Österreichischer Verband der Impfstoffhersteller: Weltimpfwoche: Impferfolge und Verbesserungspotenzial

Auch Österreich ist noch nicht am Ziel – höhere Durchimpfungsraten bei Influenza-, Meningokokken- und HPV-Impfungen notwendig

Die World Immunization Week (Weltimpfwoche) der WHO erinnert uns jedes Jahr daran, welche Bedeutung Impfungen für die Gesundheit haben. Nicht umsonst werden sie auf Platz eins der größten medizinischen Errungenschaften weltweit geführt. Während der letzten zwei Jahrhunderte haben sie die Pocken ausgerottet, die Sterblichkeitsraten bei Kindern weltweit reduziert, unzählige Geburtsdefekte und lebenslange Behinderungen verhindert. Aber noch ist nicht alles getan, nicht einmal bei uns. Neue Impfstoffe – wie jene gegen Meningokokken oder HPV* - helfen, weitere Krankheitsfälle zu reduzieren. Dafür müssen jedoch genügend Menschen geimpft sein. Das gilt auch für die jährliche Influenza-Impfung. In Österreich gibt es hier durchaus Verbesserungspotenzial.

Heute, am Beginn der World Immunization Week ist Welt-Meningitis-Tag. Meningitis, also Hirnhautentzündung, kommt hierzulande zwar nicht so oft vor, kann aber in kurzer Zeit zum Tode führen oder schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Auslöser sind sowohl Bakterien als auch Viren, Pilze oder Parasiten. Gegen viele, aber nicht alle Erreger kann man sich impfen lassen.  

Bakterielle Meningitis: Innerhalb weniger Stunden in Todesgefahr

Besonders gefährlich ist bakterielle Meningitis. Sie kann durch Pneumokokken oder Meningokokken ausgelöst werden. Gegen beide Bakterienarten gibt es Impfungen. „Leider werden diese aber auch in Österreich nicht ausreichend wahrgenommen“, betont Univ.-Prof. Dr. Werner Zenz, Leiter der Forschungseinheit Infektiologie und Vakzinologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz. Und das obwohl eine Meningokokken-Infektion in 10 bis 15 Prozent der Fälle – meistens bei Säuglingen und Kleinkindern oder Jugendlichen -  innerhalb von Stunden zum Tod führen kann. Viele Eltern wissen das aber nicht.“ Problematisch ist, dass die ersten Symptome eher harmlos und von einem grippalen Infekt kaum zu unterscheiden sind. Meist kommen dann allerdings noch Verwirrtheit beziehungsweise Bewusstlosigkeit, Lichtempfindlichkeit und Nackensteifigkeit dazu. „Spätestens dann sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden“, warnt Zenz „Meningokokken-Infektionen müssen so schnell wie möglich behandelt werden, da sie ohne Intensivbehandlung rasch zum Tod führen können.“

Impfen schützt

2016 wurden in Österreich 37 Fälle von invasiven Meningokokkenerkrankungen (Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung) bestätigt. Drei Personen sind verstorben. Am häufigsten betroffen waren Kinder und Jugendliche. Bekannt ist heute, dass fünf Subgruppen (A, C, W, Y und B) 90 Prozent aller weltweiten Meningokokken-Erkrankungen verursachen, gegen die man sich auch impfen lassen kann. In Österreich ist die Meningokokken-Serogruppe B am häufigsten, gefolgt von C und Y. Noch ist es zwar nicht möglich, sich mit einem Impfstoff gegen alle relevanten Meningokokken-Stämme zu schützen. „Dennoch sollte man alle Impfungen in Anspruch nehmen, die es dazu gibt“, empfiehlt Experte Zenz, denn selbst bei jemandem, der die Krankheit übersteht, gibt es eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass Langzeitschäden zurückbleiben.“ Bei mehr als 10 Prozent aller Patienten ist das der Fall. Der Kombinationsimpfstoff gegen die Subgruppen A, C, W135 und Y ist sogar im kostenfreien Kinderimpfprogramm. Eine Impfung gegen Meningokokken B wird laut Österreichischem Impfplan aufgrund der epidemiologischen Situation für alle Kinder und Jugendlichen - ab dem zweiten Lebensmonat empfohlen.  

