Pfizer: 40 Jahre FSME-Impfstoffproduktion in Österreich: Jubiläum mit Hintergrund

Erfindergeist, Pionierarbeit und Mut zur Innovation sind die Ingredienzien dieses ganz besonderen Jubiläums. Im Rahmen der Feierlichkeiten diskutierten hochkarätige Experten aus Gesundheit, Wirtschaft und Wissenschaft im 360°-FSME-Expertentalk direkt im niederösterreichischen Orth an der Donau, Produktionsstätte der Pfizer Manufacturing Austria GmbH.

Um 1920 wurde bei Waldarbeitern in der Gegend von Wiener Neustadt ein Krankheitssymptom, ähnlich der Kinderlähmung, entdeckt. 1956 gelang es, das die Krankheit verursachende Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME-Virus) aus fünf Zecken[1] der Region Neudörfl zu isolieren. Im Jahr 1973 entwickelte der österreichische Virologe Univ.-Prof. Dr. Christian Kunz, vom Institut für Virologie der Universität Wien, den ersten Versuchsimpfstoff. „Mein Mitarbeiter, Dr. Hofmann, und ich haben uns gegenseitig geimpft und warteten ab, wie der Test ausgehen würde“[2], so Kunz. Bereits 1976 startete in Österreich die industrielle Produktion des FSME-Impfstoffes. Seit 1981 findet jährlich eine österreichweite Informationskampagne mit Impfaktion statt. Während dieser Zeit ist der FSME-Impfstoff zu deutlich vergünstigten Preisen erhältlich. In der Zeit vor der Informationskampagne wurden in Österreich die höchsten FSME-Erkrankungsraten Europas verzeichnet. Mehr als 50 Prozent aller viralen Meningoenzephalitis-Fälle waren auf FSME zurückzuführen. 2015 lag die Durchimpfungsrate in Österreich bei 85 Prozent, dennoch gab es 64 dokumentierte FSME-Erkrankungsfälle. [3] Diese Zahlen können durchaus als österreichische Erfolgsgeschichte gewertet werden, wobei jeder FSME-Fall einer zu viel ist. Leider erkranken auch immer öfter Kinder und Jugendliche.

„Die FSME (Zecken-)Impfstoffproduktion in Österreich ist seit 40 Jahren eine Erfolgsstory in rot-weiß-rot. Millionen von Menschen konnten dadurch vor den potentiellen Folgen eines Zeckenstiches geschützt werden. Wir produzieren nicht nur für Österreich, sondern auch für jene Länder in Europa und Übersee, in denen unser FSME Impfstoff gebraucht wird. Pfizer hat im Dezember 2014 die Produktionsstätte in Orth an der Donau mitsamt seinen Mitarbeitern übernommen und ist, gemeinsam mit den Mitarbeitern am Standort Wien, Arbeitgeber für rund 500 Menschen in Österreich. Das Werk in Orth an der Donau ist ein wichtiger Produktionsstandort, für Pfizer und für Niederösterreich. Darauf sind wir stolz“, bilanziert Prof. Dr. Robin Rumler, Geschäftsführer der Pfizer Corporation Austria GmbH. „Aktuell wird in Orth Wirkstoff für rund 10 Millionen Impfdosen pro Jahr produziert.“, so Martin Dallinger, Site Leader Pfizer Manufacturing Austria GmbH.

