BOKU: Klimafreundliche Gesundheitsversorgung

Eine kürzlich publizierte Studie von Forscher*innen der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Gesundheit Österreich zeigt mit einer detaillierten Analyse des Carbon Footprint des österreichischen Gesundheitssektors konkrete Ansatzpunkte für eine klimafreundliche Gesundheitsversorgung auf.

Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung von Gesundheitssystemen ist durch die COVID-19 Pandemie besonders deutlich geworden. In reichen Ländern, wie Österreich, verursachen diese Sektoren allerdings einen erheblichen Anteil an Treibhausgasemissionen und tragen damit selbst zum Klimawandel und den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit bei. 

Zur Erreichung der Klimaziele sind alle Sektoren gefordert ihren Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen zu leisten. Gesundheitssektoren wurden trotz ihre sozioökomischen Bedeutung und ihrer engen Verbindung zum Klimawandel in Forschung und Politik in diesem Zusammenhang lange Zeit nicht adressiert. Neben der Anpassung an unvermeidbare Folgen des Klimawandels, können Gesundheitssysteme auch einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die empirischen Grundlagen dazu wurden im Projekt HealthFootprint, gefördert durch den Klima- und Energiefonds im Rahmen des österreichischen Klimaforschungsprogramms erarbeitet. 

Gesundheitssektor für 7% des nationalen Carbon Footprint verantwortlich

Unter der Leitung des BOKU-Instituts für Soziale Ökologie wurde erstmals der gesamte Carbon Footprint für Österreich in einer Zeitreihe über 10 Jahre berechnet und im Detail untersucht. Im Jahr 2014 betrug der Health Carbon Footprint (HCF) 7% des nationalen Carbon Footprint, das entspricht 0.8 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr. Damit steht Österreich OECD-weit an 6. (Anteil HCF) bzw. an 8. Stelle (HCF pro Kopf). Die Versorgung in Krankenhäusern und der Konsum von Arzneimitteln und medizinischen Einmalprodukten trägt über 50% zum HCF bei. Während die Emissionen durch den direkten Energieverbrauch großer Anbieter sinken, steigen im Beobachtungszeitraum diejenigen durch den Privatverkehr, den der Sektor induziert. Österreich gehört zu den Ländern deren HCF dem Trend der nationalen Treibhausemissionen folgt. Angesichts steigender nationaler Treibhausgasemissionen muss davon ausgegangen werden, dass ohne Gegensteuerung auch der HCF ansteigen wird. 

Ungenützte Möglichkeiten zur Verringerung des Carbon Footprint 

Eine zentrale Schlussfolgerung aus der HealthFootprint Studie ist, dass der Gesundheitssektor seinen Carbon Fußabdruck verringern kann ohne die Qualität der Versorgung zu beeinträchtigen. In manchen Fällen können Klimaschutzmaßnahmen den Outcome sogar verbessern. Neben bekannten Maßnahmen zur Reduktion des direkten Energieverbrauchs, reichen Vorschläge von der Eindämmung unnötigen Konsums und unnötiger Leistungen (z.B. Überverschreibungen, Mehrfachuntersuchungen) und dem Einsatz klimafreundlicher Produkt- und Behandlungsalternativen, über die Verringerung von Fehlbelegungen und eine bedarfs- und patient*innenorientiere Angebotsplanung, bis hin zu einem Ausbau der Primärversorgung. 

Gesundheitssektor kann Entwicklung klimafreundlicher Lebensstile unterstützen

Durch eine gezielte Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung kann der Gesundheitssektor darüber hinaus wesentlich zur Entwicklung klimafreundlicher Lebensstile beitragen, damit Krankenbehandlung entlasten und gleichzeitig seinen eigen Carbon Footprint reduzieren. „Voraussetzung dafür ist die Entwicklung einer Klimastrategie des Gesundheitssektors, die Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel und Resilienz gegenüber akuten Gesundheitskrisen integriert behandelt. Hier kann Österreich international eine Pionierrolle einnehmen“ betont Ulli Weisz vom BOKU-Institut für Soziale Ökologie. 

Artikel 

Weisz, U., Pichler, P.-P., Jaccard, I.S., Haas, W., Matej, S., Bachner, F., Nowak, P., Weisz, H., 2020. Carbon emission trends and sustainability options in Austrian health care. Resources, Conservation and Recycling 160, 104862. https://doi.org/10.1016/j.resconrec.2020.104862

Pichler, P.-P., Jaccard, I.S., Weisz, U., Weisz, H., 2019. International comparison of health care carbon footprints. Environmental Research Letters 14, 064004. https://doi.org/10.1088/1748-9326/ab19e1

Kontakt/Rückfragen

Dr. Ulli Weisz 
Institut für Soziale Ökologie
Universität für Bodenkultur Wien
 
+43 (0) 1 47654-73723 
+43 (0) 676 35 16 066 

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