Pharmig: Strukturelle Veränderung statt Sparstift bei Arzneimitteln

Faire Preise können zu einer Stabilisierung der Versorgungslage mit Arzneimitteln beitragen.

Ein Gutteil der aktuellen Lieferverzögerungen bei Arzneimitteln lässt sich, neben Schwierigkeiten im Produktions- und Vertriebsprozess, vor allem auch auf die schwierige Preissituation in Österreich zurückführen. Dass faire Preise stabilisierend auf die Versorgung wirken können, hat der deutsche Bundesgesundheitsminister Lauterbach bereits erkannt. Er lässt mit Preiserhöhungen für bestimmte Arzneimittel aufhorchen, die aktuell schwer verfügbar sind. Auch in Österreich ist das Einsparungspotenzial bei den Ausgaben für Arzneimittel ausgereizt. Schließlich wurden erst im heurigen Frühjahr mittels neuer Preisregelungen die Arzneimittelpreise noch einmal nach unten gedrückt. Diese Niedrigpreis-Strategie birgt die Gefahr, dass Unternehmen gezwungen werden, sich aus der Versorgung mit Arzneimitteln zurückzuziehen.

Dazu sagt Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG: „Anstatt immer nur auf Einsparpotenziale im Gesundheitswesen zu schielen, sollte der gesamte Sektor als Chance für zukunftsgerichtete Investitionen angesehen werden. Das trifft ganz besonders auf den Medikamentensektor zu. Wenn man, wie bei Pauschalreisen, immer nur ‚billiger, billiger!‘ ruft und immer weniger auszugeben bereit ist, kann man nicht erwarten, dreimal am Tag das komplette Buffet zur Auswahl zu haben. Das Angebot wird so zwangsläufig immer dürftiger. Das ist im Arzneimittelbereich leider nicht anders, auch wenn die Unternehmen einen sehr langen Atem haben und wirklich alles daransetzen, die Versorgung mit ihren Produkten aufrecht zu erhalten.“

Die aktuell vielschichtige Krisenlage offenbart, dass selbst die zwar global verzweigten, aber an und für sich stabilen Lieferketten in der Arzneimittelproduktion irgendwann an ihre Grenze kommen. Lange Vorlaufzeiten bei Zulieferern und steigende Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die die pharmazeutische Industrie nicht wie andere Branchen weitergeben kann, zehren zusätzlich zu den wenig wirtschaftlichen Preisen an den Unternehmen.

Für eine stabile Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln ist laut Herzog eine nachhaltige und strukturelle Veränderung im Arzneimittelmarkt notwendig: „Will man, wie allseits seit Längerem schon zu hören, mehr Produktion in Europa und damit auch mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung, dann kann das nur gelingen, wenn es auch hinsichtlich der Preise entsprechende Maßnahmen gibt. Dem zufolge setzen wir uns schon seit Langem für eine faire Preisgestaltung im Arzneimittelmarkt ein. Als zentrale Maßnahme ist eine Angleichung der Arzneimittelpreise im patentfreien Bereich zumindest an die Inflation notwendig. Ebenso muss es im patentgeschützten Bereich, sprich bei den innovativen Medikamenten, ein Umdenken geben, und zwar weg von der Kosten- und hin zu einer Nutzenorientierung. Schließlich stiften diese Medikamente einen weitreichenden Nutzen, beispielsweise kürzere Krankenstände, weniger Pflegeaufwand oder vermiedene Krankenhausaufenthalte.“

Hinsichtlich der Stärkung des Produktionsstandortes muss eine Gesamtstrategie ausgearbeitet werden. Es gilt zu berücksichtigen, bei welchen versorgungskritischen Arzneimitteln und Wirkstoffen Europa ein Stück unabhängiger werden möchte und was bereits in Europa produziert wird. Denn letztendlich ist eine Steigerung der Produktion bzw. ein Ausbau von Produktionskapazitäten nicht von heute auf morgen und auch nicht in allen Arzneimittelbereichen wirtschaftlich machbar.

Über die PHARMIG:

Die PHARMIG ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband ca. 120 Mitglieder (Stand Dezember 2022), die den Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die PHARMIG und ihre Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.

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