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Von Harvard nach Wien: Epigenetik-Experte Davide Seruggia wechselt an die St. Anna Kinderkrebsforschung

An seinem ersten Tag verrät uns Seruggia sein Erfolgsgeheimnis und erklärt, wie Jurassic Park ihn inspiriert hat

Dr. Davide Seruggia, verlässt die Harvard School of Medicine, um als Principal Investigator und ERC Starting Grant-Preisträger an der St. Anna Kinderkrebsforschung zu starten. Der junge Wissenschaftler freut sich darauf, epigenetische Mechanismen der Genregulation bei Leukämie im Kindesalter zu untersuchen, um innovative Behandlungsansätze zu entdecken. An seinem ersten Tag verrät uns Seruggia sein Erfolgsgeheimnis und erklärt, wie Jurassic Park ihn inspiriert hat.

Bevor er die Leitung der Gruppe „Biologie der pädiatrischen Leukämie“ an der St. Anna Kinderkrebsforschung antrat, forschte Seruggia (36) als Postdoktorand an der Harvard School of Medicine und am Boston Children's Hospital. Kürzlich erhielt er einen der begehrten Starting Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC), um nicht-kodierende Regionen in der DNA bei der Blutbildung und bei Leukämie zu untersuchen.

„Es ist eine große Freude, Davide Seruggia, einen angehenden Star in der Welt der Epigenetik, in Wien begrüßen zu dürfen. Er kommt aus einem der weltweit führenden Labors, das Mechanismen der Blutbildung erforscht, geleitet von Stuart Orkin. Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir Davide Seruggia als Principal Investigator an unser Institut holen konnten", sagt Assoc.-Prof. Dr. Kaan Boztug, wissenschaftlicher Leiter der St. Anna Kinderkrebsforschung.

Warum sich der vielversprechende junge Wissenschaftler für Wien und speziell für die St. Anna Kinderkrebsforschung entschieden hat? „Es hat perfekt zusammengepasst", erklärt Seruggia. „Ich bin Experte für Epigenetik und kann von einem Umfeld profitieren, in dem sehr viel Wissen in pädiatrischer Onkologie vorhanden ist. Weltweit gibt es nur ganz wenige Institute, die so eng mit einem Kinderkrankenhaus verbunden sind. Eines davon ist in Boston, wo ich herkomme. Der Wechsel zur St. Anna Kinderkrebsforschung ermöglicht es mir, meine Expertise im selben Kontext zu vertiefen. Außerdem freue ich mich auf ein tolles und anregendes wissenschaftliches Umfeld in Wien und auf starke Kooperationen mit anderen Forschungsinstituten."

Von Dinosauriern zur dunklen Seite der DNA

Boztug erwartet sich neue Erkenntnisse zur Epigenetik der Leukämie aus Seruggias Forschungsgruppe: „In den letzten Jahrzehnten haben wir viel über Leukämie gelernt, was zu einer guten Prognose für viele Patientinnen und Patienten geführt hat. Um noch mehr Kinder zu heilen, eröffnet die Entschlüsselung der epigenetischen Kontrolle völlig neue Möglichkeiten."

Seruggia erklärt seinen Ansatz: „Die nicht-kodierenden Regionen sind so etwas wie der dunkle Teil des Genoms, denn sie sind wie eine Sprache, die wir nicht verstehen. Wir wissen aber, dass dieser Teil der DNA sehr wichtig ist, z.B. bei der Entstehung von Leukämie." Um zu erklären wie die Expression bestimmter, bei Leukämie relevanter Gene beeinflusst wird, nutzt Seruggia ein epigenetisches Modell.

