Lebensmittelbedingte Infektionen stellen weltweit eine große Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich europaweit Millionen Menschen an infizierten Lebensmitteln, oft mit tödlichen Folgen. Die bekanntesten dieser Krankheitserreger sind Salmonellen, Listerien, Campylobacter oder Noroviren. Trotz moderner Hygienestandards bleibt das Risiko einer Krankheitsübertragung bestehen, da viele Bakterien in einen hochresistenten „viable but non-culturable“ (VBNC)-Zustand wechseln können. In dieser Art „Ruhezustand“ sind sie mit herkömmlichen Methoden nicht nachweisbar, aber resistent gegen Antibiotika und Desinfektionsmittel, was ihre Bekämpfung erschwert.
An der Vetmeduni wurde heute ein neues CD-Labor eröffnet, wo die Wissenschafter:innen in den kommenden Jahren dem VBNC-Zustand von Bakterien auf den Zahn fühlen und Lösungen entwickeln, um die damit verbundenen Risiken zu minimieren. Unternehmenspartner des neuen CD-Labors sind Vivatis, Evonik und San group.
Wirtschaftsministerium fördert innovative Forschung zur Lebensmittelsicherheit
Das neue Christian Doppler Labor ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG) fördert anwendungsorientierte Grundlagenforschung, die in enger Kooperation mit Unternehmen durchgeführt wird. Diese Partnerschaft ermöglicht es den Unternehmen, wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Praxis umzusetzen und so einen konkreten Nutzen für die Gesellschaft zu schaffen.
Bundesminister Wolfgang Hattmannsdorfer erläutert die Relevanz des neuen CD-Labors: „Lebensmittelsicherheit betrifft uns alle. Auch wenn wir in Österreich sehr hohe Hygienestandards haben, gibt es Krankheitserreger wie Salmonellen oder Listerien, die in eine Art Ruhezustand gehen und dadurch kaum nachweisbar sind. Genau hier setzt das neue CD-Labor an: Es erforscht diese versteckten Bakterien und entwickelt Lösungen, wie wir sie besser bekämpfen können. Damit stärken wir die Sicherheit unserer Lebensmittel, schützen die Gesundheit der Menschen und gewinnen zugleich neues Wissen, das auch für die Medizin wichtig ist.“
„Ich bin überzeugt, dass translationale Forschung ein unverzichtbares Werkzeug ist, um wissenschaftliche Erkenntnisse in die Gesellschaft zu tragen. Umso mehr freut es mich, dass es gelungen ist, an der Vetmeduni ein Christian Doppler Labor einzurichten, das sich auf Lebensmittel und Lebensmittelsicherheit spezialisiert hat. Die langfristige Ausrichtung eines CD-Labors ermöglicht es uns, wissenschaftliche Ergebnisse direkt in die Entwicklung nachhaltiger Strategien im Lebensmittelbereich einzubringen. Damit stärken wir eines unserer wichtigsten Anliegen: den One Health-Ansatz, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt miteinander verbindet“, sagt Martina Marchetti-Deschmann, Vizerektorin für Forschung, Internationales und Nachhaltigkeit der Vetmeduni.
Analysemethoden für schwer nachweisbare Bakterien
„Unsere Forschung zielt darauf ab, die Mechanismen zu entschlüsseln, die es Bakterien ermöglichen, in den VBNC-Zustand zu wechseln und so im Lebensmittel Umfeld zu überdauern (alternativ persistieren). Gleichzeitig werden wir Strategien entwickeln, um diese Krankheitserreger auch in ihrem „Versteck“ nachzuweisen und zu bekämpfen“, erklärt Laborleiter Patrick Mikuni-Mester vom Zentrum für Lebensmittelwissenschaften und Öffentliches Veterinärwesen an der Vetmeduni. „Damit wollen wir die Lebensmittelsicherheit erhöhen und die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig schützen.“
Im Fokus der Forschung stehen die zellulären und molekularen Prozesse, die mit dem Eintritt, der Aufrechterhaltung und dem Verlassen des VBNC-Zustands verbunden sind. Das CD-Labor wird neue Analysemethoden entwickeln, um diese schwer nachweisbaren Bakterien zu identifizieren, und Strategien erarbeiten, um ihre Kontamination in der Lebensmittelproduktion zu reduzieren. Darüber hinaus wird untersucht, wie häufig VBNC-Bakterien in der Lebensmittelproduktion vorkommen und welche Bedingungen ihre Entstehung begünstigen.
Mit der Eröffnung des neuen CD-Labors setzt die Vetmeduni einen wichtigen Meilenstein in der lebensmittelbezogenen, veterinärmedizinischen Forschung. Die Forschungsergebnisse könnten helfen, die Nachweismethoden für Krankheitserreger in Lebensmitteln zu verbessern, sowie neue Ansätze zur Bekämpfung von Bakterien in sensiblen Umgebungen wie der Lebensmittelproduktion liefern. Langfristig soll die Forschung des CD-Labors dazu beitragen, die Zahl lebensmittelbedingter Erkrankungen zu reduzieren und die öffentliche Gesundheit zu stärken.
Über Christian Doppler Labors:
In Christian Doppler Labors wird anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende Wissenschafter:innen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel. Christian Doppler Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET).