Wie organisieren sich Zellen während der Entwicklung selbst, um einen gesunden Organismus zu formen? Dieser Forschungsfrage widmet sich IMBA- Gruppenleiter Nicolas Rivron und setzt dabei auf modernste Stammzelltechnologie.
Die frühesten Stadien der Entwicklung eines neuen Organismus sind besonders folgenschwer. Bereits kleine Fehler, die in diesen ersten Zyklen der Zellteilung passieren, können gravierende Folgen haben, wie etwa Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten. Bislang fehlten in der biomedizinischen Forschung geeignete In-vitro-Modellsysteme zur Untersuchung der molekularen Mechanismen hinter diesen frühesten Entwicklungsstadien. Um diesen Engpass zu überwinden, haben Nicolas Rivron und sein Team eine neuartige Stammzelltechnologie entwickelt, die es möglich macht, den frühen Beginn der Entwicklung durch selbstorganisierende Stammzellen nachzuahmen. Diese so genannten Blastoid-Modelle werden aus induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) gezüchtet und ermöglichen ein neues Verständnis der frühesten Stadien der Entwicklung eines Organismus.
Die Consolidator Grants des Research Council (ERC) sollen exzellente Forschungsgruppenleiter*innen in jener Karrierephase unterstützen, in der sie möglicherweise noch dabei sind, ihr eigenes unabhängiges Forschungsteam oder Programm zu konsolidieren. „Wir freuen uns sehr über die Förderung des ERC. Ziel unserer Forschung ist die Entwicklung eines neuartigen Modellsystems aus Stammzellen für zukünftige biomedizinische Anwendungen bei geplanten, medizinisch unterstützten Schwangerschaften,“ so Nicolas Rivron.
Über Nicolas Rivron
Nicolas Rivron studierte Ingenieurwesen in Frankreich, bevor er für die Biotechnologiefirma Medtronic in den USA arbeitete. Im Jahr 2010 schloss er seine Doktorarbeit im Bereich Tissue Engineering ab. Rasch darauf gründete er seine eigene Forschungsgruppe am Merlin Institut für Regenerative Medizin und dem renommierten Hubrecht Institut in den Niederlanden. Seit 2019 ist Nicolas Rivron Gruppenleiter am IMBA der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Über IMBA
Das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie ist das größte Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit dem Fokus auf zukunftsweisende Grundlagenforschung. 16 Forschungsgruppen stellen sich den molekularen Rätseln und unerforschten Gebieten der Molekularbiologie und Medizin. Erkenntnisse aus den Bereichen Zell- und RNA- Biologie, molekularer Medizin und Stammzellbiologie bilden den Nährboden für eine Medizin der Zukunft. Die Stammzellinitiative am IMBA wird durch eine Förderung des Bundesministeriums für Wissenschaft sowie durch die Stadt Wien finanziert. www.imba.oeaw.ac.at