150 Jahre nachhaltig vorausschauen: Die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) feierte ihr Jubiläum mit der Featuring Future Conference

Zukunftskonferenz mit namhaften Speakern zu brennend-brisanten Umweltthemen

Mit der hochkarätig besetzten Zukunftskonferenz machte sich die Universität für Bodenkultur Wien, Österreichs führende Nachhaltigkeitsuniversität, vom 24. bis 25. Mai 2022 zum 150-jährigen Bestehen ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk. Gemeinsam mit namhaften Keynote-Speakern und im Austausch mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Studierenden wurden in der Aula der Wissenschaften und zugeschaltet via Live Stream brennende Themen unserer Zeit wie Klimakrise, steigender Ressourcenverbrauch und Biodiversitätskrise diskutiert. Ganz nach dem Jubiläumsmotto: „Nachhaltig vorausschauen.“ Dabei präsentierte sich die BOKU vor insgesamt fast 700 Konferenzbesucher*innen als die moderne „Uni der Zukunft“, die sie ist. Denn, so ist sich Universitätsratsvorsitzender Kurt Weinberger sicher: „Gäbe es die BOKU heute nicht, so müssten wir sie morgen im Interesse unseres Planeten, im Interesse künftiger Generationen gründen.“

Rektorin Eva Schulev-Steindl schilderte in ihrer Eröffnungsrede sichtlich stolz, wie sich die BOKU „von der kleinen land- und forstwirtschaftlichen Hochschule als eine der führenden Life Sciences-Universität in Europa mit rund 11.000 Studierenden und 3000 Mitarbeiter*innen“ etabliert hat. „Wer sich für die spannenden Themen unserer Zeit interessiert, also für die grünen Themen, die Fragen der Nachhaltigkeit, der ist an der BOKU genau richtig.“ Besonders jüngere Konferenzteilnehmer*innen zeigten sich von der globalen Bestandsaufnahme und den präsentierten Zukunftsaussichten betroffen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Rolle der Wissenschaft in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit kontroversiell betrachtet.

Spannende, hochbrisante Themen und renommierte Keynote-Speaker

Welche sind die größten ökologischen Herausforderungen und welche Rolle spielt die Wissenschaft dabei? Wie können wir das Wissen zur Verbesserung der Lebensgrundlagen, dem Management natürlicher Ressourcen, der Sicherung von Ernährung und Gesundheit sowie der nachhaltigen gesellschaftlichen und technischen Transformation bündeln? Antworten auf diese und weitere brennende Fragen suchten hochkarätige Experten wie Klimaaktivistin Katharina Rogenhofer, Klimaökonom Gernot Wagner (New York University, Unternehmer und Autor Thomas Rau, Stadtforscherin undMobilitätsforscherin Katja Schechtner, Arzt und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen, Historiker und Schriftsteller Philipp Blom und Agrarwissenschaftler und Vordenker des biologischen Landbaus Urs Niggli.

Durch das Programm der sieben Diskussionsrunden führten die ORF-Journalisten und Moderatoren Barbara Stöckl und Tarek Leitner.

Green Deal

Den gelungenen Auftakt machte am ersten Tag das Thema „Green Deal“ mit der Keynote „Die Welt von morgen gestalten – Was wir für einen Green New Deal brauchen“. Darin verdeutlichte die Klimaaktivistin (Fridays for Future) und Leiterin des Klimavolksbegehrens Katharina Rogenhofer, wie Ausbeutung, Flächenversiegelung, Verschmutzung und aktuell selbst der Krieg in der Ukraine die Biodiversität gefährden würden. Dabei sei, so die Klimaaktivistin, die „Vielfalt die beste Versicherung, die wir haben.“ Österreich sei kein Vorreiter beim Klimaschutz, sondern Schlusslicht. Was es brauche, seien die Energiewende, ein Versiegelungs-Stopp, die Förderung der Kreislaufwirtschaft, mehr Öffis, ein verbindliches CO2-Budget samt Reduktionspfad, die Renaturierung von Wäldern und Flüsse, eine Kreislaufwirtschaft sowie Lieferkettengesetze, die soziale und ökologische Standards festlegen. Rogenhofer: „Wir haben es in der Hand, damit die Zukunft möglich wird!“ Martin Greimel, Leiter des Zentrums für Bioökonomie (BOKU), regte im Anschluss ein individuelles Ressourcen-Konto an und stellte die Frage: „Was brauchen wir nicht und sind trotzdem noch glücklich?“