Innovations- und Wirtschaftsstandort (Nieder)Österreich
Da Österreich praktisch über keine Rohstoffe verfügt, hat Innovation eine Schlüsselbedeutung für den Wohlstand. Will man Wachstum, Beschäftigung und soziale Sicherung halten oder steigern, müssen neue Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsprozesse oder -modelle hochwertiger sein als andere oder schneller entwickelt werden. Kreativität und Umsetzungsstärke sind in Österreich vorhanden. Innovation verlangt zudem auch Risikobereitschaft, Kapital uvm. Welche entscheidende Rolle hier die Pharma- und Biotechindustrie hat, veranschaulichen die Investitionen in Forschung und Entwicklung. „Im EU-Vergleich ist die Forschungsquote im Pharmabereich mit 14,4 Prozent die höchste und liegt noch vor jener im Bereich Software- & Computersysteme (10,4 Prozent).[4] Im F&E-Bereich Pharmazeutische Erzeugnisse waren im Jahr 2013 in Österreich 1.075 Menschen beschäftigt.[5] In der heimischen Pharmaindustrie sind 120 Unternehmen mit ca. 18.000 Mitarbeitern angesiedelt. Immerhin 20 Prozent davon produzieren in Österreich und bieten damit 7.000 Arbeitsplätze – alleine in der Produktion.[6] Mit 230 Mitarbeitern entfallen auf die FSME-Impfstoffproduktion in Orth/Donau knapp 3,3 Prozent“, berichtet Univ.-Prof. Dkfm. Dr. Nikolaus Franke, Leiter des Instituts für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien. Diese erfreulichen Zahlen sind überhaupt erst möglich, weil der Virusstamm „Neudörfl“ für die weltweite Nachfrage in diesem Werk produziert wird. „Ohne die nötige Innovationsbereitschaft von Pfizer und den anderen involvierten Playern wäre das kaum möglich gewesen“, so Franke weiter.

FSME-Schutzimpfung als einzig wirksamer Schutz
Viele Zeckenarten sind bedeutende Krankheitsüberträger. Einige von ihnen übertragen das FSME-Virus. Gegen die ausgebrochene Erkrankung gibt es keine spezifische Therapie. Nur die Symptome der Erkrankung können so gut wie möglich gemildert werden. Es gibt auch keine Impfung danach. Ein Zeckenstich kann daher das ganze Leben verändern. Die FSME-Impfung gilt als die wichtigste Prävention und bietet den effektivsten Schutz gegen die Erkrankung. „Schutzimpfungen sind eine der effektivsten Maßnahmen zur Krankheitsprävention, so konnten beispielsweise die Pocken mit Hilfe von Schutzimpfungen ausgerottet werden“, so Priv.-Doz. Mag. Dr. Maria Paulke-Korinek, PhD, von Sektion III – Öffentliche Gesundheit & Medizinische Angelegenheiten, Leitung Abteilung III/7 des Bundesministerium für Gesundheit. Bei vielen Schutzimpfungen kann das Impfen möglichst vieler Personen zur sogenannten Herdenimmunität führen. Indirekt können damit auch nicht geimpfte Personen geschützt werden. Die FSME-Schutzimpfung bietet Individualschutz – da nicht der Mensch der Überträger ist, sondern in den meisten Fällen Zecken. Für die gute Schutzwirkung kommt den korrekten Impfabständen große Bedeutung zu. Eine Ansteckung kann in seltenen Fällen auch durch den Konsum nicht pasteurisierter Milch erfolgen.

Die FSME-Impfung kann zu jeder Jahreszeit durchgeführt werden. Es ist jedoch sinnvoll vor einer beginnenden FSME-Saison den Impfschutz aufzufrischen oder Impfungen nachzuholen, sofern das laut Impfschema notwendig ist. „Jede versäumte Impfung soll ehestmöglich nachgeholt werden. Bei Versäumnis einer Impfung bzw. längeren Impfabständen wird nach zwei oder mehr Teilimpfungen diese Impfung mittels einer einzigen Dosis nachgeholt. Die Grundimmunisierung muss nicht neu begonnen werden.“, so Paulke-Korinek. Ob man während des überzogenen Impfintervalls geschützt war, kann man letztlich nur individuell mittels entsprechender Antikörpertestung feststellen. Die im Österreichischen Impfplan empfohlenen Impfintervalle geben einen Richtwert, wann durchschnittlich aufgefrischt werden soll. Sehr selten kann es vorkommen, dass einzelne Personen kürzer oder länger geschützt sind. „Gerade bei FSME ist wichtig zu berücksichtigen, dass es kreuzreagierende Antikörper gibt und spezielle Tests wichtig sind, um zuverlässige Ergebnisse zu erhalten und diese sinnvoll interpretieren zu können“, ergänzt Paulke-Korinek.

