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Das war das 18. qualityaustria Gesundheitsforum

Wie KI unser Gesundheits­system rettet

Am Mittwoch, den 4. September 2024, trafen sich Expert*innen und Interessent*innen beim 18. qualityaustria Gesundheitsforum in Wien, um über Innovationen und Chancen für die Gesundheitsbranche zu diskutieren. Im Zentrum der Keynotes stand die KI und ihre Auswirkungen auf das Gesundheitswesen.

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst keine Science-Fiction mehr, sondern in unserem Arbeitsalltag angekommen. Nach und nach übernimmt sie Aufgaben, optimiert Prozesse im Hintergrund und erleichtert als unsichtbarer Helfer Menschen zunehmend die tägliche Arbeit. Die KI macht demnach auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt. Aber kann sie angesichts des Ärzt*innen- und Arbeitskräftemangels unser Gesundheitssystem retten? „Im Gesundheitswesen geht es darum, Technologien zu nutzen, um den Zugang zu medizinischen Informationen zu verbessern, die Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Patient*innen zu erleichtern und die Effizienz der Verwaltung zu steigern“, sagte qualityaustria Gesundheitsexperte Dr.med.univ. Günther Schreiber. Von elektronischen Patientenakten über Telemedizin bis zu Gesundheits-Apps stehen uns bereits zahlreiche Tools zur Verfügung. Forscher*innen der Tsinghua-Universität in Peking gehen noch einen Schritt weiter: Mit dem virtuellen „Agent Hospital“ wird die Behandlung von Patient*innen mittels KI getestet und erforscht. So sollen KI-Ärzt*innen in Zukunft 10.000 Patient*innen in wenigen Tagen behandeln.

Gastgeberin DI Marica Pfeffer-Larsson, MSc, seit Juli die neue Leiterin des Branchenmanagements Gesundheitswesen bei Quality Austria, holte die Teilnehmenden zurück in die Gegenwart und fokussierte vor allem auf die Eigenverantwortung: „Moderne Technologien unterstützen die Effizienz von Vorsorgeuntersuchungen. Dieses Angebot wird von den Patientinnen und Patienten aber noch viel zu wenig angenommen. Zum Beispiel nutzen nur 15 % die Möglichkeit von Vorsorgeuntersuchungen in Österreich.“ Die Expertin plädierte dafür, bei der Prävention anzusetzen und diese als ersten Schritt des Gesundheitswesens zu begreifen. So könnten etwa KI-basierte Gesundheits-Apps schon heute maßgeblich zur Effizienz des Gesundheitssystems beitragen. „Wir müssen Patient*innen dazu befähigen, ihre eigene Gesundheit zu managen und Informationen über Krankheiten und Behandlungsoptionen zu verstehen. So können sie aktiv an der Vorsorge oder der Genesung teilnehmen und nicht die gesamte Verantwortung an Ärzt*innen abgeben und damit Ressourcen blockieren“, so die Expertin.

Der Pfad der Patient*innen ist das Ziel

Das österreichische Gesundheitssystem verfügt über einen gut aufbereiteten Patient*innenpfad, der laufend weiterentwickelt wird. Auch hier plädierten die Expert*innen auf Eigenverantwortung. „Es kürzen immer noch zu viele Menschen den Pfad in Eigenregie ab und gehen beispielsweise direkt ins Krankenhaus, anstatt den Hausarzt, die (Acute) Community Nurse oder die Gesundheitsberatung 1450 zu kontaktieren. Wenn wir die Bevölkerung dazu motivieren, den Pfad einzuhalten, können auch Tele-Anwendungen ihre volle Stärke ausspielen“, sagte Dr. Michael Halmich, Jurist und Ethikberater, FORUM Gesundheitsrecht. Analog zur Gesundheitsreform, die digital vor ambulant vor stationär festschreibt, soll der Patient*innenpfad auch mithilfe von KI effizient und sinnvoll gesteuert werden.

In dieselbe Kerbe schlug Ing. Florian Heffeter, Co-Geschäftsführer der QMD Services GmbH: „Das Thema Daten wird immer relevanter. Schon heute verwenden viele Menschen Health-Tracker. Wenn wir Daten aus allen Lebensbereichen zur Bewertung der Gesundheitssituation einsetzen, erleichtert das die Anamnese und die Früherkennung von Krankheiten enorm.“ Der Experte erklärte, dass die Daten unter Einhaltung des Datenschutzes dem medizinischen Personal zur Verfügung stehen sollten. So könne man gegebenenfalls auch ortsungebunden auf telemedizinische Anwendungen ausweichen, wenn gerade kein Experte bzw. keine Expertin in der Nähe ist. Die datenbasierte Gesundheitsdienstleistung müsse jedenfalls internationaler und patientennahe sein. Um die Digitalisierung des österreichischen Gesundheitssystems zu forcieren, bedarf es aber unter anderem Investitionen in den Auf- und Ausbau der Gesundheits-Telematikinfrastruktur. Und natürlich müssen bei allen Maßnahmen die Integrität der Patient*innen und deren Rechte gewahrt werden.

„Aufgrund seiner föderalen Struktur gab es in Europa bis 2017 noch 27 uneinheitliche Regelwerke. Neue harmonisierte europäische Normen stellen die Basis für den sicheren Einsatz von innovativen Produkten im Gesundheitswesen dar und sorgen für Patient*innensicherheit“, so Heffeter.

Normen als Innovationsbeschleuniger

Normen haben in erster Linie einen Schutzzweck, um Patient*innenrechte zu wahren und gleichzeitig die Qualität sicherzustellen. Hat man das verstanden, dient die Norm als Motor für Innovationen, da sie als optimale Guideline die Herstellung von sicheren Produkten und Abläufen garantiert. EU-Verordnungen wie jene zur Künstlichen Intelligenz ermöglichen den sicheren Einsatz von KI, um Diagnosen zu verbessern, Behandlungspläne zu erstellen oder medizinische Daten zu analysieren. Die wachsende Bedrohung durch Ransomware und Deepfake im Gesundheitswesen thematisierte Harald Erkinger, Geschäftsführer der CIS - Certification & Information Security Services. „Angesichts der Ressourcenknappheit wird die Herausforderung für Cybersicherheit tendenziell größer als kleiner. Anerkannte Zertifizierungen und Normen sind essenziell, um Datensicherheit zu gewährleisten“, so der Experte.

Neue Technologien wie Telemedizin, elektronische Gesundheitsakten (EHR) und Künstliche Intelligenz revolutionieren die Art und Weise, wie Gesundheitsdienste erbracht und verwaltet werden.

Die Prozesse in Krankenhäusern und Arztpraxen werden zunehmend digitalisiert, was neue ethische und rechtliche Herausforderungen mit sich bringt. „Mit der Digitalisierung gehen neue Compliance-Herausforderungen einher. Regulierungen müssen kontinuierlich angepasst werden, um sicherzustellen, dass digitale Gesundheitsdienste rechtlich und ethisch korrekt erbracht werden“, sagte Mag. Claudia Kerpe, MSc, Leitung Produktmanagement Risiko, Business Continuity, Compliance und Korruptionsbekämpfung bei Quality Austria.

Laufende Fortbildung für Mitarbeitende im Gesundheitswesen seien laut Kerpe mindestens genauso wichtig wie die Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten. Denn in einem waren sich die Experten und Expertinnen einig: Im Mittelpunkt steht nach wie vor der Mensch und alle Prozesse orientieren sich an seinem Wohlergehen.

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