„Mit dem „Nationalen Krebsrahmenprogramm in Österreich“ wurde 2014 ein Instrument geschaffen, das bundesweit bereits viele wegweisende Entwicklungen angestoßen hat. Die dort definierten Maßnahmen sind nun – 10 Jahre danach – in einem breiten Abstimmungsprozess mit den relevanten Entscheidungsträger:innen organisatorisch und inhaltlich weiter voranzubringen, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Ich bin zuversichtlich, dass das Programm in gemeinschaftlicher Arbeit gut weiter ausgebaut werden kann und auch wird.“, richtete Dr. Josef Smolle, Nationalratsabgeordneter und Gesundheitssprecher der ÖVP, seine Begrüßungsworte an das Publikum.
Österreich im oberen Mittelfeld mit Luft nach oben
Im anschließenden Impulsvortrag stellte Dr. Thomas Hofmarcher, Research Director des Swedish Institute for Health Economics, einen Vergleich von Österreichs Krebsversorgung zu jener des EU-Durchschnitts an. Obwohl sich Österreich mit Platz 10 im oberen Mittelfeld hinsichtlich der Überlebensrate einordnet, besteht dennoch weiterhin viel Potenzial zur Verbesserung. Besonders die Prävention wird als „Sorgenkind“ bezeichnet. Auch das Fehlen von ausreichend Gesundheits-Daten sowie deren Monitoring und Evaluation wird als Kritikpunkt hervorgehoben. „Dennoch ist Österreich in einigen Bereichen auch Vorreiter. Als besonders gut ist beispielsweise die Verfügbarkeitsrate von Medikamenten anzuführen. Zieht man die Zeitspanne heran, die ein Medikament von der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) bis zu seiner Verfügbarkeit benötigt, liegt Österreich klar im Spitzenfeld innerhalb der EU. Um diese Top-Position zu halten, muss darauf geachtet werden, dass nationale Bewertungsmechanismen diese Zeitspanne nicht ungewollt verlängern.“, erläuterte Dr. Hofmarcher und eröffnete damit das Feld für die Podiumsdiskussion.
Datenlage unzureichend
Die Expert:innen sind sich einig, dass ein bundesweites, aktualisiertes Krebsrahmenprogramm die Versorgungsqualität, den Forschungsfortschritt und die Transparenz der Behandlung vereinfachen und somit verbessern kann. Herausforderungen sieht der Expertenkreis bei der Verfügbarkeit eines standardisierten, validierten und klinisch relevanten Datensatzes über den gesamten Behandlungsverlauf sowie das durchgehende Qualitätsmanagement dieser Datenbank. Nur so könne man verlässlich Rückschlüsse auf den Erfolg gewisser Präventions- und Behandlungsmethoden ziehen. Auch das interessierte und fachkundige Publikum kam in einer Fragerunde zu Wort, beteiligte sich aktiv an der lebhaften Diskussion und brachte seine unterschiedlichen Erfahrungen mit ein. Besonders die Themen systematische Screeningprogramme, die Verkürzung der Zeit zwischen Erstdiagnose und Therapiestart und die berufliche Wiedereingliederung chronisch Kranker (zu denen in vielen Fällen auch Krebspatient:innen zählen) bewegten das Auditorium. „Die Veranstaltungsreihe "Zukunft Gesundheit" widmet sich einmal mehr dem hochbedeutenden Gesundheitsthema Krebs. Die Gespräche verdeutlichen den bisherigen Stellenwert und die künftige zentrale Rolle einer guten Krebsversorgung und -betreuung für die Gesundheit in Österreich. Die Experten sind sich einig, dass das „Nationale Krebsrahmenprogramm“ ein wertvolles Instrument ist, das dringend weiterentwickelt werden muss, um die großen Herausforderungen in der Onkologie meistern zu können“, fasste Univ.-Prof. Dr. Bernhard Schwarz, Präsident der Karl Landsteiner Gesellschaft, zusammen. Die Förderung von Forschung, Prävention, Erkennung, Therapie und Nachsorge für Personen, die an Krebs erkranken, wird weiterhin eine Schlüsselrolle in der zukünftigen Gesundheitsversorgung in Österreich spielen, welche Finanzierung und konstruktive Zusammenarbeit aller beteiligten Professionen erfordert.
