Ein ERC Synergy Grant, der mit 9,9 Millionen Euro dotiert ist, geht an ein internationales Team – 2,5 Millionen Euro davon erhält die Mikrobiologin Katharina Kitzinger von der Universität Wien. Damit wurden insgesamt bereits 140 ERC Grants an die Universität Wien vergeben. Mit dem Programm des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) wird grundlagenorientierte Pionierforschung mit hohem Innovationspotenzial ermöglicht.
"Der jüngste ERC Synergy Grant macht deutlich, dass die Wissenschafter*innen der Universität Wien international hervorragend vernetzt sind und auf hohem internationalen Niveau forschen. Ich gratuliere Katharina Kitzinger zu diesem spannenden Projekt", so Rektor Sebastian Schütze.
Projekt RECLESS
Während sauerstoffarme Zonen im Ozean nur 0,1 % des gesamten Meeresvolumens ausmachen, sind sie für 30 % des marinen Stickstoffverlusts zuständig. Ein Teil davon wird in Form von Lachgas – einem starken Treibhausgas – freigesetzt. Das wiederum beschleunigt die globale Erwärmung, wodurch sich sauerstoffarme Zonen weiter ausbreiten und marine Ökosysteme bedroht werden. Im Gegensatz zu etwa Fischen können Mikroben (Bakterien und Archaeen) in diesen Teilen des Meeres nicht nur leben, sondern sie sind sogar höchst aktiv: Sie "atmen" Stickstoffverbindungen statt Sauerstoff und spielen damit eine erhebliche Rolle im Stickstoffkreislaufes des Ozeans. Trotz ihrer entscheidenden Rolle sind die Mikroben, die diese Stickstoffumwandlungen ausführen, und die Umweltfaktoren, die ihre Aktivität regulieren, nach wie vor kaum bekannt.
Der ERC Synergy Grant RECLESS wird diese Wissenslücken schließen, indem die wesentlichen Steuerungsmechanismen der mikrobiellen Aktivität in diesen sauerstoffarmen Zonen quantifiziert werden. Mit Hilfe neuer Technologien wollen die Wissenschafter*innen die wichtigsten mikrobiellen Akteure identifizieren und deren Reaktionen auf Umweltbedingungen untersuchen. Mit der Entwicklung eines globalen mikrobiellen Ökosystemmodells für sauerstoffarme Meeresregionen wird RECLESS das Verständnis des Stickstoffkreislaufs im Ozean grundlegend verändern. Dieses bahnbrechende Projekt wird von vier führenden Wissenschafter*innen geleitet, die jeweils einzigartige Fachkenntnisse einbringen. Katharina Kitzinger von der Universität Wien ist auf die Physiologie von Mikroben, deren Visualisierung und Aktivitätsmessungen auf Einzelzellebene spezialisiert. Neben ihr sind Forscher*innen aus Dänemark, Schweden und den USA in der vierköpfigen Projektleitung.
Über Katharina Kitzinger
Katharina Kitzingers Forschung konzentriert sich auf die Mikrobiologie und Biogeochemie des Stickstoffkreislaufs, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Einzelzellmessungen, welche es ermöglichen, die Identität spezifischer Mikroorganismen mit ihren Aktivitäten in komplexen Ökosystemen zu verbinden. Sie promovierte 2019 (joint degree) an der Universität Wien und dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, Deutschland, und hat mehrere Auszeichnungen für ihre Arbeit erhalten. Nach einer dreijährigen Postdoc-Stelle am Max-Planck-Institut, finanziert durch das renommierte Reimar-Lüst-Stipendium der Max-Planck-Gesellschaft, kehrte sie nach Wien zurück. Seit 2022 ist Kitzinger als Senior Scientist am Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien tätig und fungiert als Projektleiterin im FWF-Exzellenzcluster "MicroPlanet - Microbiomes Drive Planetary Health".
Kontakt
Katharina Kitzinger
Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft
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katharina.kitzinger(at)univie.ac.at
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Media Relations Manager
Universität Wien
1010 - Wien, Universitätsring 1
+43-1-4277-17533
+43-664-8175675
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