Lebensräume der Zukunft

Der zweite Themenblock ging Fragen wie „Kann ein Lebensraum für den Menschen ohne Lebensraum für Tiere und Pflanzen bestehen?“ Und „Wie kann die Lebensqualität im städtischen und ländlichen Raum nachhaltig verbessert werden?“ auf den Grund. Dabei betonte der Klimaökonom an der New York University, Gernot Wagner, in seiner Keynote „Von negativen zu positiven Klima-Kipppunkten“, wie sehr es um „Lebenseinstellungen UND Technologien“ gehe, um Stadtplanung und Lebensräume, die vor unserer Haustür liegen, nicht nur um unsere eigenen vier Wände. Und er erinnerte daran, dass der ökologische Fußabdruckrechner ursprünglich ein PR-Gag des Ölkonzerns BP war, damit die Konsumenten selbst die Schuld übernehmen würden.

Universitätsratsvorsitzender Kurt Weinberger alarmierte, „dass kein Land seine Lebensräume durch Bodenversiegelung und das dichteste Straßennetz so irreparabel zerstöre wie Österreich.“

Infrastruktur und Umwelttechnik

Fragen rund um Rohstoffe, Materialnutzung und Umweltgestaltung prägten den dritten Themenschwerpunkt: „Wie kann man Baumaterialien recyceln und Rohstoffmangel vorbeugen?“, „Welche Auswirkungen hat Recycling auf unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem?“ und „An welchen neuen Materialen wird geforscht?“ Architekt, Unternehmer, Autor und Vorreiter von Kreislaufwirtschaft Thomas Rau behauptete provokant: „Rohstoffknappheit gibt es nicht.“ Nicht der Klimawandel sei die Herausforderung, sondern ein tiefliegender Bewusstseinswandel. Denn Leben und die Bedürfnisse sind zeitlich begrenzt, die Konsequenzen aber dauerhaft und irreversibel. Rau: „Wir müssen die limited Edition Erde neu organisieren und aus der Wertschöpfungskette eine Werterhaltungskette machen, etwa mit einer Architektur, die Bauen als Materialdepot versteht, das wiederverwendet werden kann.

Energie- und Mobilitätswende

Das erste Topic von Tag zwei widmete sich der Energie- und Mobilitätswende und fragte „Was braucht es für eine nachhaltige Verkehrswende? Welche Antriebssysteme werden wir in Zukunft einsetzen? Welche wirtschaftspolitischen Weichenstellungen sind notwendig, damit wirklich etwas passiert?“ Stadtforscherin und Mobilitätsexpertin Katja Schechtner forderte in ihrer Keynote „Mobilität neu denken“ ein radikal neues globales Verständnis von Mobilität: „Es geht nicht darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen, wir müssen uns fragen, ob das überhaupt notwendig ist“. Astrid Gühnemann vom Institut für Verkehrswesen (BOKU) regte eine ausreichende Bepreisung von CO2-Ausstoß, sowie mehr Nutzung von Shared Mobility an. Für ihren Kollegen Tobias Pröll vom Institut für Verfahrens- und Energietechnik (BOKU) ging es in der Klima- und Energiekrise in erster Linie um die Umsetzung bereits vorhandener technischer Lösungen.

Gesellschaftlicher Wandel

Im Einstiegstalk zum 5. Themenblock „Gesellschaftlicher Wandel“ erinnerte Universitätsratsvorsitzender und Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger, eindrücklich an den gesellschaftspolitischen Auftrag von Unternehmen sowie die Verantwortung eines jeden einzelnen Staatsbürgers und Staatsbürgerin für den Wandel, um auch in Zukunft die Lebensmittelversorgung die Schönheit dieses Landes und seine Biodiversität zu sichern sowie aus diesem „Weltkrieg gegen die Umwelt“ auszusteigen.

