Die ÖGARI setzt auf Aufklärung und Kommunikation, um künftig dringend nötige Organe für Transplantationen zur Verfügung zu haben.
»Die Zahlen sprechen für sich. Seit 2022 haben wir wieder mehr Organe für Transplantationen zur Verfügung gehabt als ein Jahr zuvor. Dennoch konnte in Summe die Zahl der Organspenden vor den Pandemiejahren noch nicht erreicht werden.«, bestätigt Univ.-Prof Dr. Christoph Hörmann, Präsident der ÖGARI und Mitglied des Transplantationsbeirats ÖGBIG-Transplant. Anlässlich des »Tag zur Organspende und Transplantation«, der am 10. Oktober alljährlich von der EU begangen wird, beleuchtet die Intensivmedizin dieses sensible Thema. Dabei setzt die ÖGARI verstärkt auf Aufklärung und den Dialog, um Organe für all jene zu haben, die dringend darauf warten.
Mit 31.12.2022 befanden sich 730 Personen auf den Wartelisten für eine Organtransplantation, zwölf Prozent weniger als im Jahr davor. Trotz einer im internationalen Vergleich hohen Anzahl an Organspendern stehen in Österreich nicht ausreichend Organe für Transplantationen zur Verfügung.
Im Jahr 2022 wurden in Österreich 688 Organtransplantationen durchgeführt, 57 davon mit Organen von Lebendspenderinnen und Lebendspendern und 631 mit Organen Verstorbener. Im Vergleich zum Jahr davor ist somit die Anzahl der Transplantationen mit Organen Verstorbener wieder gestiegen (2021 waren es 611). Auch die Anzahl der Transplantationen unter Beteiligung von Lebendspenderinnen und Lebendspendern ist gestiegen (2021 waren es 51). (Quelle Transplant‐Jahresbericht 2022, der GÖG).
Hinter diesen nüchtern klingenden Zahlen stehen jedoch menschliche Schicksale, verbunden mit der Aussicht auf Hoffnung von schwerkranken Patient:innen, die dringend auf ein Organ warten. Niere, Lunge, Leber, Herz und Pankreas sind die Organe, die am meisten benötigt werden. Der Weg, ein Spenderorgan zu erhalten ist an klare Regeln, wie z.B. Dringlichkeit, Wartezeit, Gewebeübereinstimmung gebunden. Die Verteilung nach diesen klaren Regeln erfolgt über Eurotransplant.
Organtransplantationen sind oftmals die letzte Hoffnung
»Für Patient:innen, die für eine Transplantation in Frage kommen, gibt es derzeit keine andere medizinische Alternative. Nur wenn wir genügend Spenderorgane haben, können alle nötigen medizinischen Schritte umgesetzt werden, damit eine Transplantation stattfinden kann.«, führt Professor Hörmann aus. Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, Präsident elect der ÖGARI und bis vor kurzem Vorsitzender des Transplantationsbeirats der ÖGIB, bestätigt: »Jedes Organ, das nicht gespendet wird, kann durch nichts anderes ersetzt werden. Es ist wesentlich darauf hinzuweisen, dass die Organe des Verstorbenen vielerorts mehrere Menschenleben durch eine Transplantation retten können. Nur wenn ausreichend Organe von Spender:innen zur Verfügung stehen, besteht die berechtigte Hoffnung, anderen Patienten zu helfen.«, so Prim. Zink und verweist auch auf den Umstand, dass eine Nierentransplantation für den Patienten eine bessere Lebensqualität und längeres Überleben bietet. Zudem wird längerfristig unser Gesundheitssystem entlastet, da eine kostspielige Dialyse eingespart werden kann. Mit nahezu 45 Prozent zählen Nierentransplantationen zu den häufigsten transplantierten Organen von verstorben Spendern.
Alpha und Omega: Sensible Aufklärung mit Patient:innen und deren Angehörige
»Der Aufklärung und das persönliche Gespräch mit den betroffenen Familien auf der Intensivstation muss viel Aufmerksamkeit geschenkt werden.«, in diesem Umstand sieht Professor Hörmann die wesentliche Voraussetzung, den Prozess von der Organentnahme bis hin zur Organverpflanzung konstruktiv zu begleiten. »Damit Patient:innen, deren Leben vermutlich durch eine Transplantation gerettet werden können, rechtzeitig ein passendes Organ erhalten, steht die Kommunikation an erster Stelle. Das bedeutet im Dialog mit den Angehörigen des soeben Verstorbenen, die Ziele der Organspende klarzumachen.«, so Professor Christoph Hörmann. »Generell aber sollten wir viel mehr Augenmerk auf die Tatsache lenken, dass jeder von uns stets auch ein Fremdorgan brauchen und spenden könnte. Das wäre nicht nur wünschenswert, sondern ein Gebot der Ethik und Fairness.«, darin sind sich Professor Hörmann und Pimarius Zink, Experten der Intensivmedizin einig.
Ethik und Entscheidungsfindung in der Intensivmedizin
Die Intensivmedizin und die Transplantationsmedizin stehen oft vor ethischen Herausforderungen, insbesondere dann, wenn es um die Feststellung des Hirntods, um Entscheidungen zur Organspende und um die Zuteilung von Organen geht. Ärzt:innen der Intensivstationen kommt somit eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung von Familien und der Unterstützung bei Entscheidungen in diesen schweren Zeiten zu.
Algorithmen helfen, damit der richtige Patient das richtige Organ bekommt
Menschliche Organe werden in Österreich über Eurotransplant koordiniert. Eurotransplant ist eine gemeinnützige Organisation, die für die Zuordnung von Spenderorganen innerhalb von verschiedenen europäischen Staaten zuständig ist. Damit soll sichergestellt werden, dass der entsprechend notwendige Bedarf an Organen und die vorhandenen Ressourcen in Einklang gebracht werden. Jedes Spenderorgan kommt in eine Rangliste mit den jeweiligen potenziellen Organempfängern. Bei der Erstellung der Rangliste spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle (z.B. die Übereinstimmung der HLA-Antigene, die Dauer des Transports zwischen Entnahmekrankenhaus und Transplantationszentrum etc.). »Selbstverständlich wird auch der gesundheitliche Zustand der Patient:innen und die sich daraus ergebende Dringlichkeit der jeweiligen Transplantation mit berücksichtigt.«, führt Professor Hörmann aus. Für die einzelnen Spenderorgane gelten dabei jeweils unterschiedliche Zuordnungskriterien – diese werden stetig aktualisiert.
Eurotransplant International Foundation mit Sitz in Leiden in den Niederlanden wurde im Jahr 1967 gegründet und übernimmt für die Mitgliedstaaten (Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Slowenien, Ungarn und Österreich) anhand akkordierter Kriterien die Zuteilung der Spenderorgane. Mit 39,8 Spendermeldungen pro Millionen EW hat Österreich dafür eine gute Ausgangsbasis, die zeigt, dass die „Awareness“ für eine Organspende grundsätzlich hoch ist. An vier Zentren werden in Österreich Organtransplantationen durchgeführt: in den drei Universitätskliniken Graz, Innsbruck und Wien sowie im Ordensklinikum Elisabethinen Linz.
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Dr. Britta Fischill
Fischill PR
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