Vom 31. Mai bis 2. Juni findet an der Universität Wien der Kongress "Phytotherapie 2018" statt, der von der Österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie (ÖGPHYT) gemeinsam mit sechs weiteren wissenschaftlichen Gesellschaften veranstaltet wird. Die Rahmenthemen "Cannabis als Arzneimittel", "Phytotherapie bei Infektionskrankheiten", "Krankheiten des Zentralnervensystems" und "Entzündungen" versprechen interessante Vorträge und Diskussionen. Erwartet werden rund 300 Teilnehmer aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, vorwiegend aus dem Gesundheits- und Forschungsbereich.
Cannabis sativa, gemeinhin als Hanf bekannt, und sein Konsum wird wegen verschiedener Aspekte viel diskutiert. Ein Schwerpunkt beim Phytotherapiekongress 2018 werden die Hanf-Inhaltsstoffe und deren chemisch-pharmakologische Eigenschaften sein. Derzeit sind über 600 verschiedene Substanzen aus Cannabis klassifiziert. Das bekannte THC (Tetrahydrocannabinol), das die psychotrope Wirkung von Hanf hervorruft, ist nur eines von vielen sogenannten Cannabinoiden. THC’s strukturelle Verwandte werden im Hinblick auf Entwicklung neuer Arzneimittel stark beforscht. Die neuesten Ergebnisse dazu werden im ersten Vortragsblock behandelt werden.
In der Therapie mittlerweile stark vertreten ist ein weiteres Cannabinoid: Cannabidiol (CBD). Dieser nicht-psychoaktiven Substanz wird unter anderem eine schmerzstillende, angst- und krampflösende Wirkung zugeschrieben. Momentan ist CBD allerdings nicht als streng-geprüftes Arzneimittel, sondern als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar. Dieser und andere regulatorische Gesichtspunkte von Hanf als Arzneipflanze bilden einen weiteren Schwerpunkt beim Kongress. Interessant dabei ist besonders der Vergleich zwischen den vier Ländern Schweiz, Deutschland, Holland und Österreich. Abgerundet wird das Thema Cannabis durch Berichte eines Wiener Allgemeinmediziners, der zahlreiche Patienten mit Cannabinoiden behandelt.
Der Kongress bietet auch einen Überblick über die phytotherapeutischen Möglichkeiten bei Infektionskrankheiten wie z.B. Malaria, Peridontalinfektionen und Helicobacter pylori-Infektionen. Besonderes Augenmerk wird zudem auf die Erforschung von Bakterien-Biofilmen sowie die "Sprache der Mikroorganismen" gelegt.
Auch die Thematik "Zentralnervensystem" ist im Fokus der Tagung. Dabei geht es um die Frage, was pflanzliche Stoffe – die Nahrung eingeschlossen – im menschlichen Gehirn bewirken, und ob Kaffee Depressionen vorbeugen kann. Es werden neueste Studien zu dem bewährten Mittel Johanniskraut und die Wirkung von Lavendel bei Angststörungen vorgestellt. Ein Vortrag widmet sich dem Spezialfall von geriatrischen PatientInnen. Da bei multimorbiden PatientInnen der Einsatz von Psychopharmaka oft problematisch ist, stellen Phytotherapeutika eine wertvolle Therapieoption dar.
Der Kongress endet mit dem Themenblock "Entzündungen". Dabei werden die Wirkungen von klassischen Arzneipflanzen, wie Arnica montana und Weihrauch, sowie der Einsatz neuerer Präparate (Myrrhe/ Kamille/ Kaffeekohle) bei der Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen genauer betrachtet. Auch kleinere entzündliche Erkrankungen aus der hausärztlichen Praxis sowie Entzündungen bei Kindern werden thematisiert.
Weitere Informationen und Programm: www.phytokongresswien2018.at