ÖVIH: Influenza: Impfung schützt Senioren immer noch am besten

Ärztliche Empfehlung entscheidend

Als Schutzmöglichkeit vor der gefährlichen Virus-Grippe ist die Influenza-Impfung alternativlos. Sie bietet zwar keinen hundertprozentigen Schutz, aber sie reduziert Risiken. Vor allem jene für krankheitsbedingte Komplikationen, Spitalsaufenthalte und Tod. Ganz besonders wichtig ist das für Senioren, da deren Immunsystem im Regelfall Krankheiten nicht mehr so gut abwehren kann wie in jungen Jahren. Die WHO und europäische Behörden fordern daher seit Jahren eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent bei älteren Personen (1). Österreich kann dem bisher nicht annähernd folgeleisten. Nachdrückliche Empfehlungen durch die Hausärzte sowie eine gute Aufklärung könnten zur Verbesserung der Impfmoral führen.

Eine Milliarde Krankheitsfälle pro Jahr
Während der Influenzasaison – also in der Zeit von Oktober bis März – erkranken Menschen aller Altersgruppen an Influenza, der „echten“ Grippe. Meistens ist diese selbst-limitierend. Das heißt, die Erkrankung kann vom Körper erfolgreich bekämpft werden. Es kann aber auch zu schwerwiegenden Komplikationen kommen, vor allem bei Risikogruppen, die bereits vor der Influenza-Infektion geschwächt waren. Die WHO geht jährlich weltweit von einer Milliarde Krankheitsfällen aus, drei bis fünf Millionen Menschen erkranken ernsthaft und etwa 300.000 bis 500.000 Personen sterben daran (2). Senioren sind ganz besonders gefährdet. So schätzen zum Beispiel die Autoren einer französischen Studie, dass elf Prozent aller Todesfälle bei älteren Menschen während der Grippesaison auf das Konto einer Influenza-Infektion gehen(3).

Impfung führt zu milderem Krankheitsverlauf
„Zwar sprechen ältere Menschen aufgrund einer fortschreitenden Verschlechterung des Immunsystems weniger gut auf die Impfung an als jüngere Personen, sie ist aber dennoch die effektivste Schutzmöglichkeit“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Beatrix Grubeck-Loebenstein vom Forschungsinstitut für Biomedizinische Alternsforschung der Universität Innsbruck. „Im Speziellen können ernste Komplikationen, Spitalsaufenthalte und Todesfälle durch Impfung vermieden werden.“

Wesentlich relevanter als die Vaccine Effectiveness – also der direkte Schutz vor Ansteckung - sind aber ohnehin die indirekten Vorteile der Impfung – gerade bei älteren Personen: Der Schutz vor einer Hospitalisierung wird in wissenschaftlichen Arbeiten in Zahlen zwischen 27 und 48 Prozent angegeben. Todesfälle werden etwa zur Hälfte verhindert. Je nach Studie schwankt dieser Wert zwischen 47 und 68 Prozent (4). Und wer dennoch ins Spital muss, muss dort zumindest kürzer bleiben (5). Der Beweis für die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit der Impfung lässt sich aber auch umgekehrt erbringen:
Eine Erhebung aus den USA zeigt, dass ältere Patienten, die aufgrund einer Influenza-Erkrankung hospitalisiert wurden, häufiger ungeimpft waren als Patienten der Kontrollgruppe (6).

Keine Wirkung auf sonstige Erkältungskrankheiten
Bewiesen wurde kürzlich auch, was ohnehin auf der Hand lag: Die Influenza-Impfung hilft nicht gegen herkömmliche Erkältungen, wie eine Analyse bei Personen über 60 aus den Niederlanden ergab (7). Egal, ob geimpft oder nicht, dagegen ist niemand gefeit. Die Erklärung ist simpel: Die ganz normale Verkühlung wird durch andere Erreger verursacht als die Influenza, die Impfung kann dagegen also gar nicht schützen. Muss sie auch nicht, denn eine Erkältung ist zwar lästig, aber harmlos. Experten warnen aber davor, beide Infektionen miteinander zu verwechseln. Trotz Influenza-Impfung eine Erkältung zu bekommen bedeutet nämlich keineswegs, dass die Grippe-Impfung nicht wirkt, wie fälschlicherweise immer wieder angenommen wird.