Europas FSME-Gürtel
Das Risiko einer FSME-Infektion im Süden Österreichs ist vergleichbar mit dem Risiko sich in einem Hochrisikogebiet mit Typhus anzustecken.[7] Neben einigen anderen hochendemischen Regionen in Europa – wie beispielsweise Tschechien oder dem Baltikum – gehört Österreich damit zu den Ländern mit dem weltweit höchsten Risiko, von einer mit FSME-Viren belasteten Zecke gestochen zu werden. FSME kommt jedoch auch in anderen Teilen Europas, sowie in Russland und Asien vor. Man nennt diese Gebiete auch den FSME-Gürtel. Mittlerweile kennt man in zirka 27 europäischen Ländern FSME-Endemie-Gebiete. Die Ausbreitung dieser ist ein steter Prozess und abhängig von unterschiedlichen Faktoren. In Europa kommt es derzeit zu einer Ausbreitung Richtung Norden und Westen sowie in höhere Lagen (über 1.500 Meter). Auch in Österreich ist eine Ausbreitung zu beobachten, zum Beispiel in den Talgebieten Tirols, wo immer wieder neue Infektionsorte gefunden werden.

Für den in Österreich seit nun 40 Jahren weiterentwickelten Impfstoff wird ein unverändertes, ursprünglich in Österreich isoliertes FSME-Virus („Neudörfl“) verwendet. Der heimische Impfstoff induziert jedoch auch eine gleichwertige Antikörperantwort gegen sibirische oder fernöstliche FSME-Virussubtypen. „In Österreich ist kein Bundesland FSME-frei, daher ist die Impfung für alle in Österreich lebenden Personen zu empfehlen. Dies gilt auch für Reisende in österreichische oder ausländische Endemiegebiete. Die FSME-Impfung schützt gegen alle bekannten FSME-Virus-Subtypen“, konstatiert Paulke-Korinek.

Ein Blick ins Nachbarland
Tschechien kann für einen Vergleich mit Österreich gut herangezogen werden: Die geografischen Gegebenheiten – und damit die Lebensbedingungen für die Zeckenpopulationen – sind nahezu ident. In beiden Ländern gibt es hochendemische Regionen und die Lebensumstände der Menschen sind ebenfalls ähnlich. „In Tschechien erkranken jährlich 350 bis 1.000 Menschen an FSME. 2015 waren es 351. Seit 2006 nehmen die Zahlen der Erkrankungen stetig ab.[8] Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Ländern liegt jedoch in der Durchimpfungsrate der Bevölkerung, die in Österreich mit 85 Prozent sehr hoch ist. In Tschechien jedoch nur bei 23 Prozent liegt und damit sehr niedrig ist.[9/10] Der in Österreich erfundene und produzierte FSME-Impfstoff ist in Tschechien im Jahr 1991 eingeführt worden“, so Prof. MUDr. Roman Prymula, CSc., Ph.D., Direktor Universitätsklinik Hradec Kralove, Tschechische Republik im Expertentalk.[11]

Erfolgsgeschichte in ROT-WEIß-ROT
„Hinter dem 40 Jahr-Jubiläum steckt große Symbolkraft, weil es die großartige Erfolgsgeschichte des Unternehmens zeigt. Die Impfstoffe aus Orth an der Donau sind weltweit gefragt und werden weltweit gebraucht. Zum anderen symbolisiert es die Entwicklung Niederösterreichs von einem Land am Eiserenen Vorhang zu einem erfolgreichen Standort im Herzen Europas, der gezielt auf Forschung und Entwicklung setzt. Die Impfstoffproduktion in Orth an der Donau unterstreicht das“, so NÖ-Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll. Dem schließt sich Landesrat Mag. Karl Wilfing an und erklärt: „Impfen ist die einfachste und kostengünstigste Vorsorgemaßnahme, die die Medizin kennt. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich und weisen eine sehr hohe Schutzrate auf. Der Impfplan 2016, herausgegeben vom Bundesministerium für Gesundheit, empfiehlt die FSME-Impfung für alle in Österreich lebenden Personen. Mit gutem Grund, wie auch Experten bestätigen: Nur ein Drittel der Bevölkerung wurde noch nie von einer Zecke gestochen. Ist eine Zecke infiziert, wird das FSME-Virus sofort mit dem Stich in das Blut übertragen. Die Firma Pfizer mit Produktionsstandort in Orth an der Donau leistet mit der Herstellung des Impfstoffes daher einen wichtigen Beitrag zum Schutz gegen FSME und für unser Gesundheitssystem.“

„Biotechnologisches know-how und hoch qualifizierte MitarbeiterInnen machen unsere Erfolgsgeschichte in Orth an der Donau aus. Erfahrung in der Impfstoffproduktion über viele Jahre haben uns zum Marktführer auf dem Gebiet der Zeckenimpfstoffproduktion werden lassen. Wir haben höchste Standards und Qualitätsansprüche und verfügen über langjährige, motivierte und engagierte MitarbeiterInnen. Es ist schön, gemeinsam mit meinen MitarbeiterInnen Teil dieser Erfolgsgeschichte in rot-weiß-rot zu sein“, sagt Martin Dallinger, Site Leader Pfizer Manufacturing Austria GmbH.

