dass taxonomische Expertise in die Ausgestaltung entsprechender politischer und finanzieller Mechanismen und Strategien eingeht. Anwesend war entsprechend auch Gilles Doignon als Vertreter der Europäischen Kommission, GD Forschung und Innovation.
Neue Mitglieder werden dem CETAF Konsortium beitreten: Die Bewerbung der Universität Navarra (E) wurde von der Versammlung angenommen, während die Universität Tirana (AL) für das nächste Jahr Beobachterstatus haben wird.
Eine Änderung der Mitgliedsbeitragsstruktur soll es zukünftig auch kleineren Einrichtungen oder universitären Sammlungen erleichtern, direkt Mitglied bei CETAF zu werden. Damit wird CETAF inklusiver und kann den Aufbau von taxonomischer Expertise breitenwirksam stärken.
Unmittelbar nach dem Ende der Generalversammlung fand im Naturhistorischen Museum Wien das TETTRIs Stakeholder Lab statt, ein origineller Moment des Dialogs zwischen Wissenschaft und Industrie, der im Rahmen des von Horizon 2020 finanzierten Projekts vom Team des NHM Wien organisiert wurde. In einem hybriden Setting wurde ausgelotet, wo es unter der Prämisse der Erhaltung von Biodiversität Anknüpfungspunkte zwischen industrieller Wertschöpfung und taxonomischer Forschung gibt. Außerdem wurde diskutiert, wie durch Synergien von Forschung und Wirtschaft ein gesellschaftliches Bewusstsein für Nachhaltigkeit und den Schutz von Artenvielfalt gestärkt werden kann. Ines Mèhu-Blantar sagt: „Schon Sprache ist ein Problem, im wirtschaftlichen Kontext denkt man zuerst an die EU Taxonomie. Daher können Programme wie „ein Taxonomen, eine Taxonomin in Residence“ neben der Einbringung fachlicher Expertise dazu beitragen, das Bewusstsein für Belange der Biodiversität zu schärfen“.
Katrin Vohland, Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums Wien, resümiert: "Das große Engagement unserer CETAF-Community sowie das Interesse und der Beitrag von Stakeholdern, die Unternehmen wie Wienerberger, ÖBB oder Boston Consulting Group vertreten, zeigen, dass das Thema Biodiversität zunehmend ernst genommen wird. Gemeinsame Anstrengungen sind für ein nachhaltigeres Verhältnis zwischen Mensch und Natur dringend notwendig."
Die nächste CETAF-Generalversammlung wird am 22. und 23. Mai 2024 in Oslo (Norwegen) stattfinden.
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