In einem erfolgreichen Aufholprozess hat Österreich in den letzten Jahren in Forschung und Technologieentwicklung zu den innovativsten Ländern Europas aufgeschlossen. Österreich hat sich damit ein einmaliges Window of opportunity geschaffen, um zum Hochtechnologieland zu werden.
Jetzt geht es darum, Österreich im Feld der Innovation Leader zu etablieren. Besonders bevölkerungsmäßig kleine, wirtschaftlich fortgeschrittene Länder – wie die Schweiz, Finnland oder Schweden – können ihren Wohlstand erhalten, indem sie mit exzellenter Grundlagenforschung die Grenzen des Wissens erweitern und sich damit Wettbewerbsvorteile sichern. Die Grundlagenforschung bildet dabei die Basis einer Innovationskette, die über angewandte Forschung und Produktentwicklung zur Kommerzialisierung des gewonnenen Wissens führt.
Um dieses Ziel zu erreichen, spielen die staatliche Förderung der Grundlagenforschung und die Stärkung des Hochschulsektors eine wesentliche Rolle.
Die FTI-Strategie der Bundesregierung 2011 hat diesen Weg als richtig erkannt und das Ziel formuliert, dass Österreich "in die Gruppe der Innovation Leader, also der innovativsten Länder der EU, vorstößt."
Weiters anerkennt die FTI-Strategie der Bundesregierung die wichtige Rolle der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK) als "Ermöglicher wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts". Ähnlich wie in Deutschland, dessen kompetitives Akademienprogramm gerade erneut um jährlich 5 Prozent erhöht wurde, bedarf es auch in Österreich einer verstärkten Förderung der GSK, um unser reiches kulturelles Erbe zu wahren und sozialen Herausforderungen gewachsen zu sein.
Beiträge des FWF und der ÖAW
FWF und ÖAW leisten in unterschiedlicher Weise wesentliche Beiträge zu einer erfolgreichen Grundlagenforschung in Österreich: der FWF als bundesweite Förderungsagentur und die ÖAW als größte und zentrale Trägerin außeruniversitärer Grundlagenforschung in Österreich.
Beide Institutionen können in ihren Funktionen maßgebliche Beiträge zur Erreichung der Ziele, wie sie die FTI-Strategie der Bundesregierung festschreibt, leisten, wenn die dafür notwendigen finanziellen Gestaltungsräume – wie nachfolgend skizziert – seitens der Politik bereitgestellt werden.
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Ein starker Forschungsstandort benötigt insbesondere Mittel, die kompetitiv vergeben werden, um die notwendige Qualität zu garantieren. Der FWF spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle; er vergibt Forschungsmittel ausschließlich im Wettbewerb nach internationalen Qualitätsmaßstäben. Dadurch unterstützt er nicht nur die Universitäten und Forschungsstätten bei ihren Bemühungen um Profilbildung, er rüstet auch den Nachwuchs für den europäischen Wettbewerb.
Für das Jahr 2013 hat der FWF Projektmittel im Ausmaß von etwa € 210 Mio (inklusive Overheads) bewilligt. Damit kann wissenschaftlicher Nachwuchs finanziert und können Arbeitsplätze für etwa 3.800 junge Forscherinnen und Forscher geschaffen werden.
Um weiterhin als Qualitätsfilter zu agieren und exzellente Forschung fördern zu können, benötigt der FWF eine deutliche Erhöhung seines Grundbudgets sowie einen gesicherten Wachstumspfad in die Zukunft:
Für die Jahre 2014 und 2015 hat der FWF jeweils fixe Budgetzusagen, über das Jahr 2015 hinaus gibt es jedoch keinerlei finanzielle Zusagen an den FWF. Falls sich diese Situation nicht sehr schnell ändert, können aufgrund der mehrjährigen Verpflichtungen keine weiteren Bewilligungen mehr ausgesprochen werden. Diese Situation ist umso problematischer, als dass sich nur ein kleiner Teil des FWF-Budgets im BVA findet, im Jahr 2013 sind das konkret € 101,9 Mio. Das bedeutet, der FWF ist nicht nur unterdotiert, sondern hat gleichermaßen ein strukturelles Budgetproblem in der Höhe von etwa € 100 Mio.
