Bereits 2019 hat der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) einen Nationalen Aktionsplan vorgelegt, der aufgezeigt hat, wie man das Impfwesen in Österreich verbessern könnte. Die COVID-19-Pandemie mit all ihren Auswirkungen auch auf andere Impfungen hat nun einmal mehr verdeutlicht, welche Adaptierungsmaßnahmen nötig sind, um jede*n Einzelnen, aber auch die Gesellschaft bestmöglich vor impfpräventablen Erkrankungen zu schützen. Der ÖVIH hat diese nun in einem upgedateten 9-Punkte-Plan zusammengefasst.
Ziele formulieren
An oberster Stelle der notwendigen Verbesserungen aus Sicht des ÖVIH steht die Zielformulierung. „Wir brauchen definierte gesundheitspolitische Ziele, die vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) vorgegeben werden sollten“, sagt Mag.a Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH. „Das sind vor allem Zielgrößen bei den Durchimpfungsraten, und zwar in allen Alters- und Risikogruppen und zu allen im Österreichischen Impfplan vorgesehenen Impfungen.“ Für manche Indikationen wie Influenza oder HPV gäbe es ja bereits Zielvorgaben der WHO, an denen man sich auch in Österreich orientieren könne. „Die tatsächlichen Durchimpfungsraten muss man dann im nächsten Schritt mit den definierten Zielen abgleichen, am besten im Rahmen des e-Impfpasses“, erläutert die ÖVIH-Präsidentin.
Ausbau des e-Impfpasses
Mit der Einführung des e-Impfpasses im Rahmen der COVID-19-Pandemie sei ja bereits ein wichtiger Meilenstein gelungen, betont Gallo-Daniel. Nun müsse er rasch weiterentwickelt werden. Dazu gehöre vor allem die Eintragung aller im Nationalen Impfplan empfohlenen Impfungen aller Bevölkerungsgruppen. Würde man diese dann anonymisiert regional und national auswerten, könne man erkennen, wo es Impflücken gäbe und entsprechende Maßnahmen setzen. Hilfreich und sinnvoll wären außerdem Erinnerungsfunktionen für den* die Einzelne*n zu fälligen Impfungen. Papierimpfpässe würden oft verlorengehen beziehungsweise seien manche Eintragungen nach ein paar Jahren nur noch schwer nachvollziehbar.
Regelmäßige Erhebung der Impf-Einstellungen der Bevölkerung
Neben den quantitativen Daten, die im Rahmen der e-Impfpass-Auswertungen erhoben werden sollten, ist aus Sicht des ÖVIH auch die Erhebung von qualitativen Daten nötig. Der ÖVIH fordert daher die Durchführung entsprechender Erhebungen von öffentlicher Seite. ÖVIH-Generalsekretär Dr. Christoph Jandl erläutert: „Die Gründe, warum Menschen sich nicht impfen lassen, sind sehr unterschiedlich. Gesundheitspolitische Maßnahmen zur Erhöhung der Durchimpfungsraten sind aber nur dann sinnvoll, wenn diese Gründe bekannt sind. Außerdem kann man über entsprechende Erhebungen erkennen, ob und wie gut gesundheitspolitische Maßnahmen angenommen werden und kann diese im Fall des Falles entsprechend nachjustieren."
Niederschwelliger Zugang
Was für den ÖVIH auf jeden Fall zu den wichtigsten Maßnahmen zur Steigerung der Durchimpfungsrate unabhängig von der Indikation gehört, ist ein niederschwelliger Zugang zu Impfungen. Hier haben Bund und Länder im Rahmen der COVID-Impfungen schon viel geleistet. Nun sollte dieser einfache Zugang auch für andere Impfungen weiter fortgeführt und mit den jeweiligen Aufklärungskampagnen abgestimmt werden, ist man bei ÖVIH überzeugt. „Dazu gehören auch Maßnahmen rund um den Zugang zu den kostenfreien Impfungen im Pflichtschulalter“, erklärt Mag.a Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH. „Gerade bei Impfungen Im Pflichtschulalter ist der Nachholbedarf aktuell besonders hoch. Weder gibt es einheitliche Kompetenzen bei der Durchführung noch genügend Aufklärung von Schüler*innen und Eltern. Dies trifft vor allem auch auf entfallene Impfungen aufgrund der Pandemie zu. Eine bundesländerübergreifende Aufklärung und ein niederschwelliger Zugang zu Impfungen für Kinder und Jugendliche müssen nun endlich geschaffen werden. Ebenso eine Neudefinition der Kompetenzen für die Durchführung von Schulimpfungen.“
Frühzeitige Einbindung der Impfstoffhersteller in strategische Bedarfsplanung
Um die benötigten Impfstoffe, die im Rahmen der definierten Maßnahmen verimpft werden sollen, auch tatsächlich in ausreichender Menge und zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stellen zu können, fordern die Hersteller in ihrem letzten Punkt, vermehrt in die Bedarfsplanung eingebunden zu werden werden. Und zwar rechtzeitig. ÖVIH-Präsidentin Gallo-Daniel erläutert, warum. „Die globale Impfstoffproduktion ist sehr komplex, weswegen die Produktionsdauer eines Impfstoffes bis zu zwei Jahre betragen kann.“ Sie ergänzt: „Das bedeutet, dass Impfstoffhersteller frühzeitig auf Basis der definierten Impfziele über den Bedarf informiert und in die Erstellung von Impfstrategien eingebunden werden müssen. Als Hersteller stehen wir daher mit all unserer Expertise jederzeit gerne für Gespräche mit der öffentlichen Hand zur Verfügung.“
Der gesamte Nationale Aktionsplan des ÖVIH mit allen Forderungen im Detail steht unter folgendem Link zum Download zur Verfügung.
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