Junge, vielversprechende Köpfe aus aller Welt nach Österreich zu holen oder im Land zu halten - das ist die Idee der neuen Seal of Excellence Fellowships der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Akademie unterstützt damit als hervorragend bewertete Anträge aus den Marie Skłodowska Curie-Maßnahmen der Europäischen Union, die aus budgetären Gründen nicht von der EU gefördert werden können. Denn aktuell gibt es mehr exzellent evaluierte Forschungsvorhaben als verfügbare EU-Fördermittel. Nun wurden die ersten Stipendien der ÖAW an drei Forscherinnen vergeben: an die Bioingenieurin Martina De Santis, die Archäologin Marjolein Bosch und die Molekularbiologin Ann-Katrin Hopp.
„Die Österreichische Akademie der Wissenschaften will dem kreativen und innovativen Potenzial von jungen Spitzenforscherinnen und Spitzenforschern Raum geben. Das bringt der Forschung etwas und dem Forschungsstandort Österreich. Denn mit den Seal of Excellence Fellowships trägt die ÖAW zu einem Brain Gain für unser Land bei“, sagt Akademie-Präsident Heinz Faßmann.
Von der Eiszeit über Embryonen bis zu Adipositas
Martina De Santis will mit ihrem Stipendium als PostDoc am IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW eine 3D-Plattform entwickeln, die die Gebärmutter nachahmt, um bestimmte Aspekte der Implantation menschlicher Embryonen zu modellieren. Mit dieser Technologie soll die Grundlage für eine Pipeline zur Entdeckung von Medikamenten gelegt werden, die bei der Familienplanung und Fortpflanzung helfen sollen.
Marjolein Bosch untersucht am Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW die sozialen, biologischen und ökonomischen Faktoren, die frühe Technologien – von Perlen, Anhängern und Nadeln bis hin zu Jagdwaffen – während der letzten Eiszeit vor ca. 30.000 bis 12.000 Jahren geprägt haben. Dabei konzentriert sie sich auf die Frage, wie technologische Veränderungen zwischen Individuen und Gruppen weitergegeben wurden.
Ann-Katrin Hopp vom CeMM - Forschungszentrum für Molekulare Medizin der ÖAW wird mit ihrem Seal of Excellence Fellowship der Frage nachgehen, welche molekularen Faktoren einen Einfluss auf die Entstehung und Funktion von wichtigen Stoffwechselorganen, insbesondere Fett- und Muskelgewebe haben, und inwieweit beispielsweise Nährstoffe, die Differenzierung und Funktion von humanen Fett- und Muskelzellen beeinträchtigen. Damit möchte sie bessere Strategien zur Behandlung der weltweit ansteigenden Fälle von Adipositas entwickeln.
Zweite Chance auf Förderung
Die ÖAW ist in Österreich die erste Institution, die mit Seal of Excellence Fellowships internationalen Talenten eine zweite Chance auf Förderung gibt und damit den aufwändigen Begutachtungsprozess der EU bestmöglich für die heimische Grundlagenforschung ausschöpft.
Den drei vielversprechenden Wissenschaftlerinnen, die nun ausgezeichnet wurden, stehen jeweils 200.000 Euro zur Verfügung, um in den kommenden zwei Jahren ihre zukunftsweisenden Vorhaben an der ÖAW umzusetzen.