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OGNMB: Neue nuklearmedizinische Anwendung bei Morbus Crohn

- Nuklearmedizinischer Tracer ermöglicht eine zielgerichtete Behandlung

- Neue nuklearmedizinische Anwendung verspicht künftig Morbus Crohn Patient:innen Verbesserung ihrer chronischen Erkrankung.

Morbus Crohn zählt zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. In Österreich leben geschätzt ca. 20.000 Personen mit dieser Autoimmunerkrankung, die leider nicht heilbar ist. Mit dem Einsatz eines neuen diagnostischen Verfahrens genannt „FAPI-PET“ ist es der Nuklearmedizin gelungen den Schweregrad dieser Erkrankung nicht invasiv zu beurteilen. Die ersten Studienergebnisse aus dem AKH Wien wurden kürzlich international veröffentlicht und können in Zukunft ein wichtiger Weichensteller für die weitere Therapieentscheidung sein.

Fibroblasten-aktivierende Protein (FAP) der Bindegewebszellen hat eine zentrale Rolle

Bei dieser chronisch entzündlichen Darmerkrankung spielt das Fibroblasten-aktivierende Protein (FAP) der Bindegewebszellen eine zentrale Rolle. Bei den wiederkehrenden Entzündungsschüben der betroffenen Darmwandabschnitte führt die Aktivierung einer Membrangebundenen Protease zu Bindegewebswachstum, die zu Darmwandfibrosen und als Spätfolge zu Darmwandstenosen führen können. Durch eine spezielle radioaktive Markierung eines Inhibitors gegen FAP (=FAPI) können diese fibrosierenden Veränderungen sichtbar gemacht werden.

Neuer Tracer zeigt Unterschied zwischen moderater und schwerer Darmwandfibrose

In einer Monocenter Studie der Med Uni Wien konnte erstmals bei PatientInnen mit Morbus Crohn gezeigt werden, dass FAPI den Schweregrad einer Darmwandfibrose mittels PET/MRI nicht invasiv beurteilen kann und somit in Zukunft als Entscheidungshilfe für die weitere Therapiefindung (medikamenös versus Operation) eine zentrale Rolle spielen wird können [1].

Die Nuklearmedizin macht mit dem PET vorhandene Fibrosen sichtbar

In der Nuklearmedizin kann FAPI mit Gallium-68, einem Positronen Strahler radioaktiv markiert werden und nach intravenöser Applikation des Tracers mit einer Positron-Emissionstomographie (PET)-Kamera alle im Körper vorhandenen Fibrosen sichtbar machen. Durch die Kombination mit der Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) als Hybridgerät können die einzelnen Läsionen auch räumlich sehr gut zugeordnet werden.

Auch Langzeitfolgen nach COVID-19 Infektion

In einer weiteren Monocenterstudie von der Universitätsklinik für Nuklearmedizin in Innsbruck konnte mittels FAPI-PET/CT der Schweregrad der Fibrosierung nach COVID-19 Infektion dargestellt werden. Bei frühzeitigem Nachweis der Fibroblastenaktivierung könnte das eine wichtige Weichenstellung für die weitere Behandlung von PatientInnen mit Long COVID Syndrom darstellen [2].

Der FAPI – Tracer bringt auch in der Krebsbehandlung gute Erfolge

In den letzten Jahren wurde FAPI vor allem zum Nachweis von Krebs verschiedener Herkunft untersucht, wo die klassische PET/CT Bildgebung mit Fluor-18 Deoxyglukose (FDG) zum Teil nur eingeschränkt aussagekräftig war. Die ersten Studienergebnisse deuten darauf hin, dass vor allem bei Krebserkrankungen der Speiseröhre, Lunge, Leber und Gallenwege, Magen und Darmkrebs, des Urogenitaltraktes sowie der Brust und der Eierstöcke FAPI-PET/CT im Vergleich zu FDG-PET/CT leichter das Primum und das Metastasenausmaß beurteilen kann [3].

Hintergrundinformation:

Tumorgewebe zeichnet sich durch eine besondere lokale Umgebung (=Mikroenviroment) aus. Dieses bewirkt, dass um Tumorzellen durch Fibroblasten Aktivierung Blutgefäße neu aussprossen und so das Tumorgewebe ausreichend mit Nährstoffen versorgen, die zu weiteren Tumorwachstum führt. FAPI-PET/CT kann diese Bindegewebsstrukturen sichtbar machen und somit indirekt den Primärtumor und eventuell vorliegende Metastasen sichtbar machen. Ein weiterer Vorteil von FAPI liegt daran, dass dieses Molekül auch mit einem Betastrahler wie Yttrium-90, Luteium-177 oder einem Alphastrahler wie Actinium-225 radioaktiv markiert werden kann und somit zielgerichtet bei Tumorerkrankungen zur Therapie eingesetzt werden kann. Prospektive randomisierte Multicenter Studien müssen allerdings erst einen gesicherten Stellenwert dieses neuen Theranostik (=Diagnose und Therapie aus einer Hand) Ansatzes der Nuklearmedizin etablieren, ehe sie in der Routinebehandlung von Krebspatient:innen sicher eingesetzt werden können.

Literatur:

[1] Scharitzer M et al. Radiology 2023;306e222389 https://doi.org/10.1148/radiol.222389.

[2] Sviridenko A et al. Clin Nucl Med 2022 Dec 1;47(12):1026-1029.

[3] Mori Y et al. Radiology 2023;306e22079 https://doi.org/10.1148/radiol.220749.

Nuklearmedizin: Behandlung mit Durchblick

Unter Nuklearmedizin versteht man den Einsatz von radioaktiven Arzneimitteln für Diagnostik, Therapie und medizinische Forschung. Der Begriff Diagnostik umfasst die medizinische Bildgebung und bildfreie Verfahren wie beispielsweise Bluttests. Durch die Möglichkeit, Zielstrukturen an Tumorzellen treffsicher darzustellen und zu behandeln, werden nuklearmedizinische Verfahren im Kontext der Personalisierten Medizin zunehmend auch bei anderen Tumorerkrankungen eingesetzt.

Die österreichische Gesellschaft für Nuklear­medizin & Molekulare Bildgebung (OGNMB) ist die von der Österreichischen Ärztekammer für das Sonderfach Nuklearmedizin akkredi­tierte Fachgesellschaft und fördert unter an­derem Wissenschaft, Ausbildung und sichere Praxis auf dem Gebiet der Nuklearmedizin.

Rückfragen & Kontakt:

Dr. Britta Fischill
Fischill PR
britta@fischill.at
+43 676 3039699

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