Pharmig: Inflation frisst Produktion: heimische Arzneimittelproduktion gefährdet

Hohe Inflation, fehlende Versorgungssicherheit bei steigenden Energiekosten und ein niedriges Preisgefüge im patentfreien Arzneimittelmarkt setzen heimischer Arzneimittelproduktion zu.

Die in Österreich produzierenden Arzneimittelhersteller sehen die Versorgung mit Arzneimitteln aus Österreich zunehmend in Gefahr. Schon seit Jahren ist es bei vielen patentfreien Medikamenten herausfordernd, diese in Österreich noch wirtschaftlich sinnvoll herzustellen bzw. zu vertreiben. Die Gründe dafür: Österreich ist im patentfreien Bereich im EU-weiten Vergleich ein Niedrigpreisland. Gesetze, die die Preise von Medikamenten nach unten drücken, setzen den Unternehmen zu. Ebenso die hohe Inflation, die damit einhergehenden steigenden Kosten und die belastende Situation am Energiesektor. Heimische Unternehmen aus dem Pharmabereich schlagen folglich Alarm und warnen vor negativen Folgen für die Arzneimittelvielfalt und -versorgung. Sie fordern eine Anpassung der Arzneimittelpreise an die Inflation.

„Seit Jahren klafft die Schere beim Verbraucherpreisindex und Arzneimittelpreisindex auseinander. Das heißt, dass Arzneimittel in Wahrheit immer billiger werden, obwohl alles andere von Jahr zu Jahr teurer wird. Das hat schon in der Vergangenheit manche Unternehmen gezwungen, sich mit einzelnen Produkten aus der Versorgung zurück ziehen zu müssen. Denn bei den niedrigen Preisen, die in Österreich bei patentfreien Arzneimitteln herrschen, wird es für manche zur Überlebensfrage, ob sie ein Produkt weiter auf dem Markt halten oder dessen Herstellung und Vertrieb gänzlich einstellen“, weiß PHARMIG-Vizepräsident und Geschäftsführer der Sigmapharm Arzneimittel GmbH, Bernhard Wittmann, aus eigener Erfahrung.

Auch Ilse Bartenstein ist doppelt mit der negativen Entwicklung konfrontiert. Sie sieht als Obfrau der Sparte Pharma in der Wirtschaftskammer Österreich, dass sich die Situation bei vielen anderen Herstellern wie bei den Mitgliedern der PHARMIG darstellt. Ebenso muss sie als Geschäftsführerin der G.L. Pharma GmbH für das eigene Unternehmen laufend um faire Preise für Arzneimittel kämpfen. „Wir brauchen im patentfreien Bereich eine Angleichung der Arzneimittelpreise an die Inflation. Man muss nicht Betriebswirtschaft studiert haben, um sich ausrechnen zu können, dass ein Unternehmen trotz Kostenoptimierungen nicht sehr lange überleben kann, wenn die Produktionskosten und die gestellten Anforderungen so stark und laufend steigen, aber sich die Preise für das eigene Produkt, wenn überhaupt, nur nach unten bewegen“, so Bartenstein.

„Will man den Produktionsstandort Österreich stärken und zukunftsfähig erhalten, kann es keine Lösung sein, die heimischen produzierenden Unternehmen immer weiter zu belasten und sie mit ihren Sorgen und Nöten allein zu lassen. Wir brauchen die Unterstützung der Politik, wenn sie den Wunsch nach einer verstärkten Arzneimittelproduktion hierzulande wirklich ernst meint. Wir können die Versorgung mit Arzneimitteln nur dann gewährleisten, wenn das auch wirtschaftlich möglich ist. Das heißt: adäquate Preise statt beständig hohem Preisdruck, wie er bisher aufgrund der gesetzlichen Preisregelungen ausgeübt wurde“, gibt auch Katherina Schmidt, Geschäftsführerin der Pharmazeutische Fabrik Montavit GmbH, zu bedenken.

Zuletzt wurden im vergangenen Frühjahr zusätzliche Regelungen vom Parlament festgelegt, die dafür sorgen, dass die ohnehin niedrigen Arzneimittelpreise in Österreich weiter niedrig gehalten werden. Zu niedrig, wie die Vertreter:innen der pharmazeutischen Industrie überzeugt sind: „Wir sehen, was unsere Mitarbeitenden tagtäglich leisten, mit welchem Einsatz sie in der Forschung, in der Produktion, am Fließband, bei der Verpackung und auch draußen im Vertrieb unterwegs sind. Die pharmazeutischen Unternehmen stellen an die 18.000 Arbeitsplätze zur Verfügung. Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung und zahlen Steuern, die der Allgemeinheit zugutekommen, ganz abgesehen von unseren Produkten, die einen enormen Nutzen für Patientinnen und Patienten stiften. In Zeiten, in denen wir die Bedeutung der Versorgungssicherheit vor Ort mehr denn je zu schätzen wissen, müssen uns diese Vorteile als Gesellschaft etwas Wert sein. Das zu sichern, sollte der Auftrag der Allgemeinheit an die Politik und das solidarische Gesundheitswesen sein“, appelliert Wittmann.

Weitere Informationen zum Thema sowie Porträtfotos der Sprecher:innen finden Sie unter https://www.ots.at/redirect/pharmig33

Über die PHARMIG:

Die PHARMIG ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband ca. 120 Mitglieder (Stand Oktober 2022), die den Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die PHARMIG und ihre Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.

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