„Der ‚Medizinisch-Wissenschaftliche Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien‘ ist ein gemeinnütziger Fonds, den wir in der Zeit der Corona-Pandemie ganz bewusst und gezielt eingesetzt haben, um Forschungsprojekte zu unterstützen und neue Maßnahmen gegen Corona zu entwickeln.“ Das hat Wiens Bürgermeister Michael Ludwig bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit Michael Binder, Medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, sowie den beiden Wiener Wissenschafterinnen Manuela Födinger und Judith Aberle gesagt. Födinger arbeitet im Wiener Gesundheitsverbund und war federführend an der Entwicklung des Covid-19-Gurgeltests beteiligt, Aberle ist Fachärztin für Virologie an der MedUni Wien, die im Bereich der Immunschutzforschung tätig ist.
„Von März 2020 bis Juni 2021 wurden in Wiener Kliniken insgesamt 11.000 Menschen, 2.100 davon auf Intensivstationen, als Covid-19 Patientinnen und -Patienten geführt. Im Schnitt waren also pro Tag 373 Personen in Betreuung, nicht nur Wienerinnen und Wiener, sondern auch Menschen aus anderen Bundesländer“, erläuterte Ludwig. Neben der Betreuung der Patientinnen und Patienten legten die Medizinerinnen und Medizinern in Wien auch einen Fokus auf die Erforschung des Virus – mit Hilfe des Medizinisch-Wissenschaftliche Fonds des Bürgermeisters. Der Fonds hat seit seiner Einrichtung 1978 insgesamt 1.500 Projekte aus diesem Gebiet gefördert, erklärte Ludwig. Es sei „in der Corona-Krise wichtig gewesen, insgesamt 50 wissenschaftliche Projekte im Kampf gegen das Corona-Virus zu Beginn mit einer Million, dann mit der Gesamtsumme von zwei Millionen Euro zu unterstützen“, so der Stadtchef.
Das bekannteste unter den 50 geförderten Projekten sei wohl der PCR-Gurgeltest, damit sei eine „angenehmere“ Alternative zum Antigen-Stäbchentest für den Nasen- und Rachenraum geschaffen worden und gleichzeitig die Gruppe derjenigen, die dem „Staberl-Test“ kritisch gegenübergestanden sind, zum Testen gebracht wurden. „Und die Menschen nützen den Test, auch für zu Hause, dafür haben wir mit ‚Alles gurgelt‘ eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut“, sagte Ludwig, der die Bedeutung der Tests unterstrich, „solange die Bevölkerung nicht zweimal durchgeimpft ist“.
„Wir legen aber die Hände nicht in den Schoß“, sagte Ludwig. Für kleinere Kinder im Vorschulalter, die noch nicht gurgeln könnte, wurde ein PCR-Lutschertest entwickelt, der derzeit versuchsweise in einigen Kindergruppen ausprobiert werde und anschließend „ausgerollt“ werde. Auch dieser Kinderlutschtest werde vom Medizinisch-Wissenschaftliche Fonds des Bürgermeisters unterstützt.
Täglich 373 Corona-PatientInnen in Wiener Spitälern in Behandlung
„Die Behandlung von 11.000 Covid-PatientInnen ist auf der klinischen Seite eine Belastung, aber auf der anderen Seite auch die Aufforderung, Forschung für die Bewältigung der Corona-Pandemie zu betreiben und die Formen der Behandlung zu untersuchen und zu verbessern“, sagte Binder, der „die Schnelligkeit der Unterstützung“ durch die Stadt Wien für die Forschungsprojekte sowie deren „unbürokratische Umsetzung“ explizit hervorhob und den Medizinisch-Wissenschaftliche Fonds des Bürgermeisters ein „Erfolgsrezept“ nannte. „Nicht nur die Entwicklung von neuen Test wie etwa dem Gurgeltest ist wichtig, besonders die Grundlagen-Forschung ist extrem wichtig, um für zukünftige Entwicklungen gerüstet zu sein“, erläuterte der medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes seinen Standpunkt.
Die Wissenschafterinnen Aberle und Födinger stellten fest, „ohne Geld gibt es keine Forschung“. Zu einer Zeit, als im vergangenen Jahr die Stäbchen für den Mund- oder Nasenabstrich weltweit zur Mangelware wurden, sei es mit der finanziellen Unterstützung durch den Fonds des Bürgermeisters gelungen, mit der Idee des Gurgeltests eine alternative Teststruktur aufzubauen. Und auch nun werde mit dem Geld die Idee des PCR-Lutschtests vorangetrieben und in der praktischen Anwendung getestet, so die beiden Medizinerinnen.
Lockerungen: Entscheidung nach ExpertInnen-Gesprächen
Zur Frage der bundesweiten Lockerung der Corona-Maßnahmen kündigte Bürgermeister Ludwig an, dass er nach Veröffentlichung der Verordnung durch das Ministerium sehr zeitnah Gespräche mit Expertinnen und Experten führen werde, um zu entscheiden, welche Maßnahmen abseits der Bundesmaßnahmen notwendig sind. „Ich möchte nicht der Party-Crasher sein und den Wienerinnen und Wiener den Urlaub vergällen, aber ich bin auch vorsichtig und möchte einen Herbst wie im letzten Jahr verhindern, als eine Corona-Welle über uns hereingeschwappt ist“, sagte Ludwig. Ein solcher Schritt könnte etwa das verpflichtende Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Innenräumen sein, „wie es andere Länder wegen des Auftauchens der Delta-Variante bereits vorgemacht haben“. Ludwig: „Ich werde den Beratungen der Expertenrunde aber keineswegs vorgreifen, sondern nur faktenbasierte Entscheidungen treffen.“
Service-Hinweis: Der Wiener Gesundheitsverbund lädt zur Online-Veranstaltung "COVID-19: Wien forscht." ein. Forscherinnen und Forscher bieten live aus dem Wiener Rathaus einen Überblick über ihre Fachgebiete, über aktuelle Erkenntnisse aus ihren Forschungsvorhaben und geben einen Ausblick auf künftige Herausforderungen in der Covid-19-Forschung. Heute, 30. Juni, ab 17.30 Uhr. Info und Anmeldung unter: https://covid-19-wien-forscht.b2match.io/home
Weitere Informationen:
Hanno Csisinko, Mediensprecher des Bürgermeisters, Tel.: +43 1 4000 81855, hanno.csisinko(at)wien.gv.at
Paul Weis, Mediensprecher des Bürgermeisters, Tel.: +43 1 4000 81846, paul.weis(at)wien.gv.at
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