Die Umstellung der Wirtschaft von nicht nachwachsenden Rohstoffen auf nachwachsende stellt eine der effektivsten Maßnahmen gegen den Klimawandel dar. Seit die Europäische Kommission in Brüssel 2005 die „wissensbasierte Bioökonomie“ - die Wissenschaft, die den Weg zu einer biobasierten Wirtschaft und Gesellschaft ermöglicht – aus der Taufe gehoben hat, nimmt die BOKU University eine Vorreiterrolle in diesem Bereich ein. „Mehr als 80 Prozent unserer Institute widmen sich der Forschung in den Bereichen biogener Rohstoffgewinnung, bioökonomischer Verarbeitungsprozesse sowie deren umwelt- und sozialwissenschaftlichen Prozessen“, betont Rektorin Eva Schulev-Steindl. Die BOKU zeichnet sich international durch die umfassende Abdeckung aller Forschungsebenen aus.
5 Jahre Bioökonomie im Zentrum der BOKU-Forschung
Mit dem Ziel, eine koordinierte Herangehensweise an dieses breit gefächerte Forschungsfeld sicherzustellen, wurde 2019 das Zentrum für Bioökonomie an der BOKU unter der Leitung von Martin Greimel etabliert. Das Zentrum strebt danach, die Kommunikation, Zusammenarbeit und Koordination aller relevanten bioökonomischen Aktivitäten innerhalb der Universität sowie mit nationalen und internationalen Institutionen zu fördern und zu intensivieren. Seit seiner Gründung hat das Zentrum bedeutende Fortschritte erzielt:
- Die BOKU hat eine federführende Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung des nationalen Bioökonomie-Aktionsplans im Rahmen der Österreichischen Bioökonomiestrategie übernommen.
- Es wurden Expertenforen zur Biomasseverfügbarkeit und -verwendung in Österreich durchgeführt, um einen faktenbasierten Einsatz von Rohstoffen in der Bioökonomie zu fördern.
- Seit Dezember 2022 hat die BOKU den Vorsitz der European Bioeconomy University Alliance (EBU) inne. Die EBU ist ein Zusammenschluss von 8 führenden EU-Universitäten im Bereich Bioökonomie. Sie entwickelt kontinuierlich neue, länderübergreifende Bildungsangebote und koordiniert internationale Forschungsprojekte im Bereich der Bioökonomie.
- Die BOKU spielt eine wichtige beratende Rolle bei der Entwicklung der neuen Europäischen Bioökonomie-Strategie.
Zwischen Innovation und Nachhaltigkeit
„Wir befinden uns heute in einem Stadium, in dem sowohl bei der biogenen Rohstofferzeugung als auch bei den biogenen Verarbeitungsprozessen bereits vielversprechende Lösungsansätze vorhanden sind", erklärt Greimel. „Ein Großteil der Produkte, die bisher aus Erdöl hergestellt wurden, kann bereits durch solche aus nachwachsender Biomasse ersetzt werden." Doch nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch ökonomisch oder ökologisch sinnvoll – dies gilt auch für die Bioökonomie. An der BOKU wird daher auch die entsprechende Ökobilanz eingehend untersucht.
Einen weiteren Schwerpunkt der BOKU im Bereich Bioökonomie beschreibt der Leiter des Zentrums für Bioökonomie so: „Wenn wir in Österreich alles auf nachwachsende Rohstoffe umstellen würden, bräuchten wir 50 Prozent mehr an Anbaufläche, daher spielen in der Bioökonomie auch sozialwissenschaftliche Aspekte wie Konsumverhalten oder Politikberatung eine wesentliche Rolle.“
Aktuelle Projekte und Herausforderungen
- Entwicklung eines Konzepts für eine „Transformative Bioökonomie“. Dieses Konzept beschreibt, wie ein ganzheitlicher Übergang von der aktuellen linearen Wirtschaftsweise hin zu einer Bioökonomie gestaltet werden kann.
- Aufbau eines Netzwerks im Rahmen des österreichischen Bioökonomie-Clusters im Rahmen des Waldfondsprojekts Bioeconomy Austria. Das Zentrum fungiert als Berater auf regionaler (z. B. Bioökonomie-Modelregion Vulkanland, Fachbeirat Zukunft.Wirtschaft.Niederösterreich), nationaler (z. B. Ko-Vorsitz in der §8 Task Force Circular Economy, eingerichtet vom BMK und BMAW) und internationaler Ebene (z. B. Beratung osteuropäischer Länder und Westbalkanländer im Rahmen des Beaming-Projekts zur Gestaltung ihrer Bioökonomie).
- In Zusammenarbeit mit dem Verein BIOS Science Austria organisiert das Zentrum den Studierendenwettbewerb BISC-E 2025. Dieser Wettbewerb richtet sich an Bachelor- und Masterstudierende, die im Team ein neues bio-basiertes Produkt oder Verfahren entwickeln sollen. Das Gewinnerteam wird Österreich beim europäischen Wettbewerb vertreten.
Gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Einsatz
Wenn es darum geht, das vorhandene Know-how der Bioökonomie in die Praxis umzusetzen, bedarf es eines Wandels: „Die Gesellschaft sollte von der Politik mehr Engagement einfordern, während die Wirtschaft aktiv teilnehmen muss – dafür verlangt sie langfristige politische Zusicherungen", so Martin Greimel abschließend. Ein Engagement wie "Fridays for Bioeconomy" wäre daher sehr begrüßenswert.
Das Zentrum für Bioökonomie an der BOKU University wurde vor 5 Jahren gegründet, koordiniert alle Bioökonomie-relevanten Themen innerhalb der BOKU im Bereich Forschung, Bildung und Innovation und vernetzt die BOKU-Forscher*innen mit nationalen und internationalen Kolleg*innen. Im Herbst 2022 übernahm die BOKU die Präsidentschaft der renommierten European Bioeconomy University Alliance (EBU).
https://boku.ac.at/zentrum-fuer-biooekonomie
Weiterführende Links:
Bioeconomy Austria: https://www.bioeconomy-austria.at/
European Bioeconomy University Alliance (EBU) https://european-bioeconomy-university.eu/
Rückfragen & Kontakt:
Bettina Fernsebner-Kokert, BA
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Universität für Bodenkultur Wien
bettina.fernsebner@boku.ac.at
+43 664 885 86 531