Pharmig: Erfinden muss auch Spaß machen

Patentschutz ist Antriebsfeder für Forschung und Entwicklung. Auch Arzneimittelinnovationen sind ohne Schutz vor Nachahmung nicht möglich.

Keine Innovation und kein Start-Up ohne Geldgeber und keine Geldgeber ohne schutzfähigem Know-how: Um vielversprechende Projekte aus der Grundlagenforschung in die angewandte Forschung zu überführen und sie bis zur Marktreife zu entwickeln, egal ob es sich dabei um ein neues Medikament handelt oder ein anderes innovatives Produkt, ist es unerlässlich, dieses Know-how und diese Produkte frühzeitig vor einer Nachahmung zu schützen. Im Zuge einer Expertendiskussion, veranstaltet vom Verband der pharmazeutischen Industrie Pharmig, dem Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich FOPI und der Industriellenvereinigung, wurde die Bedeutung des bestehenden Patentschutzes von Vertretern aus Wissenschaft, Industrie und Behörde dargelegt.

„Wenn eine Erfindung nicht zumindest für eine bestimmte Zeit vor Nachahmung geschützt werden kann, haben wir schlechte Karten“, sagte etwa Michael Krebs, kaufmännischer Direktor des Forschungsinstitutes IMBA. Er meinte damit, dass Spin-off-Ideen insbesondere im Biotech-Bereich nur dann eine Aussicht auf erfolgreiche Gründung und Finanzierung durch private Investoren hätten, wenn das zu entwickelnde Produkt auch geschützt werden kann bzw. ein Patent bereits vorliegt. „Nur so nehmen Geldgeber die hohen Risiken in Kauf, die mit einer Medikamentenentwicklung zwangsläufig verbunden sind.“

Aufgrund dessen, dass die Arzneimittelentwicklung ein Hochrisikogeschäft ist, spielt der Patentschutz hier eine besondere Rolle. „Anstatt allerdings darüber zu diskutieren, den Patentschutz aufzuweichen, wie es manche in Österreich fordern, und damit den Forschungs- und Wirtschaftsstandort zu schwächen, brauchen wir vielmehr berechenbare politische Entwicklungen und eine hohe Standortqualität“, mahnte Martin Munte, Präsident der Pharmig. "„Die Gesellschaft schätzt jene Therapien wert, die wirklich etwas Neues bringen. Daher sind Patente so wichtig – damit wir den Gesundheitszustand der Bevölkerung weiter verbessern.“"

Ulrike Unterer, Leiterin der Abteilung C1/9 - Technisch-wirtschaftliche Forschung im BMWFW und Vizepräsidentin der Christian Doppler Forschungsgesellschaft, betonte: „Bevor ein Unternehmen in ein Forschungsprojekt einsteigt und finanzielle Mittel investiert, gibt es zuerst einmal Verhandlungen zwischen den Trägern von Forschungseinrichtungen, wie etwa Universitäten, und den investierenden Firmen. Würden wir keine Schutzrechte gewähren, gäbe es das ganze Programm nicht.“

Auch Marlies Baurecht von der Austria Wirtschaftsservice GmbH aws sieht in den ganzheitlichen Schutzrechten rund um eine Patentierung schlichtweg eine Notwendigkeit: „Im Hinblick auf die Förderwürdigkeit ist es für uns wesentlich, ob ein Produkt patentierbar ist. Denn nur so kann Gründungsprojekten im Life Science Bereich eine positive Zukunftsperspektive beschieden werden. Unser Anspruch ist es, eine Synthese zwischen dem Geschäftsmodell und einer Verwertungsstrategie aufzustellen.“

Warum gerade in so innovativen Feldern wie der Biotech- oder Life-Science-Szene Forscher auf private Geldgeber angewiesen sind, führte Daniel Alge aus, Experte des Österreichischen und Europäischen Patentrechts, Präsident der EU-Mitglieder des Internationalen Patentanwaltsverbandes (FICPI) und der Österreichischen Patentanwaltskammer: „Im Unterschied zu den USA gibt es bei uns keinen privaten Finanzierungsmarkt. In Amerika ist man zwar erstaunt darüber, wie viel öffentliches Geld für die frühe Gründungsphase eines Unternehmens vorhanden ist, aber an einer weiteren Finanzierung fehlt es dann leider bei uns. In den USA oder auch in China gibt es viele private Geldgeber oder Investmentfonds, die bereit sind, in Biotechnologie zu investieren.“

