ÖAW: Vögel legen Wert auf korrekte Grammatik

Schwarzkopfmeisen achten in ihrer Kommunikation mit Artgenossen Wert auf den richtigen “Satzbau” und sie können inkorrekte Notenfolgen von korrekten unterscheiden. Das zeigt eine aktuelle Forschungsarbeit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit kanadischen Kolleg:innen.

Schwarzkopfmeisen achten in ihrer Kommunikation mit Artgenossen Wert auf den richtigen “Satzbau” und sie können inkorrekte Notenfolgen von korrekten unterscheiden. Das zeigt eine aktuelle Forschungsarbeit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit kanadischen Kolleg:innen.

In Experimenten mit in Nordamerika heimischen Schwarzkopfmeisen konnten Wissenschaftler:innen nachweisen, dass die Singvögel bei bestimmten Rufen, die zur Kommunikation mit Artgenossen genutzt werden, großen Wert auf die korrekte Reihenfolge der einzelnen Noten legen. Das berichten die Forschenden aktuell im Journal Behavioural Processes.

“Wir haben festgestellt, dass bei den sogenannten Chick-a-Dee-Rufen der Vögel, die zum Beispiel für Warnungen vor Feinden verwendet werden, die Reihenfolge der vier verwendeten Noten immer gleich ist: Note A kommt vor B, B kommt vor C und C kommt vor D. Einzelne Noten können auch ausgelassen oder wiederholt werden, wodurch sich mehrere hundert mögliche Kombinationen bilden lassen, die sich alle an die grundsätzliche Reihenfolge halten”, erklärt Ko-Autorin Marisa Hoeschele vom Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Warnung vor Feinden

Die Schwarzkopfmeisen können durch diese einfache Grammatik mit nur vier Noten verschiedene Botschaften an ihre Artgenossen senden. “Wir wissen aus einer anderen Studie zum Beispiel, dass bei Warnungen vor einer Eule am Ende des Rufes die D-Note sehr oft wiederholt wird, während weniger gefährliche Feinde nicht so viele Wiederholungen auslösen”, sagt Hoeschele.

Mit einem ausgeklügelten Experiment konnten die Forscher:innen nachweisen, dass die Schwarzkopfmeisen falschen Satzbau auch tatsächlich als Kategorie erkennen. Dazu wurden den Vögeln drei verschiedene Plattformen angeboten: Eine ohne Geräusche, eine mit einem Lautsprecher, der Chick-a-Dee-Rufe mit korrekter Notenfolge abspielte, und eine, auf der Rufe mit falschem Satzbau abgespielt wurden. “Wir konnten eine deutliche Präferenz für die korrekten Rufe feststellen. Das beweist, dass die Vögel tatsächlich Kategorien für richtige und falsche Notenfolgen kennen. Die richtigen und falschen Notenfolgen haben wir erzeugt, damit mögliche Präferenzen für natürliche Rufe das Experiment nicht verfälschen können”, sagt Hoeschele.

Komplexe Tiersprachen?

In einem zweiten Schritt konnten die Forscher:innen auch individuelle Unterschiede in der Sprachbegabung der Vögel feststellen. Den Schwarzkopfmeisen wurde mit Hilfe von Belohnungen beigebracht, falsche Notenfolgen zu identifizieren. Es zeigte sich, dass die Individuen, die im ersten Experiment eine stärkere Präferenz für die korrekte Notenfolge zeigten, auch schneller lernten, den Wissenschaftler:innen Zeichen zu geben, wenn sie falsche Rufe hörten. “Falsche Notenfolgen kommen bei Schwarzkopfmeisen eigentlich nicht vor, die Vögel halten sich von Natur aus immer an die korrekte Abfolge. Einige Individuen scheinen aber eine besondere Begabung für solche Sprachspiele zu haben”, sagt Hoeschele.

Wie komplex die Sprache der Schwarzkopfmeisen wirklich ist und welche Inhalte damit kommuniziert werden können, ist derzeit noch unklar. “Neben den Chick-a-Dee-Rufen verwenden die Schwarzkopfmeisen noch eine Reihe anderer Rufe, die zum Teil noch komplizierter sind und deren Regeln wir bisher nicht untersucht haben. Bei anderen Singvögeln, Papageien, Walen, Delfinen und Elefanten ist es ebenfalls so, dass die Tiere die korrekten Laute erst erlernen müssen, um kommunizieren zu können. Hier gibt es  teilweise auch Hinweise auf grammatikalische Regeln in der Kommunikation zwischen Artgenossen. Die Strukturen und Inhalte sind im Tierreich wahrscheinlich nicht so komplex, wie bei der menschlichen Sprache, aber die Forschung steht erst am Anfang und es wartet vielleicht noch die eine oder andere Überraschung auf uns”, sagt ÖAW-Forscherin Hoeschele.

Publikation

„Black-capped chickadees (Poecile atricapillus) discriminate between naturally-ordered and scramble-ordered chick-a-dee calls and individual preference is related to rate of learning“, Kimberley A. Campbell, Marisa Hechele, et al, Behavioural Processes, 2023.
DOI: https://doi.org/10.1016/j.beproc.2023.104842

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Wissenschaftlicher Kontakt

Marisa Hoeschele
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Institut für Schallforschung
Wohllebengasse 12-14, 1040 Wien
T +43 1 51581-2556
marisa.hoeschele(at)oeaw.ac.at

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