MedUni Wien: Erstmals Merkmale einer Harnabflussstörung nach Nierentransplantation identifiziert

Einer Forschungsgruppe der Medizinischen Universität Wien ist es zum ersten Mal gelungen, die histologischen Merkmale einer Harnabflussstörung im Menschen zu beschreiben. Anhand dieser Erkenntnisse, die an nierentransplantierten PatientInnen untersucht wurden, könnten in Zukunft potenziell gefährliche Komplikationen nach einer Nierentransplantation früher entdeckt und rechtzeitig behandelt werden.

Nach einer Nierentransplantation können urologische obstruktive Komplikationen auftreten, die zu einer Harnabflussstörung und in weiterer Folge zu einem Transplantatversagen führen können. Solche Komplikationen sind unter anderem, eine Verengung des Harnleiters, eine undichte Stelle zwischen Harnleiter und Harnblase oder ein Bluterguss, der das Transplantat oder die ableitenden Harnwege „abdrückt“. Dies kann zwar normalerweise mittels Ultraschall entdeckt werden, aber in den ersten Monaten nach einer Nierentransplantation ist diese Untersuchung beim Aufspüren von Harnabflussstörungen nicht immer ausreichend aussagekräftig. Bei unklarer Nierenfunktionseinschränkung nach einer Transplantation ist daher eine pathohistologische Aufarbeitung einer Nierenbiopsie unumgänglich, um die Ursache festzumachen und die entsprechende Therapie einleiten zu können. 

Histologischer Befund zeigt Komplikationen an

„Der histologische Befund gehört zu den wichtigsten Diagnose-Tools bei unklaren Nierenfunktionseinschränkungen. Leider waren histologische Kriterien, die auf eine Harnabflussstörung deuten, in der Literatur bisher nur ungenügend definiert“, sagt die Erstautorin Marija Bojic von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien. Mit der vorliegenden Studie ist es dem Studienteam unter der Leitung von Zeljko Kikic gelungen, einen spezifischen histologischen Phänotypus zu beschreiben, der mit ebensolchen urologischen obstruktiven Komplikationen assoziiert ist. 

Dabei wurden Biopsien von 976 nierentransplantierten PatientInnen untersucht. Gesucht wurde im Speziellen nach dem Vorhandensein von „Tubulusektasien“ – d.h. Erweiterungen der Nierenkanälchen. Kikic: „In früheren Tiermodellen, in denen eine Harnabflussstörung simuliert wurde, konnte diese Veränderung beobachtet werden. Wir wollten also untersuchen, ob das beim Menschen ebenso der Fall ist.“ Zusätzlich wurden weitere Veränderungen der Nierenkanälchen (Tubuli) analysiert und die Ergebnisse mit dem Vorhandensein von nachgewiesenen obstruktiven urologischen Komplikationen korreliert.

Die ForscherInnen der MedUni Wien haben nun genaue Merkmale herausgearbeitet und beschrieben, die auf eine Harnabflussstörung hinweisen. „Anhand der Ergebnisse können noch unentdeckte urologische Komplikationen mit Harnabflussstörungen früher erkannt werden und die PatientInnen schneller eine notwendige Behandlung erhalten“, so Bojic. Die Resultate wurden im Top-Journal „Transplantation“ publiziert und auf dem internationalen Kongress der Banff Gesellschaft in Pittsburgh vorgestellt. Diese Gesellschaft ist maßgeblich an der Erstellung der weltweit gängigen Abstoßungsrichtlinien beteiligt.

Die Arbeit ist ein Beispiel für eine erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit an der MedUni Wien: Es kooperierten mehrere Universitätskliniken und Institute (Innere Medizin III/Klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Chirurgie/Klinische Abteilung für Transplantation, Urologie, Notfallmedizin, sowie das Klinische Institut für Pathologie) einerseits auf wissenschaftlichem Terrain und andererseits in der alltäglichen Betreuung der gemeinsamen PatientInnen nach einer Nierentransplantation.

Service: Transplantation

Bojic M, Regele H, Herkner H, Berlakovich G, Kläger J, Bauer C, Seitz C, Kikic Z: “Tubular Ectasia in Renal Allograft Biopsy - Associations with Occult Obstructive Urological Complications.” Transplantation, Online First. doi: 10.1097/TP.0000000000002699

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