Die Hepatitis C ist eine weitverbreitete Virusinfektion der Leber, die bis vor einigen Jahren mittels Interferonspritzen und zusätzlichen Medikamenten monatelang therapiert werden musste. Besonders bei PatientInnen mit fortgeschrittener Lebererkrankung und Pfortaderhochdruck waren die Heilungsraten gering und schwere Nebenwirkungen häufig. Heute setzt man direkt antivirale Substanzen ein, die weitgehend nebenwirkungsfrei sind und über 95 Prozent aller Hepatitis C-PatientInnen innerhalb einer Therapiedauer von nur acht bis 12 Wochen heilen können.
Bei den von der Hepatitis C geheilten Personen wird der Pfortaderdruck insgesamt zwar gesenkt, allerdings kann der Pfortaderhochdruck trotzdem fortbestehen, weshalb es weiterhin zu Komplikationen wie etwa zu Blutungen aus Krampfadern in der Speiseröhre oder dem Auftreten von Bauchwassersucht kommen kann. Das Risiko für diese Komplikationen kann durch die invasive Messung des Pfortaderdrucks (in Form des Lebervenen-druckgradienten) bestimmt werden, wie eine kürzlich von Mattias Mandorfer veröffentlichte Arbeit zeigt. Die Messung des Lebervenendruckgradienten ist jedoch ein aufwendiges und letztlich auch invasives Verfahren, das nur von ExpertInnen durchgeführt werden kann.
Nun hat die Forschungsgruppe an der Universitätsklinik für Innere Medizin III (Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie/Leitung: Michael Trauner) einen Algorithmus basierend auf nicht-invasiven Tests entwickelt, der sowohl den Schweregrad des Pfortaderhochdrucks als auch das Risiko für das Auftreten von Komplikationen nach Heilung der Hepatitis C einschätzen kann. Das unterstreicht die internationale Vorreiterrolle der MedUni Wien-ForscherInnen auf diesem Gebiet der Hepatologie.
Der Algorithmus basiert auf einem weit verbreiteten ultraschall-basierten Verfahren, das die Lebersteifigkeit misst, sowie auf routinemäßig verfügbaren Bluttests (von Willebrand Faktor- Antigen/Thrombozytenzahl) und zeigt auch in externen Bestätigungsuntersuchungen eine hohe diagnostische und prognostische Wertigkeit. „Durch die verbesserte Risikoeinschätzung kann bei einem Großteil der PatientInnen Entwarnung gegeben werden, wodurch sie weniger häufig belastende Kontrolluntersuchungen benötigen. Außerdem werden auch HochrisikopatientInnen identifiziert, die einer besonders engmaschigen Betreuung bedürfen“, erklären die StudienautorInnen.
„Der von uns entwickelte Algorithmus ermöglicht eine personalisierte Nachbetreuung von PatientInnen, deren Hepatitis-C-Virus-Infektion geheilt wurde. Somit werden einerseits invasive Untersuchungen vermieden und andererseits PatientInnen identifiziert, die trotz virologischer Heilung ein hohes Risiko für Komplikationen aufweisen. Wir sind zuversichtlich, dass unser Algorithmus, welcher auf einfach verfügbaren nicht-invasiven Tests basiert, breite Anwendung finden wird“, fasst Georg Semmler zusammen.
Service: Hepatology
“Sustained virologic response to interferon-free therapies ameliorates HCV-induced portal hypertension.” Hepatology 2020”. Semmler G, Binter T, Kozbial K, Schwabl P, Hametner-Schreil S, Zanetto A, Gavasso S, Chromy D, Bauer D, Simbrunner B, Scheiner B, Bucsics T, Stättermayer AF, Pinter M, Steindl-Munda, Schöfl R, Russo FP, Simioni P, Trauner M, Ferenci P, Reiberger T, Mandorfer M. doi.org/10.1002/hep.31462