Durch die Veranstaltung führte Claudia Schanza, MA. Die Veranstaltung “Zukunft Gesundheit” ist eine Initiative der Karl Landsteiner Gesellschaft in Kooperation mit MSD Österreich.
Auszug der Statements (in alphabetischer Reihung):
Mag.a Dr.in Christina Dietscher, Leiterin Abteilung Nicht übertragbare Erkrankungen, psychische Gesundheit & Altersmedizin, Sektion VI, BMSGPK
„Unsere Bevölkerung wird immer älter, was die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung im Laufe eines Lebens steigen lässt. Mit dem Programm wurden wichtige Weichen gestellt, um in der Krebsprävention und Krebsversorgung etwas zu erreichen. Es bietet ein einheitliches Konzept, an dem man sich orientieren kann, was vor allem in einem so fragmentierten Land wie Österreich von Vorteil ist. Deswegen ist auch die aktuelle Überarbeitung so wichtig.“
DGKP Danijela Dohnal-Suvajac, MSc, Leiterin der Arbeitsgruppe Breast Care Nurses, AHOP
„Das Konzept der „Breast Care Nurses“ ist ein vergleichsweise eher junges, jedoch umso wichtigeres. Durch die Zertifizierung der Brustzentren in den letzten Jahren wurde auch die Stimme nach einer spezialisierten Pflegekraft laut, die eine zentrale Rolle für Patient:innen, aber auch ärztliche Belegschaft einnehmen kann. Eine Breast Care Nurse begleitet Brustkrebspatient:innen kontinuierlich und bietet umfassende Betreuung in allen Lebensbereichen. Um weiterhin solche Fortschritte gewährleisten zu können ist die Aktualisierung des Programms besonders auch hinsichtlich des Ausbaus einer „Cancer Nurse“ bedeutend, um künftig allen Krebspatient:innen eine bessere Versorgung bieten zu können.“
Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Abteilungsvorstand Zentrum für Onkologie und Hämatologie, Klinik Ottakring; Past-Presidenz der ÖGHO
„Screening muss niederschwellig und flächendeckend stattfinden können, um frühzeitige Diagnosen gewährleisten zu können. Diese Menge an Daten sollte im besten Fall dann natürlich auch sinnvoll ausgewertet werden. In Österreich verzeichnen wir jedoch leider einen massiven Mangel an vernetzten Gesundheitsdaten. Das macht die Kommunikation und subsequent auch eine entsprechende Auswertung und Aufschlüsselung diverser Krankheits-Bilder schwierig. Diese Strukturprobleme gilt es zu bewältigen und in der Aktualisierung des Krebsrahmenprogramms aufzugreifen.“
Anita Kienesberger, Obfrau der Allianz onkologischer PatientInnenorganisationen
„Das „Right to be forgotten“ (RBF[1]) ist ein Punkt, den bereits acht Länder in der EU aufgegriffen haben und der auch für Österreich unglaublich wichtig und wertvoll wäre. Die Allianz onkologischer PatientInnenorganisationen ist bereit an der Aktualisierung des nationalen Krebsrahmenprogramms mitzuarbeiten und ihr gesammeltes Wissen aktiv miteinzubringen.“
Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident Österreichische Krebshilfe
„Gesundheit ist kein politisches Kampfthema. Ich wünsche mir hier einen österreichweiten Schulterschluss und dass mit der Gesundheitsbildung bereits im Kindergartenalter angesetzt wird, damit wir in weiterer Folge ein gesundes Österreich ohne Krebs verwirklichen können.“
[1] Das „Right to be forgotten“ sieht vor, dass zehn Jahre nach Abschluss der Behandlung keine medizinischen Informationen über eine Krebserkrankung von Patient:innen mehr vorliegen darf, speziell für Banken und Versicherungen. Eine Krebserkrankung soll versicherungsrechtlich vergessen werden können. Ziel ist es, Krebsbetroffene vor Diskriminierung zu schützen und ihnen den gleichen Zugang zu Versicherungen zu ermöglichen wie nicht an Krebs erkrankten Menschen.
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