Aufklärung wirkt
Obwohl die Influenza-Impfung der beste Schutz vor Influenza-bedingten Komplikationen ist, ist die Impfmoral in Österreich äußerst dürftig. 2016/17 lag sie bei 5,4 Prozent über alle Bevölkerungsgruppen. Zwar lassen Befragungen aus früheren Jahren darauf schließen, dass sie bei Senioren etwas höher ist, von den geforderten 75 Prozent ist man in Österreich jedoch meilenweit entfernt. Ein Versuch aus Hongkong zeigt, dass bereits eine drei-minütige mündliche Aufklärung durch geschultes Personal gemeinsam mit dem Überreichen von schriftlichem Material zu höheren Impfraten führen kann (8). Die wichtigste Rolle spielen jedoch der (Haus-)Arzt beziehungsweise das Pflegepersonal. Daten aus der benachbarten Slowakei zeigen, dass bei 65 Prozent der geimpften Personen die Empfehlung dieser beiden Gruppen ausschlaggebend war (9).

Interessantes Detail am Rande: Eine positive Stimmung am Tag der Impfung führt zu einer höheren Ansprechrate (10).

Quellen:

1 - COUNCIL RECOMMENDATION of 22 December 2009 on seasonal influenza
    vaccination www.ots.at/redirect/legal
2 - www.who.int/immunization/topics/influenza/en/, zuletzt
    abgerufen am 5. Oktober 2017.
3 - Bonmarin I, Belchior E, Levy-Bruhl D. Impact of influenza
    vaccination on mortality in the French elderly population during
    the 2000-2009 period.Vaccine. 2015;33(9):1099-101. DOI:
    10.1016/j.vaccine.2015.01.023 PMID: 25604800
4 - Manzoli L, Ioannidis JP, Flacco ME, et al. Effectiveness and
    harms of seasonal and pandemic influenza vaccines in children,
    adults and elderly: a critical review and re-analysis of 15
    metaanalyses. Hum Vaccin Immunother 2012;8:851-62.
5 - Arriola, CS, et.al., Influenza vaccination modifies disease
    severity among communitydwelling adults hospitalized with
    influenza. Clin Infect Dis. 2017 May 19. doi: 10.1093/cid/cix468.
6 - Havers F., et.al., Case-Control Study of Vaccine Effectiveness
    in Preventing Laboratory-Confirmed Influenza Hospitalizations in
    Older Adults, United States, 2010-2011. Clin Infect Dis. 2016 Nov

   15;63(10):1304-1311. Epub 2016 Aug 2.
7 - Van Beek J., Influenza-like Illness Incidence Is Not Reduced by
    Influenza Vaccination in a Cohort of Older Adults, Despite
    Effectively Reducing Laboratory-Confirmed Influenza Virus
    Infections. J Infect Dis. 2017 Aug 15;216(4):415-424. doi:
    10.1093/infdis/jix268.
8 - Leung, KC, et.al., Impact of patient education on influenza
    vaccine uptake among community-dwelling elderly: a randomized
    controlled trial. Health Educ Res. 2017 Oct 1;32(5):455-464.
    doi: 10.1093/her/cyx053.
9 - Martinková J., Kabátová O., Puteková S., Factors affecting
    seniors' attitudes to vaccination against influenza. Kontakt
    Volume 19, Issue 1, March 2017, Pages e24-e28
10 - Ayling Kl., et.al., Positive mood on the day of influenza
     vaccination predicts vaccine effectiveness: A prospective
     observational cohort study. Brain Behav Immun. 2017 Sep 18.
     pii: S0889-1591(17)30423-3.


Rückfragehinweis
Mag. Uta Carstanjen
Fine Facts Health Communication
Mobil: +43 (0)6645153040
Email: carstanje(at)finefacts.at

ÖVIH
Mag.a Renée Gallo-Daniel
Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller
Mobil: +43 (0)664 544 62 90
Email: r.gallo-daniel(at)oevih.at
Web: www.oevih.at

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