Der Historiker und Schriftsteller Philipp Blom beschrieb in seiner Keynote „Gesellschaftlicher Wandel – Oder: über das riskante Denken“, wie althergebrachte Gewohnheiten, Überkonsum und Wachstumsorientierung überwunden und achtsamer Wandel und gesellschaftliches Wohlergehen sichergestellt werden können. Wir müssten ein völlig neues Verständnis von der Natur und uns in ihr entwickeln. Wir SIND die Natur. Die Ethik der Unterwerfung sei nicht mehr praktikabel. Es sei sinnlos, über einzelne Individuen zu sprechen, man müsse in ganzen Systemen, Symbiosen denken. Das würde nicht ohne Konflikte gehen, denn wenn ein großes Narrativ wegbricht, entsteht ein Vakuum. Blom: „Es geht um neues, riskantes Denken. Es ist ein mutiger Akt!“

One Health

„One health, die Einheit von menschlicher und tierischer Gesundheit, ist ein bisschen wie Weltfrieden: Alle sind dafür, aber der Weg dorthin ist noch nicht so richtig klar“, meinte Eckart von Hirschhausen - Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde-Gesunde Menschen“ in seiner Keynote "Gesunde Erde-Gesunde Menschen: Klimakrise – größte Gesundheitsgefahr oder größte Chance?" Unser Planet Erde sei der einzige Ort im gesamten Universum mit Wasser, Luft, erträglichen Temperaturen und essbaren Pflanzen, ein einzigartiger „living room mit Kaffee, Sex und Schokolade.“ Warum also zerstören wir unser eigenes Zuhause? Vielen Menschen, so Hirschhausen, sei das Prinzip der Nichtwiederumkehrbarkeit immer noch nicht bewusst. Es brauche einfache Botschaften und Bilder, die zeigen, wie vulnerabel wir sind, ein einfaches Narrativ, das die Menschen begeistert und in ihrem höchsten Wert und zentralen Anliegen nach Gesundheit trifft und dafür Kommunikations- und Medientrainings für Wissenschaftler*innen.

Was auch Florian Krammer, mit seinen Erfahrungen als BOKU-Absolvent der Biotechnologe und Virologe an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, in der anschließenden Diskussion aus eigener Erfahrung bestätigen konnte: Wissenschaftler, müssten vermehrt einspringen, um Aufklärungsarbeit zu leisten und ehrliche, klare, verständliche Botschaften zu kommunizieren.

Ernährungssicherheit und Versorgung

Den Abschluss der Konferenz bildeten vielfältige Fragen zum Thema Ernährungssicherheit und Versorgung und der Agrarwissenschaftler und Vordenker des biologischen Landbaus, Urs Niggli, mit seiner Keynote "Alle Satt? Produktivität im Einklang mit der Ökologie." Darin erinnerte er an die rund 50-jährige Geschichte und den steinigen Transformationsprozess des Biolandbaus: von ignoriert, bekämpft, toleriert bis integriert. Heute ist die BOKU mit eine der Regisseurinnen. Denn tradiertes, altes Wissen in Verbindung mit modernen Erkenntnissen sind notwendig, angesichts der Aufgabe, in Zukunft 10 Milliarden Menschen ernähren zu müssen. Es brauche resiliente, regenerative Systeme und Biolandbauern als Träger des Systemwissens, sowie nachhaltigen Konsum, ohne den nachhaltige Landwirtschaft nicht möglich ist.

150 Jahre BOKU Lehre und Forschung: Rückblick und Ausblick

Mit ihrer jahrhundertelangen Geschichte und Expertise und ihrer regen Forschungs- und Publikationstätigkeit hat sich die BOKU längst als DIE Nachhaltigkeitsuniversität in Österreich etabliert. Sie vereint Tradition und Innovation in den unterschiedlichsten Life Science Themenfachgebieten wie Agrar- und Forstwissenschaft, Umwelt- und Ressourcenmanagement, Umweltwissenschaft, Lebensmittel- und Biotechnologie bis hin zu Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur.

International bestens vernetzt und Mitglied von EPIKUR, dem gemeinsamen europäischen Campus, fördert sie gemeinsames, grenzübergreifendes Lernen und Forschen und erfreut sich zahlreicher Patentanmeldungen, Publikationen und Gründerpreise.

Innovativ, zukunftsorientiert und nachhaltig vorausschauend agiert sie mit über 11.000 Studierenden, 3.000 Mitarbeiter*iinnen und Partner*innen am Puls der Zeit, trifft den Nerv der brisanten Themen unserer Gesellschaft und (unter)sucht und findet (über-)lebenswichtige Antworten darauf.

Näheres auf www.boku.ac.at/die-boku-feiert-150-jahre/zukunftskonferenz

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