Vetmeduni Vienna: Erstmals Lymphflüssigkeit zur Diagnose der Rinder-Paratuberkulose eingesetzt

Die Paratuberkulose ist eine Rinderseuche, die bis zu  19 Prozent der Rinderbetriebe in Österreich betrifft. Ein Bakterium gelangt dabei über kontaminierten Kot und Muttermilch in die Kälber und kann Jahre später zu schweren Durchfällen führen. Betroffene Tiere müssen möglichst rasch aus der Herde entfernt werden. Um die Krankheit bereits vor dem Ausbruch erkennen zu können, setzten  Forschende der Vetmeduni Vienna erstmals einen Schnelltest zur Untersuchungder Lymphflüssigkeit der Tiere ein. In einer Publikation im Journal Veterinary Microbiology zeigen die ExpertInnen eine vielversprechende Methode, die in Zukunft der Früherkennung dieser Seuche dienen könnte.

Die Paratuberkulose, oder auch Johne’sche Krankheit genannt, wird durch das Bakterium Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis (MAP) verursacht und ist eine in Österreich anzeigepflichtige Tierseuche. Sie betrifft vor allem Hauswiederkäuer und führt bei den betroffenen Tieren zu therapieresistenten Durchfällen und Abmagerung. Für landwirtschaftliche Betriebe bedeutet die Erkrankung hohe wirtschaftliche Einbußen. Die Tiere geben weniger Milch, haben Fruchtbarkeitsprobleme und sind anfällig für andere Erkrankungen, wie etwa Euterentzündungen.

Für die Paratuberkulose gibt es bislang keine Behandlungsmöglichkeit. Erkrankte Tiere müssen behördlich gemeldet und geschlachtet werden. Das Fleisch erkrankter Tiere ist nicht zum Verzehr geeignet und wird deshalb entsorgt.

Von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung dauert es meist zwei bis drei Jahre. In einigen Fällen kann es sogar zehn Jahre dauern, bis die Krankheit erkennbar wird. Während dieser Zeit scheiden infizierte Tiere die Keime jedoch auch. Die Gesundheit der gesamten Herde steht auf dem Spiel.

Lymphflüssigkeit für Frühtest gut geeignet
Das Bakterium MAP gelangt über den Darm in den Körper und wird von den Makrophagen der Tiere aufgenommen. Diese Immunzellen gelangen dann über die Lymphflüssigkeit in die Lymphknoten, ins Blut und in andere Organe. Momentan untersuchen Labors Kot, Milch und Blut verdächtiger Tiere. Erstautor Lorenz Khol von der Universitätsklinik für Wiederkäuer an der Vetmeduni Vienna entwickelte in Kooperation mit dem College of Veterinary Medicine der University of Florida eine Methode zur Früherkennung der Infektion. Khol entnimmt dazu Flüssigkeit aus den Lymphgefäßen am Euter der Tiere. Wenige Milliliter reichen aus, um den Keim mittels PCR (Polymerase-Kettenreaktion) in der Lymphe nachzuweisen.

„Die Entnahme von Lymphflüssigkeit bei Rindern ist nicht trivial aber mit etwas Übung problemlos durchführbar. Die länglichen Gefäße liegen neben den Venen unter der Euterhaut und können nur während der Laktation punktiert werden. Da sich die Makrophagen zuerst in der Lymphe befindet, gehen wir davon aus, dass dort eine Infektion wesentlich früher und rascher diagnostiziert werden kann, als mit den heute gängigen Methoden“, so Khol.

Lymphe wird häufiger positiv getestet als Kot, Blut und Milch
Die WissenschafterInnen untersuchten insgesamt 86 Rinder verschiedener Betriebe, die Durchfall- und Abmagerungssymptome zeigten. Die Lymph-Analyse lieferte deutlich mehr positiv getestete Tiere, als die Untersuchung über Kot, Blut oder Milch. „Dies spricht für eine höhere Sensitivität unserer Methode. Nach einem Jahr waren etwa 70 Prozent aller mittels Lymph-PCR positiv getesteten Tiere aus ihren Herden entfernt   worden. Diese Tiere entwickelten also verschiedene Krankheitssymptome, die ein Vorzeitiges Ausscheiden aus dem Betrieb notwendig machten. Bei den in der Lymphe negativ getesteten Rindern waren es 27 Prozent, die sich nach etwa einem Jahr nicht mehr in der Herde befanden.

„Die Resultate zeigen uns, dass die Methode vielversprechend ist. Wir müssen die Technik jedoch noch verbessern, um die Verlässlichkeit der Resultate zu erhöhen. Da es für die Krankheit keine Behandlungsmöglichkeit gibt, ist eine flächendeckende Früherkennung besonders wichtig“, erklärt Khol.

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