Alge, der auch die Key Note bei der Veranstaltung hielt, sieht aber nicht nur in der Finanzierungsstruktur, sondern in der generellen Einstellung der Forschung gegenüber wesentliche Unterschiede: „Erfinder sind in den USA Helden, in China werden sie es gerade. Diese positive Einstellung fehlt bei uns. Erfinden muss auch Spaß machen. Das sollte seitens der Politik vermittelt und unterstützt werden.“ Ähnlich sieht es Unterer: „Das Bewusstsein, dass Innovation wichtig ist, muss gestärkt werden. Deshalb unternehmen und fördern wir verschiedene Aktivitäten, die diesem Gesellschaftsdialog zuträglich sind, wie etwa den Verein „Open Science“ oder das „Vienna Open Lab“, das die tägliche Forschungsarbeit in einem molekularbiologischen Labor allgemein zugänglich macht.“

Wie bedeutsam der Patentschutz als Standortfaktor aus europäischer Sicht ist, führte Kristine Peers aus. Sie ist General Counsel im Bereich Legal Affairs der efpia – European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations: „Andere Regionen der Welt, allen voran China, stärken ihr Patentsystem und schaffen damit ein attraktives Umfeld für Innovationen von Weltklasse. Sie wollen damit ganz klar die Führerschaft in Forschung und Innovation übernehmen. Um bei globalen Investments in diesen Bereich mithalten zu können, müssen wir daher in ganz Europa darauf schauen, dass wir – auch mit einem starken Patentrecht – weiterhin gute Bedingungen bieten.“

Ein erfolgreiches Beispiel dafür, was Patentschutz ermöglicht, lieferte Peter Prenninger, Corporate Research Coordinator bei AVL List GmbH, einem international tätigen Unternehmen mit Sitz in Graz: „Wir sind Patentmeister in Österreich und Weltmarktführer in der Entwicklung von Fahrzeugantriebs- und Messtechnik. Unsere Kunden erwarten umfassenden Schutz der Leistungen, die wir für sie erbringen. Diese Exklusivität und unser damit verbundener wirtschaftlicher Erfolg kann nur über einen strikten und umfassenden Patentschutz sichergestellt werden. Ohne einen solchen Patentschutz hätten wir keine Kunden.“

Dass das Patentsystem aus Unternehmersicht die Basis und Grundvoraussetzung für beinahe jegliches Investment in Forschung und Entwicklung darstellt, betonte auch der Generalsekretär der Industriellenvereinigung Christoph Neumayer. Außerdem sei der Patentschutz ein wesentlicher Faktor für Produktivitätsstärkung. Neumayer wünscht sich, dass es ein höheres Bewusstsein für die frühzeitige Sicherung von geistigem Eigentum gäbe, um forschungsintensive Unternehmen zu stärken: „Denn Faktum ist, dass innovative Unternehmen bis zu drei Mal so viele Arbeitsplätze aufbauen und bis zu siebzehn Mal so viel exportieren wie nicht-innovative Unternehmen.“

Fotos zur Veranstaltung finden Sie im Pharmig Flickr Account.
Credits: Pharmig / Markus Prantl

Über die Pharmig:
Die Pharmig ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband 120 Mitglieder (Stand November 2017), die den Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die Mitgliedsunternehmen der Pharmig bieten Arbeitsplätze für ca. 18.000 Beschäftigte (Quelle: Vollerhebungunter den Pharmig – Mitgliedsunternehmen, Stand Februar 2015).


Rückfragehinweis
Pharmig - Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
Peter Richter, BA, MA
Head of Communication & PR
Tel: +43 (0)1 40 60 290-20
Email: peter.richter(at)pharmig.at
Web: www.pharmig.at

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