Auch Johann Mayer, Bürgermeister von Orth an der Donau, gratuliert zum Jubiläum und betont: „Bei der Gründung dieses Firmenstandortes wäre niemand auch nur annähernd auf die Idee gekommen, dass dieser Standort einmal zu einem international tätigen Pharmakonzern gehören wird und dadurch weltweit bekannt und anerkannt ist. Es ist schon eine besondere Leistung in Österreich zu entwickeln und 40 Jahre zu produzieren, wie zum Beispiel den FSME-Impfstoff, der ja weltweit zum Einsatz kommt. Wir als Gemeinde sind natürlich sehr stolz auf diesen Betriebsstandort, der sehr vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus Orth und der ganzen Region einen Arbeitsplatz bietet. So darf ich zu diesem Jubiläum namens der Marktgemeinde Orth an der Donau sehr herzlich gratulieren und hoffen, dass uns diese Erfolgsstory noch viele Jahrzehnte in Orth an der Donau erhalten bleibt.“

Pfizer – Gemeinsam für eine gesündere Welt
Pfizer erforscht und entwickelt moderne Arzneimittel für Menschen in allen Lebensphasen. Mit einem Forschungsetat von 7,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 zählt Pfizer zu den größten forschenden Pharmaunternehmen der Welt und setzt neue Standards in verschiedenen Therapiegebieten wie beispielsweise Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Entzündungserkrankungen, Krebs, neurologische Erkrankungen und Schmerz, seltene Erkrankungen oder bei Impfstoffen. Weltweit arbeiten rund 97.000 Mitarbeiter bei Pfizer daran, Krankheiten zu heilen, zu lindern oder vorzubeugen. Pfizer, mit Hauptsitz in New York, ist in über 80 Ländern mit Niederlassungen präsent und erzielte im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von rund 48,9 Milliarden US-Dollar.

In Österreich gliedert sich das Unternehmen in zwei Gesellschaften:
Die Pfizer Corporation Austria GmbH umfasst rezeptpflichtige Medikamente und rezeptfreie Produkte und ist ein wichtiger Partner der medizinischen Forschung und Entwicklung in Österreich. Um mehr über unseren Einsatz zu erfahren, besuchen Sie uns auf www.pfizer.at. Die Pfizer Manufacturing Austria GmbH ist unser Produktionsstandort in Orth an der Donau. Dort wird der weltweite Bedarf zweier Impfstoffe hergestellt. Zum Einen gegen die durch Meningokokken der Serogruppe C verursachte Meningitis (MenC), zum Anderen gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Die in dieser Aussendung verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur in einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen.
PP-PFE-AUT-0011/02.2016

Quellen:
1 BarreVaccine 2003; 21: 41-49
2 wiev1.orf.at/stories/232138 / 30.10.2017
3 FSME Situationsbericht 2015
4 The 2014 EU Industrial R&D Investment Scoreboard
5 Statistik Austria 2013: Unternehmensdemografie-Statistik
6 PHARMIG Mitgliederumfrage, 2014/15
7 Pamela Rendi-Wagner: Risk and Prevention of Tick-borne Encephalitis in Travelers. J Travel Med 2004; 11:307–312.
8 EPIDAT, SZÚ Czech Republic, 2016.
9 Heinz FX, Holzmann H, Essl A, Kundi. M. Field effectiveness of vaccination against tick-borne encephalitis.
Vaccine. 2007; 25: 7559–67
10 Survey GFK, 2013
11 Beran, J. Immunisation against tick-borne encephalitis by widely used vaccines: short-term history and current recommendations. Clin Microb and Inf, 2005; 11, 4: 424-426.

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