In der Kategorie Grundlagenforschung ging der Life Science Research Award Austria 2023 an Johanna Gassler für eine Arbeit, die sie während ihrer Zeit am Institut für Molekulare Biotechnologie IMBA in Wien veröffentlicht hatte.
Der Schlüsselfaktor für die ersten Schritte des Lebens in der befruchteten Eizelle
In ihrer in Science veröffentlichten Arbeit beschäftigt sich Gassler mit den ersten Schritten des Lebens in einer befruchteten Eizelle (Zygote). In den ersten Entwicklungsschritten ist die Aktivierung des Genoms der Zygote von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Organismus. Gassler konnte zeigen, dass dabei das Protein Nr5a2 als Pionierfaktor eine entscheidende Bedeutung hat. Dieser Mechanismus könnte bei allen Wirbeltieren eine Rolle spielen. Ihre Erkenntnisse tragen somit zu einem besseren Verständnis dieser frühen Phase des Lebens bei.
Zygotic genome activation by the totipotency pioneer factor Nr5a2
Die drei Life Science Research Awards wurden auch heuer wieder vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft unterstützt. Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher: „Forschung und Entwicklung sind Schlüsselfaktoren für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Sie sichern hochwertige Arbeitsplätze. Die Life Science Research Awards Austria fördern junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – eine Initiative, die wir gerne unterstützen."
Innovativer Ansatz für die Entwicklung neuer Antibiotika
In der Kategorie anwendungsorientierte Forschung ging der Life Science Research Award Austria 2023 an David Hoi für eine Arbeit, die er am Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien durchgeführt hat. Die Ergebnisse seiner Studie stellen einen sehr innovativen Ansatz für die Entwicklung neuer Antibiotika dar: Proteinabbaumoleküle wie die so genannten BacPROTACs, die sich gezielt gegen bakterielle Proteine richten, kommen als neuartige Antibiotikaklasse in Frage.
Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen konnte David Hoi zeigen, dass BacPROTACs erfolgreich zur gezielten Abtötung von Tuberkulose-Erregern eingesetzt werden können. Daher besteht die Hoffnung, dass die BacPROTAC-Plattform auch für die Entwicklung neuartiger Medikamente zur Behandlung von anderen gefährlichen Infektionskrankheiten geeignet ist. Die Studie wurde in der führenden Fachzeitschrift Cellveröffentlicht.
Clp-targeting BacPROTACs impair mycobacterial proteostasis and survival
Getränkeverpackungen ohne Einsatz aggressiver Chemikalien wiederverwenden
Der 2023 zum fünften Mal vergebene Sonderpreis für wissenschaftlich herausragende Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz wurde an Klemens Kremser von der Universität für Bodenkultur Wien verliehen. Seine Arbeit beschreibt ein neuartiges, umweltfreundliches Verfahren für die Wiederverwendung der unterschiedlichen Bestandteile von Getränkeverpackungen ohne den Einsatz aggressiver Chemikalien: Zellulose-Fasern werden durch Enzyme entfernt und Aluminium mikrobiell aufgelöst. Dadurch wird reines Polyethylen zurückgewonnen, das wieder als Verpackungsmaterial verwendet werden kann.
Durch das von Klemens Kremser gemeinsam mit seinen Kollegen und Kolleginnen entwickelte Verfahren kann der Wiederverwendungsgrad von Verpackungsmaterialien in Zukunft deutlich erhöht werden. Die von ihm eingereichte Arbeit wurde in der angesehenen Fachzeitschrift Resources, Conservation and Recyclingveröffentlicht.
Dissertationspreis: Körpereigene Mechanismen gegen krankheitserregende Proteine
In seiner Dissertation untersuchte Alexander Hanzl ebenfalls das Feld des gezielten Proteinabbaus als Therapiemöglichkeit. Dabei werden krankheitserregende Proteine durch Mechanismen der Zellen im Körper reduziert. Dies erfolgt durch den Einsatz sogenannter small molecule degraders (E3-Ligasen). Ein wichtiger Aspekt der Arbeit war die Untersuchung, wie Therapieresistenzen entstehen. Derzeit wird dieser Ansatz bei Krebserkrankungen, neurodegenerativen Erkrankungen und Autoimmunkrankheiten klinisch getestet.
Verbesserte zielgerichtete Therapien bringen auch erhebliche Vorteile für die Umwelt mit sich: Sie verringern den Bedarf an Medikamenten mit breitem Wirkungsspektrum.
Diese Arbeit hat beträchtliches Anwendungspotential. Die zugrunde liegende Idee wurde patentrechtlich geschützt und hat bereits zur Gründung eines erfolgreichen Biotech-Startups beigetragen.
Identifying novel degraders and resistance mechanisms in targeted protein degradation
Dissertationspreis für neuartigen Einsatz der Genschere bei Krebs
Der Life Science PhD Award Austria 2023 für die innovativste Doktorarbeit mit hohem Anwendungspotential ging an Matthias Hinterndorfer vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien.
Wichtige Zellbausteine mit einer zentralen Rolle in der Entstehung von Krebs und anderen Erkrankungen können nur schwer studiert werden. Sie sind häufig für eine Zelle überlebenswichtig. Eine Veränderung dieser Bausteine durch Forscher oder Forscherinnen ist daher sehr schwierig. Der Durchbruch gelang Hinterndorfer durch den ferngesteuerten Einsatz der Genschere CRISPR/Cas. Mit diesem Werkzeug lässt sich jedes menschliche Gen inaktivieren und so die Herstellung des entsprechenden Zellbausteins verhindern. Bausteine mit einer kurzen Lebensdauer würden folglich rasch verschwinden, nachdem die Schere das zuständige Gen in der Zelle beschädigt hat.
Durch den Einsatz eines chemischen Stoffes gelang es Hinterndorfer, die Genschere zu einem beliebigen Zeitpunkt einzuschalten. So kann eine zelluläre Reaktion zuerst ausgelöst werden, bevor dann die wichtigen Elemente der Reaktion durch die Genschere inaktiviert werden.
Diese Entdeckung eröffnet neue therapeutische Ansätze für die Behandlung von Krebs.
Titel der Arbeit: Time-resolved genetic screens to dissect gene functions and regulatory networks
15 Jahre ÖGMBT: Jahrestagung als Österreichs bedeutendster Life-Science-Event
Die ÖGMBT repräsentiert 1.300 in den Life Sciences tätige Personen und Studierende sowie 70 Unternehmen und Institutionen. ÖGMBT-Präsidentin Univ.-Prof. Dr. Viktoria Weber bei der 15. Jahresversammlung, die diesmal in Salzburg stattfand: „Die Life Science Awards Austria zeigen auch heuer wieder eindrucksvoll das hohe internationale Niveau der Forscherinnen und Forscher in Österreich. Ich bedanke mich in Namen der ÖGMBT ganz besonders bei unseren langjährigen Unterstützern BMAW, THP Medical Products und Polymun Scientific, die diese Auszeichnungen ermöglichen.“
Foto: ÖGMBT/dibiasi-momente Honorarfreie Verwendung für mediale Berichterstattung
Bildtext: (v.l.n.r.) Matthias Hinterndorfer, Alexander Hanzl, Johanna Gassler, Klemens Kremser, David Hoi
Rückfragehinweis:
floorfour LifeScience + Health PR
Mag. Thomas Kvicala
kvicala(at)floorfour.at
+43 660 444 00 47