Um nach einem lebensbedrohlichen kardialen Ereignis ein wiederholtes Ereignis zu verhindern, sind Maßnahmen zur Sekundärprävention wie gesundheitsförderndes Verhalten unmittelbar nach der interventionellen Behandlung besonders wichtig. Im klinischen Alltag ist während des stationären Krankenhausaufenthaltes eine umfassende Beratung der Patient*innen über Sekundärpräventionsmaßnahmen meist nicht möglich. Diese Lücke schließt nun eine eigene Pflegeambulanz Kardiologie an der Klinischen Abteilung für Kardiologie von AKH Wien und MedUni Wien. Die Spezialambulanz bietet Patient*innen und deren Bezugspersonen persönliche Beratungsgespräche und Gesundheitsinformationen vor und nach der Entlassung.
Obwohl moderne interventionelle Behandlungsmöglichkeiten zu einem Rückgang der Mortalität bei der koronaren Herzkrankheit geführt haben, zählt die Erkrankung weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Laut Statistik Austria verursachte die koronare Herzkrankheit, bei der es durch eine Gefäßverkalkung zu verengten Herzkranzgefäßen kommt, 2021 rund 12.500 Sterbefälle in Österreich. „Patient*innen haben insbesondere nach einem akuten Koronarsyndrom weiterhin ein hohes kardiovaskuläres Risiko, wenn im Alltag die notwendigen Präventionsmaßnahmen nicht umgesetzt werden“, so Walter Speidl von der Klinischen Abteilung für Kardiologie von AKH Wien und MedUni Wien. Als akutes Koronarsyndrom wird die lebensbedrohliche Phase der koronaren Herzkrankheit bezeichnet, die den Herzinfarkt und die instabile Angina Pectoris umfasst.
Um Patient*innen verstärkt über die Bedeutung von Sekundärpräventionsmaßnahmen nach einem akuten Koronarsyndrom für den Therapieerfolg zu informieren und darüber zu beraten, wie sie diese dauerhaft in ihrem Alltag integrieren können, wurde nun an der Klinischen Abteilung für Kardiologie von AKH Wien und MedUni Wien eine eigene Spezialambulanz eingerichtet. „Gezielte Informationen helfen Betroffenen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen dabei, die Auswirkungen ihrer Erkrankung im Alltag zu bewältigen und die eigene Gesundheitskompetenz zu stärken. Die neu etablierte Pflegeambulanz zielt darauf ab, die Selbstmanagementkompetenz der Patient*innen zu fördern und den Therapieerfolg zu steigern, indem der Lebensstil reflektiert wird und die Bereitschaft zur Teilnahme an einer kardiologischen Rehabilitation sowie das Einhalten der medikamentösen Therapie gesteigert wird“, so Hong Qin, Pflegeexpertin der Pflegeambulanz Kardiologie und Initiatorin der Spezialambulanz. Die Leistungen der Pflegeambulanz Kardiologie stehen Patient*innen, die am Universitätsklinikum AKH Wien stationär behandelt werden, und auf Wunsch auch deren Bezugspersonen zur Verfügung. Die Beratungsgespräche erfolgen vor der Entlassung und können auch auf Wunsch der Patient*innen nach der Entlassung telefonisch oder im Rahmen eines Ambulanzbesuches fortgesetzt werden.
Pflegeambulanz ermöglicht individuelle Beratung und fördert die Selbstmanagementkompetenz
Die Pflegeambulanz ermöglicht, dass Patient*innen unmittelbar nach dem akuten kardialen Ereignis in Einzelgesprächen umfassend über die Funktion des Herzens und die Einnahme der Medikamente informiert werden. Bei Bedarf werden Patient*innen darin geschult, wie sie ihren Blutdruck selbst messen und sich subkutane Injektionen verabreichen können. Auch über weiterführende Behandlungen und Therapien nach der Entlassung werden die Patient*innen beraten. Bei Bedarf unterstützen die Pflegeexpert*innen bei Terminvereinbarungen und Zuweisungen zu weiteren Expert*innen sowie zu einem Rehabilitationsaufenthalt. Thematisiert wird auch, was die Patient*innen im Alltag durch gesundheitsförderndes Verhalten wie regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und den Verzicht auf Nikotin und Alkohol zum Therapieerfolg beitragen können.
„Nach einem plötzlich auftretenden lebensbedrohlichen Ereignis wie einem Herzinfarkt befinden sich Patient*innen oftmals in einem Schockzustand. Überforderung mit der Situation, Unsicherheit und Angst, dass sich das Ereignis wiederholen könnte, sind zu beobachten. Aber auch eine fehlende Krankheitseinsicht hemmt bei manchen Patient*innen die weitere Therapie“, so Qin. Die Pflegeambulanz bietet Patient*innen einen Rahmen, in dem auf Fragen und Unsicherheiten individuell eingegangen wird und Patient*innen unmittelbar nach einem akuten kardialen Ereignis in deren Gesundheitskompetenz gestärkt werden.
Vom Projekt zur Spezialambulanz
Die Etablierung der Pflegeambulanz Kardiologie geht auf das Projekt „Kardiologisches Beratungsgespräch – Pflege für Patien*Innen und Angehörige“ zurück, das 2018 an der Klinischen Abteilung für Kardiologie von AKH Wien und MedUni Wien etabliert und im Zeitraum von Ende April 2019 bis September 2020 evaluiert wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass Patient*innen das Angebot, im geschützten Setting eines Einzelgesprächs von Pflegeexpert*innen informiert und beraten zu werden, annehmen und das Kardiologische Beratungsgespräch zum Therapieerfolg und zur Stärkung der Krankheitsbewältigung beitragen kann.
Rückfragen & Kontakt:
Mag.a Silvia Samhaber, BA
Universitätsklinikum AKH Wien und
MedUni Wien
PR-Managerin
Tel.: 01/ 40 160 11519
E-Mail: silvia.samhaber@akhwien.at
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