SARS-CoV-2: Anästhesie- und Intensivmedizin-Fachgesellschaft besorgt über Ausbreitung der Delta-Variante

ÖGARI-Präsident Prof. Walter Hasibeder: "Nur hohe Durchimpfungsrate schützt uns alle und das Gesundheitssystem"

"Die weitere rasche Ausbreitung der 'Delta-Variante' von SARS-CoV-2 in vielen Ländern gibt Anlass zur Sorge und sollte uns zur Vorsicht mahnen", sagt der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) Prim. Univ.-Prof. Dr. Walter Hasibeder (Zams) zur Diskussion über weitere Lockerungsmaßnahmen in Österreich im Verlauf des Juli. Auch hierzulande ist der Anteil der Delta-Variante an sequenzierten PCR-Tests laut COVID-Prognosekonsortium in der Kalenderwoche 26 bereits auf 60 Prozent angestiegen. Prof. Hasibeder: "Wir müssen rechtzeitig gut gewappnet sein für einen Wiederanstieg der Fallzahlen, wie wir sie seit Wochen in vielen Ländern beobachten müssen. Die aktuell günstige Infektionslage darf uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Das Auftreten der Delta-Variante (B.1.617.2) und möglicher zukünftiger 'variants of concern' hat durchaus das Potential, unser aller Bemühungen, die Pandemie zu beenden, zu verhindern."

Aktuell ist die Anzahl an COVID-19-Patientinnen und -Patienten auf Normal- bzw. Intensivstationen mit 55 bzw. 43 so niedrig wie zuletzt im August bzw. September des Vorjahres. "Es ist erfreulich, dass angesichts dieser weitgehend entspannten Lage bereits viele Öffnungsschritte möglich waren. Aber leider ist das noch immer kein Anlass zur endgültigen Entwarnung", so Prof. Hasibeder. In Teilen Europas, in Afrika und Asien sorgt die Escape-Variante Delta für zum Teil massive Anstiege bei den Infektionszahlen, in Ländern, in denen die Impfrate noch niedrig ist, bricht das Gesundheitssystem zum Teil wieder unter der Belastung zusammen. Doch auch in Ländern mit hoher Durchimpfung wie Israel oder Großbritannien sind deutliche Zuwächse bei der Inzidenz zu beobachten.

Daten aus England zeigen eine deutlich höhere Ansteckungsrate von rund 60 Prozent verglichen mit der Alpha Variante, die ihrerseits bereits deutlich ansteckender ist das der Wildtyp des Virus. Vorläufige Daten aus England und Schottland lassen vermuten, dass nicht geschützte Personen nach Infektion mit der Delta-Variante etwa doppelt so häufig hospitalisiert werden müssen als bei Infektionen durch die Alpha Variante. Immer mehr Daten weisen zudem darauf hin, dass Delta auch moderat resistent gegen Impfungen ist. Daten aus Großbritannien belegen, dass zwei Dosen des Impfstoffs von Astra-Zeneca das Risiko einer symptomatischen Erkrankung durch das Delta-Virus um zirka 60 Prozent vermindern, die zweite Impfung mit Pfitzer-Biontec mRNA Impfstoff gar um 88 Prozent, wie Public Health England berichtete. Unabhängig von der Art der in Europa und den USA zugelassenen Impfstoffe (Vector- oder mRNA-Impfstoff) scheinen voll immunisierte Menschen in einem hohen Ausmaß gegenüber schweren Verläufen mit Hospitalisation, Intensivstationsaufenthalt und Tod, geschützt zu sein (CDC Science Brief vom 27. Mai 2021).

Hohes Risiko für Ungeimpfte – Gefährliche Langzeitfolgen einer Infektion

"Bei einer ungenügenden Durchimpfungsrate besteht also die große Gefahr einer neuerlichen Infektionswelle am Ende der Sommerferien, wenn wir uns wieder mehr in Räumen aufhalten und wenn Urlaubsrückkehrer die Delta-Variante oder neue noch unbekannte ‚variants of concern‘ eintragen“, so Prof. Hasibeder. "Die möglichst vollständige Durchimpfung der Bevölkerung muss daher in den nächsten Wochen das oberste gesundheitspolitische Ziel sein – um jeden und jede einzelnen und einzelne, aber auch um unsere Spitäler vor neuen Zusatzbelastungen zu schützen. Wer nicht geimpft ist, wird sich letztlich infizieren, und niemand kann den klinischen Verlauf einer Infektion genau vorhersehen." In diesem Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass das bisherige Impfprogramm alleine in Großbritannien zirka 7,2 Millionen Neuinfektionen und etwa 27.000 Todesfälle verhindert hat (Public Health England, 28. Juni 2021).

"COVID-19 und die damit assoziierten Belastungen gehen weit über das akute infektiöse Geschehen und das bereits bekannte Long COVID-Syndrom hinaus", so Prof. Hasibeder. "Mittlerweile wissen wir, dass die Infektion mit SARS-CoV2, das Risiko, in den darauffolgenden Monaten an einer chronischen Herzkreislauferkrankung, einem Diabetes mellitus, an einer chronischen Lungenerkrankung, einer psychischen oder neurokognitiven Erkrankung oder an Blutarmut zu erkranken, um ein Vielfaches erhöht."

Von größter Bedeutung sei auch die rasche Entwicklung einer langfristigen Impfstrategie, insbesondere was Auffrischungsintervalle und -dosen sowie die Kombination verschiedener Impfstoffe betrifft, so der ÖGARI-Präsident. "Aufgrund des Auftretens neuer Varianten haben wir hier aus meiner Sicht keinen langfristigen Planungsspielraum, bis spätestens Ende September benötigen wir ein schlüssiges Konzept, dass dann rasch umgesetzt wird."

Die weltweite Dimension des Problems sei Anlass zur großen Sorge. "Solange das Virus über einen weltweiten Menschenpool von ungeschützten Personen verfügt, steigt die Wahrscheinlichkeit für neue gefährlichere Varianten, die immer wieder das Gesundheitssystem schwer belasten. Nur eine weltweite Impfstrategie, die eine entsprechende koordinierte finanzielle und logistische Unterstützung durch reiche Länder hat, kann die Pandemie beenden. Natürliche und künstlich gezogene Grenzen halten das Virus sicher nicht auf", sagt Prof. Hasibeder.

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