Univ.-Prof. Dr. Florian Grebien will verstehen, wieso manche kindlichen Leukämien schlecht auf die Behandlung ansprechen und was man dagegen tun kann. Zu diesem Zweck baut er nun sein eigenes Team an der St. Anna Kinderkrebsforschung auf. „Prof. Grebien ist ein hervorragender Forscher, dessen wissenschaftliche Leistungen wir seit vielen Jahren beobachten. Wir sind sehr froh, dass wir ihn als Principal Investigator für das Institut gewinnen konnten“, so Univ.-Prof. Dr. Kaan Boztug, Wissenschaftlicher Direktor der St. Anna Kinderkrebsforschung.
Florian Grebien ist Vorstand des Instituts für Medizinische Biochemie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, wo er weiterhin in Forschung und Lehre tätig sein wird. Zuvor leitete er eine Gruppe am Ludwig-Boltzmann-Institut für Krebsforschung (LBI-CR) in Wien und hatte einen der begehrten Starting Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC) eingeworben, um mit innovativen Technologien zu erforschen, wie Blutkrebs entsteht und fortschreitet. Seine Ergebnisse veröffentlichte Grebien in renommierten Journalen wie Blood, Nature Structural & Molecular Biology und Genome Biology.
Experimente der Natur nutzen
Die St. Anna Kinderkrebsforschung sei für ihn "ein bestens geeigneter Ort", sagt Grebien, "weil er genau das Thema abdeckt, das mich am meisten interessiert.“ Konkret gehe es ihm darum, neue „Zielscheiben“ für die Behandlung von akuten Leukämien bei Kindern zu finden. Um das zu erreichen, forscht Grebien an sogenannten Fusionsproteinen, die dann entstehen, wenn Chromosomen zerbrechen und falsch wieder zusammengebaut werden. „Solche fehlgeleiteten Experimente der Natur haben oft verheerende Folgen, denn manche Fusionsproteine lösen Krebs aus.“ Es gebe einige davon, die man schon lange kennt, aber bei vielen sei noch unklar, ob, und wenn ja, wie sie Krebs auslösen. „Da liegt viel Potenzial drin, weil Fusionsproteine attraktive Angriffspunkte für neue Therapien sein können. Sie kommen in normalen Zellen nämlich nicht vor. Wenn man also einen Weg findet, sie auszuschalten, dann kann man Krebs sehr gezielt bekämpfen“, erklärt Grebien.
Behandlung bei Leukämie verbessern
Wichtig ist ihm, an brennenden Fragen in der Behandlung kindlicher Leukämien zu arbeiten, um die Überlebenschance der Kinder zu verbessern. „Das war für mich ein wichtiger Beweggrund, an die St. Anna Kinderkrebsforschung zu kommen.“ Darüber hinaus will Grebien auch eine Brückenfunktion zur Veterinärmedizinischen Universität einnehmen und mögliche Synergien der beiden Häuser nutzen. Boztug: „Ich bin sehr glücklich, dass wir mit Florian Grebien einen vielfach ausgezeichneten Forscher für unser Institut gewinnen konnten. Ich bin sicher, dass seine Forschung für das Institut und die klinische Anwendung neue Perspektiven eröffnen und damit die Mission der St. Anna Kinderkrebsforschung tatkräftig unterstützen wird.“
In seinem Labor versucht Grebien, Gene bzw. Proteine in experimentellen Leukämie-Modellen gezielt zu verändern, um dann zu testen, wie sich das zum Beispiel auf das Fortschreiten der Krankheit auswirkt. „Dabei finden wir oft viele mögliche Kandidaten. Die Herausforderung ist, auf das richtige Pferd zu setzen, also die relevanten Veränderungen weiterzuverfolgen. Es kann sein, dass man sich falsch entscheidet und damit viel Zeit verliert.“ Sogenannte Zielscheiben für mögliche neue Therapien, hat Grebien in der Vergangenheit bereits identifiziert, was auch schon zur Behandlung einzelner Patient:innen geführt hat. „In Zukunft möchte ich mit meiner Forschung weitere Therapiekandidaten identifizieren und hoffe, damit die Chancen für Kinder mit Leukämie zu verbessern.“