Da die Antragssummen stark ansteigen (seit 2008 um jährlich 13 Prozent), wird die Vergabe immer kompetitiver, der FWF lehnt heute schon mangels Budget gute und sehr gut evaluierte Projekte im Ausmaß von etwa € 80 Mio jährlich ab. Der starke Anstieg der Anträge in Qualität und Quantität ist auch als Konsequenz der gelungenen Aufbauarbeit der letzten Jahre zu sehen. Overheadzahlungen sind dringend notwendig, um die Forschungsstätten in die Lage zu versetzen, erfolgreich beim FWF einzuwerben ohne einen beträchtlichen Eigenbeitrag zu zahlen.
Die Umsetzung der wichtigsten neuen Initiativen, die den Forschungsstandort nachhaltig stärken:
- Potentiale radikaler Innovationen ausbauen (blue sky);
- Wiedereinführung von Translational Research;
- Aufstockung der künstlerischen und klinischen Forschung;
- Ausbau internationale Mobilität und internationale Programme;
- Initialförderung für digitale Infrastruktur in den Geistes- Kultur- und Sozialwissenschaften.
Das ergibt für den FWF einen Budget-Zielwert im Jahr 2018 von € 487 Mio.
Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
Als größte Trägerin außeruniversitärer Grundlagenforschung in Österreich finanziert die ÖAW im Jahr 2013 aus ihrem Basisbudget von € 75 Mio die Arbeit von rund 900 Personen in 29 Forschungsinstituten. Durch die Deckelung des Basisbudgets seit fünf Jahren bei gleichzeitig steigenden Kosten verzeichnet die ÖAW ein strukturelles Defizit von € 8 Mio.
Um ihren Aufgaben weiterhin nachkommen zu können und Institutsschließungen sowie die Kündigung von mehr als 100 hochqualifizierten MitarbeiterInnen zu verhindern, ist eine deutliche Erhöhung der jährlichen Basisfinanzierung unumgänglich.
Die ÖAW braucht:
Diese Steigerungen sind nötig, um folgende Ziele zu erreichen:
- Exzellenzsicherung durch die Umwandlung von Anschub- in Basisfinanzierung: plus € 4,5 Mio pro Jahr
In den letzten drei Jahren erhielt die ÖAW Sondermittel der Nationalstiftung (NFTE) in Höhe von durchschnittlich € 5,6 Mio p.a. Diese Mittel dienen der Anschubfinanzierung für Programme zur Exzellenzsteigerung (z.B. New Frontiers Group). Nur wenn 80 Prozent dieser Summe durch zusätzliche Mittel in das Basisbudget überführt werden, können die Arbeitsplätze der neu angestellten JungwissenschaftlerInnen gesichert werden. - Gezielte Förderung hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses durch
Entwicklung eines neuen Karrieremodells:
plus € 3 Mio pro Jahr
Die ÖAW nimmt jährlich rund 130 NachwuchswissenschaftlerInnen auf. Auf Basis einer strikt an Exzellenzkriterien ausgerichteten Evaluierung nach US-amerikanischem Erfolgsmodell will die ÖAW den besten 30 Prozent durchgängige Karriereperspektiven bieten, um einen weiteren Brain Drain zu verhindern.
Stipendien:
plus € 2 Mio 2014 und Beibehaltung in den Folgejahren
Für exzellente NachwuchswissenschaftlerInnen stehen der ÖAW derzeit € 6,8 Mio p.a. für Stipendien zur Verfügung. Mit diesen Mitteln können nur 15 Prozent der Anträge bewilligt werden (zum Vergleich: international liegt die Bewilligungsquote bei 30 Prozent). Derzeit muss fast die Hälfte der von internationalen GutachterInnen als ausgezeichnet bewerteten Anträge abgelehnt werden. Um die besten NachwuchswissenschaftlerInnen Österreichs entsprechend ihrer Qualität zu fördern, benötigt die ÖAW zusätzlich € 2 Mio p.a. - Forschungsinfrastruktur: plus € 3 Mio 2014 und Beibehaltung in den Folgejahren
Um DoktorandInnen und PostdoktorandInnen eine zunehmend kostenintensive, aber notwendige state-of-the-art Forschungsinfrastruktur bieten zu können, sind zusätzlich € 3 Mio p.a. notwendig.
Für die ÖAW ergibt dies einen Basisbudget-Zielwert von € 135 Mio im Jahr 2018.