„Neben diesen nicht-kodierenden Regionen untersuche ich die epigenetischen Faktoren, die die Sprache der nicht-kodierenden DNA lesen und sprechen", so der Wissenschaftler. Seruggia ist überzeugt, dass Erkenntnisse in diesem Forschungsbereich großes Anwendungspotenzial in der Diagnostik und Behandlung von Kinderkrebs haben können. Wenn man zum Beispiel ein Onkogen nicht direkt angreifen kann, könnte man versuchen, die epigenetischen Faktoren zu kontrollieren, die dieses Onkogen beeinflussen.

Die Idee, Teile der DNA auszutauschen oder zu kontrollieren, hat Seruggia schon immer beeindruckt. „Als ich 13 Jahre alt war, sah ich den Blockbuster Jurassic Park und ich mochte die Szene sehr, als die Protagonisten eine uralte DNA finden, die zerbrochen war. Denn sie reparieren sie, indem sie etwas Frosch-DNA hinzufügen. Auf diese Weise haben sie die Dinosaurier wiedererschaffen. Als Kind war das für mich wirklich faszinierend." Viele Jahre später wurde ihm klar: „Jetzt, wo ich im Labor arbeite, mache ich genau das, was mich fasziniert hat, als ich den Film gesehen habe."

Kontakte knüpfen, Kollaborationen aufbauen

Neben dem Ausschöpfen seiner Möglichkeiten und dem ständigen Erweitern der eigenen Grenzen hat Seruggia einen weiteren Tipp für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um sich zu etablieren. Für ihn ist die Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg. „Bei Experimenten im Labor hat man immer Wartezeiten. Anstatt zu warten, empfehle ich, sich zu vernetzen und sich in die Projekte anderer Forscherinnen und Forscher einzubringen. Umgekehrt kommen dann andere zu deinem Projekt und helfen dir. Das ist eine positive Rückkopplungsschleife. So kann es passieren, dass man fünf Jahre später plötzlich feststellt, dass man viel mehr geschafft hat, als wenn man nur an seinem eigenen, individuellen Projekt gearbeitet hätte." Natürlich klappt das nicht immer. „Man muss ein Gespür für die richtigen Leute, für bestimmte Kollaborationen haben und gut auswählen.“

Bauchgefühl für die richtigen Fragen

Eine weitere wesentliche Voraussetzung ist für Seruggia neben der Rationalität das richtige Bauchgefühl, um relevante Fragen zu stellen. „Wir haben die Möglichkeit, viele Experimente zu machen. Die Herausforderung besteht darin, auszuwählen, welches Experiment wirklich notwendig ist. Man kann etwas finden, das scheinbar nutzlos und sehr tiefe Grundlagenforschung ist, wie CRISPR, und dann bekommt man zehn Jahre später einen Nobelpreis dafür."

Die Auswahl einer interessanten Frage ist der schwierigste Teil für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Entweder man hat ein Talent dafür, die richtigen Fragen zu stellen oder nicht. Vielleicht lernt man es von seinen Supervisoren. Vielleicht ist es aber auch etwas, das man von Geburt an hat. Fragen Sie mich in fünf Jahren wieder."

Über Dr. Davide Seruggia

Dr. Davide Seruggia, PhD, ist seit Jänner 2021 Principal Investigator der Gruppe „Biologie der pädiatrischen Leukämie“ an der St. Anna Kinderkrebsforschung. Er schloss sein Studium der Biotechnologie an der Universität Milano-Bicocca, Italien, ab und promovierte in Molekular- und Zellbiologie am CNB-CSIC in Madrid, wo er nicht-kodierende regulatorische DNA-Sequenzen in der Maus untersuchte. Während seiner Postdoc-Zeit bei Stuart H. Orkin am Boston Children's Hospital und der Harvard Medical School bildete er sich in Hämatologie, Epigenetik und Genomik weiter.

Seruggia ist Erstautor wissenschaftlicher Publikationen in hochrangigen Journalen, darunter Nature Genetics und Molecular Cell. Der Wissenschaftler erhielt mehrere Fellowships, Preise und Forschungsförderungen, zuletzt den renommierten ERC Starting Grant.

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