ÖGN-Jahrestagung in Wien von 13.–15.03.2024: “Brain Health“

Erstmals beschäftigt sich eine Jahrestagung der ÖGN mit der Prävention von Erkrankungen

Die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) steht heuer unter dem Motto „Brain Health“. Dabei versammeln sich knapp 1000 Neurolog*innen, um neueste Erkenntnisse aus ihrem Fach zu diskutieren und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Verbesserung der Behandlung neurologischer Erkrankungen in die Praxis umzusetzen.

"Es ist nicht nur die Behandlung von neurologischen Erkrankungen, sondern auch die Prävention von immenser Bedeutung. Die heurige Jahrestagung steht ganz unter dem Motto wie wir unser Gehirn fit halten", so Tagungspräsident, Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger, MSc, FEAN, Vorstand der Univ. Klinik für Neurologie, Medizinische Universität Wien.

Das Gehirn ist für unsere physische, mentale und soziale Gesundheit von zentraler Bedeutung. Durch die Belastungen in unserem Alltag (Gesundheit, Arbeit, Psyche usw.) wird unser Gehirn immer öfter erkranken. Um diese Belastungen zu reduzieren, muss die Prävention neurologischer Erkrankungen massiv erhöht werden.

Zwei aktuelle Studien und der „Neurologie-Report 2022“ der ÖGN fassen die Dimensionen der Gesamtbelastung neurologischer Erkrankungen zusammen. Weltweit sind neurologische Erkrankungen die Hauptursache für in Behinderung verbrachte Lebensjahre, verursachen die höchste Zahl an DALYs (disability-adjusted life years=verlorene Lebensjahre durch krankheitsbedinge Behinderung oder vorzeitigen Tod) und sind weltweit die zweithäufigste Todesursache.

In Österreich wurden 2017 bei einer Gesamtbevölkerung von 8,8 Millionen Menschen, 5,5 Millionen neurologische Erkrankungen erfasst. Somit sind statistisch betrachtet mehr als 60% der Bevölkerung von einer neurologischen Erkrankung betroffen. Die daraus resultierenden krankheitsbedingen Kosten in Österreich betrugen 2016 etwa 16 Milliarde Euro und für 2023 geht man von einer Vervielfachung in Richtung 100 Milliarden Euro aus.

Durch die demographische Bevölkerungsentwicklung wird es noch zu einer erheblichen Zunahme von neurologischen Erkrankungen führen. Dazu zählen altersassoziierte Schlaganfälle, Morbus Parkinson, Demenz, Epilepsien und Polyneuropathien. Die neurologischen Erkrankungen stellen somit eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dar.

Um die Erkrankungen für die Menschen und auch die Kosten für das Gesundheitssystem in Grenzen zu halten, braucht es Maßnahmen zur Prävention und Resilienz. Durch nachhaltige Modifikationen von Risikofaktoren und Public-Health-Maßnahmen kann das Risiko zu Erkrankungen minimiert werden. So leiden in Österreich etwa 10% der Bevölkerung an Diabetes mellitus, die Hälfte von diesen haben oder entwickeln eine diabetische Neuropathie, die durch Prävention zu einem großen Teil vermeidbar wäre.

„Gehirngesundheit ist weit mehr als nur die Absenz einer neurologischen Erkrankung oder deren Risikoidentifizierung bzw. Prävention. Unser Gehirn ist enorm wichtig für alle Aspekte unseres Lebens, für unsere physische, mentale und soziale Gesundheit und um unsere Potentiale als Individuen und Gesellschaft zu realisieren. Kognitive Leistungen der Menschen sind auch zunehmend das Kapital einer postindustrialisierten Gesellschaft. Selbstverständlich ist hierfür ist daher die Förderung und Erhaltung von Gehirngesundheit“, so Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger, MSc, FEAN.

Stögmann zu Alterung und Demenz

Die Alterung der Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten erfordert gezielte Anstrengungen, um die Prävalenz und die gesellschaftliche Belastung weiter zu senken.

Bis zu 40% aller Demenzfälle weltweit könnten verhindert werden, wenn modifizierbare Risikofaktoren gezielt ins Visier genommen würden.

Derzeit laufen zahlreiche randomisierte kontrollierte Studien zur Demenzprävention.Die bekannteste und erfolgreichste ist die FINGER Studie, bei der ein multimodales Lebensstilinterventionsprogramm zu verbesserter kognitiver Leistung geführt hat. Die Medizinische Universität Wien hat in Zusammenarbeit mit FINGER ein digitales Lebensstilinterventionsprogramm namens LETHE konzipiert. Die Anwendbarkeit dieses Programms wird derzeit in einer Studie in 4 klinischen europäischen Zentren untersucht. Die Teilnehmer*innen werden mit Hilfe einer App auf unterschiedliche Lebensstilinterventionen hingewiesen.