Umfassende Empfehlung – mangelhafte Umsetzung

Schwerwiegende Komplikationen verhindern könnte man auch wesentlich häufiger bei der Influenza, der echten Virusgrippe. Diese sind der Grund, warum die Influenza-Impfung mit besonderem Nachdruck gerade für ältere Personen, Schwangere und Kinder sowie Risikopatienten empfohlen wird. In diesen Gruppen können Influenza-bedingte Komplikationen nämlich besonders dramatisch verlaufen. Trotz umfassender Empfehlung ist Österreich europäisches Schlusslicht bei der Durchimpfungsrate. Das European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) rät zur genauen Analyse der Durchimpfungsraten in den einzelnen Gruppen und zur Identifikation von potenziellen Hindernissen auf dem Weg der Patienten zur Impfung.

Impfen kann Krebs verhindern

Verhindern kann man mittlerweile auch verschiedene Krebsarten im Anal- und Genitalbereich von Frauen und Männern. Die häufigste durch Humane Papillomaviren (HPV) verursachte Krebsform ist Gebärmutterhalskrebs. Seit einigen Jahren gibt es zur Vorbeugung hoch wirksame Impfstoffe. „Mit dem zuletzt zugelassenen Neunfachimpfstoff können 90 Prozent aller Virustypen abgedeckt werden, die Gebärmutterhalskarzinome und andere Krebsarten auslösen können“, erklärt Univ. Prof. Dr. Elmar Joura von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Wien. Die ersten Erfolge sind schon zu beobachten: In Australien und Dänemark, die die HPV-Impfung bereits sehr früh in ihre Impfprogramme aufgenommen und rasch hohe Durchimpfungsraten erreicht haben, konnte laut Studien bereits eine 80-prozentige Reduktion der Krebsvorstufen am Gebärmutterhals erreicht werden.[9] In Finnland wurde erstmals nachgewiesen, dass durch diese Impfungen Krebs verhindert wird. Außerdem kam es in Ländern mit hohen Durchimpfungsraten bereits zu einem 90-prozentigen Rückgang bei Genitalwarzen.

Durchimpfungsrate erhöhen

Bei uns wird die Impfung aktuell allen Mädchen und Buben von neun bis elf Jahren im Rahmen des Gratis-Kinderimpfprogrammes angeboten. Bis zum Abschluss des 15. Lebensjahrs kann zu einem vergünstigten Preis nachgeimpft werden. „Derzeit liegt die Durchimpfungsrate bei Kindern bis 11 Jahre trotz des guten Programmes bei nur knapp 60 Prozent“, berichtet Joura. „Eine 80-prozentige Durchimpfungsrate wäre allerdings notwendig, um das Virus flächendeckend zu eliminieren. Die Gründe für diese vergleichsweise niedrige Zahl liegen vor allem an den unterschiedlichen Vorgangsweisen in den einzelnen Bundesländern und Schulen sowie an der fehlenden Impfplicht für Schulärzte.“  

In Ländern wie Großbritannien und Australien sind die Durchimpfungsraten höher. „Im Gegensatz zu Österreich müssen sich Eltern dort aktiv gegen eine Impfung aussprechen, ansonsten werden ihre Kinder routinemäßig geimpft“, erläutert Joura. Daher sind dort zum Teil über 90 Prozent der Kinder in der entsprechenden Altersklasse geimpft. „Eine Regelung, die sicher auch bei uns dazu beitragen würde, die Durchimpfungsraten zu erhöhen und langfristig viele Erkrankungen zu verhindern.“ In Australien gibt es neben der Jugendlichenimpfung auch noch ein gratis-Catch-up-Programm für junge Frauen bis zum 19. Lebensjahr. Etwas, das sich Joura auch für Österreich vorstellen könnte.

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