Weltweit gibt es Empfehlungen für den Einsatz von Gedächtniskliniken der zweiten Generation (Brain Health Services), deren Aufgabe – neben der Diagnostik und Therapie von kognitiven Störungen - auch die evidenzbasierte und ethische Prävention bei Risikopersonen sein soll.

„Die Medizinische Universität Wien hat in Zusammenarbeit mit FINGER ein digitales Präventionsprogramm für Lebensstilveränderungen entwickelt, das die Verzögerung eines Demenzbeginns zum Ziel hat. Die Eckpfeiler eines zukünftigen präventiven Ansatzes in Gedächtnisklinken sind (i) die Bewertung genetischer und potenziell veränderbarer Risikofaktoren, (ii) die Risikokommunikation, (iii) die Risikominderung mit Interventionen in mehreren Bereichen und (iv) die kognitive Verbesserung mit kognitivem und körperlichem Training“, Assoc.Prof.Priv.-Doz.Dr.med.univ. Elisabeth Stögmann

Ferrari zu Schlaganfall

Der Schlaganfall ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit. In Österreich erleidet alle 27 Minuten eine Person einen Schlaganfall.

Es gibt zwei Hauptansätze zur Prävention von Schlaganfällen. Einerseits den Hochrisikoansatz, der darauf abzielt, die Prävalenz und das Ausmaß der vaskulären Risikofaktoren bei Hochrisikoindividuen zu reduzieren, und andererseits den Populationsansatz, der darauf abzielt, die Prävalenz und das Ausmaß der Risikofaktoren in der Allgemeinbevölkerung zu verringern.

Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, kann mit 5 einfachen Maßnahmen jenseits der Apotheke um bis zu 80 % gesenkt werden. Hierzu zählen regelmäßige körperliche Aktivität, aufs Gewicht achten, Nicht rauchen, mediterrane Kost und geringer bis kein Alkoholkonsum.

Wissenschaftliche Auswertungen der letzten Jahre konnten erfreulicherweise zeigen, dass durch die verbesserte Primärprävention das mittlere Alter beim Auftreten des ersten Schlaganfalls bei Frauen um 3 Jahre und bei Männern um 4 Jahre anstieg. Dazu hat über die letzten Jahre auch der Schweregrad des Schlaganfalls abgenommen.

Von großer Bedeutung gelten dabei folgende Maßnahmen:

Jede Senkung des systolischen Blutdrucks um 10 mmHg und des diastolischen Blutdrucks um 5 mmHg reduziert das Risiko eines Schlaganfalls um 41% und für kardiale Ereignisse um 22%.

Weiters kann man davon ausgehen, dass jede Senkung der LDL-Cholesterinkonzentration um 1 mmol/L mit einer Statintherapie das Risiko eines ersten Schlaganfalls um etwa 21 % reduziert.

Die orale Antikoagulation bei Patient*innen mit Vorhofflimmern reduziert das Schlaganfallrisiko um 60%–80 % im Vergleich zu keiner Antikoagulation.

„Allein die Fortschritte in der Primärprävention zeigen, dass die altersbezogene Schlaganfall-Inzidenz in Österreich abnimmt, das Alter eines ersten ischämischen Schlaganfalls zunimmt und eine signifikante Abnahme der Schwere des Schlaganfalls besteht“, so Prim. Priv.-Doz. Dr. Julia Ferrari.

Einflussfaktoren für die Gehirngesundheit:

1. Erhaltung von Gehirngesundheit:
Kognitive Aktivitäten, Neugier und soziale Interaktionen, gesunde Ernährung, guter Schlaf und körperliche Betätigung.

2. Protektion und Prävention:

Reduzierung von Alkohol- und Zuckerkonsum, Blutfettwerten, Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes mellitus, Nikotinabstinenz, die Vermeidung von Schädelhirntraumata und die Behandlung von Depressionen, Hör- und Sehminderungen (2. B. Katarakt).

3. Planung:

Planungsentscheide von Entscheidungsträgern aus Wissenschaft, Politik, und Gesundheitswesen determinieren Faktoren, die auf unsere Gehirn- und mentale Gesundheit wesentlichen Einfluss haben: inklusiver und chancengleich er Zugang zu Bildung, Forschungsstrategien, Umweltfaktoren (Klimawandel, Luftverschmutzung), politisches und wirtschaftliches Umfeld, sozioökonomische Bedingungen.

Rückfragen & Kontakt:

Axel Ganster
PR:AG Ganster Communications GmbH
+436642513485
Axel.ganster@pr-ag.at

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