ÖVIH: Immer mehr invasive Pneumokokken-Fälle

Gesundheitsministerium empfiehlt Impfung Menschen ab 50 und jenen mit chronischen Grunderkrankungen

Die Anzahl der invasiven Pneumokokken-Erkrankungen ist auch 2018 weiter angestiegen. Der Negativtrend der vergangenen Jahre setzt sich damit fort. Insgesamt sind letztes Jahr 611 Personen erkrankt. Jeder zwölfte Betroffene ist sogar verstorben. Das geht aus dem Jahresbericht der Nationalen Referenzzentrale für Pneumokokken hervor. Dennoch ist die Impfbereitschaft hierzulande sehr gering. Nur etwa 15 Prozent der Österreicher sind gegen Pneumokokken geimpft. Bei Personen ab 50 sowie jenen mit chronischen Grunderkrankungen liegt der Wert sogar darunter. Eine Maßnahme, die Durchimpfungsraten bei Pneumokokken, aber auch vielen anderen impfpräventablen Erkrankungen zu erhöhen, ist der derzeit noch bis 19. Oktober in allen österreichischen Apotheken laufende Impfpass-Check. Auch die Hausärzte beraten zum Thema Impfungen. Zusätzlich wird auf der Kostenebene angesetzt: Manche Krankenkassen bieten bereits ab dem 50. Lebensjahr Zuschüsse für die Pneumokokken-Impfung an.

Steigende Tendenz

2014 zählte man 323 invasive Pneumokokken-Fälle, 2017 waren es schon 545 und 2018 wurde die bisherige Höchstzahl von 611 erreicht. Invasiv bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Bakterien ins Blut übergehen und/oder bis zu den Gehirnhäuten vordringen. Klinisch wiesen die meisten Betroffenen 2018 eine Lungenentzündung und eine Bakteriämie (Bakterien im Blut) oder sogar eine Sepsis (Blutvergiftung) auf. Auch die Todesfälle sind gestiegen. 2014 waren es 14, 2017 34 und 2018 schon 50 Fälle. Männer sind etwas häufiger erkrankt als Frauen. Die meisten Fälle gab es 2018 in Vorarlberg und Wien.[1]

Der jüngste Jahresbericht zu Pneumokokken zeigt eines ganz klar: Je älter man wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sich durch Pneumokokken ausgelöste schwere Krankheiten zuzuziehen. Von den invasiven Pneumokokken-Erkrankungen waren am häufigsten über 80-jährige betroffen, gefolgt von der Altersgruppe der 75- bis 79-jährigen und der der 65- bis 74-jährigen.1

40 verschiedene Serotypen gefunden

Als Auslöser konnten 40 verschiedene sogenannte Pneumokokken-Serotypen, darunter versteht man verschiedene Variationen des gleichen Bakteriums, identifiziert werden. Pneumokokken werden durch Tröpfchen (Husten, Niesen, Sprechen) von Mensch zu Mensch übertragen.1 Nicht jeder erkrankt daran, und auch nicht jede Erkrankung wird invasiv. Dennoch: Auch Lungenentzündungen, die nicht invasiv sind, können schwere gesundheitliche Folgen haben. Darunter fallen kognitive Einschränkungen oder ein erhöhtes Risiko für kardiale Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.[2]

Pneumokokken-Erkrankungen kann man in den meisten Fällen mit Antibiotika gut behandeln, sofern die Therapie rechtzeitig eingeleitet wird. Oft passiert dies aber nicht. Besser ist, vorzubeugen. Die Hälfte der Serotypen, die bei den über 50-jährigen nachgewiesen wurden, wären in den verfügbaren Impfstoffen abgedeckt gewesen.1 Viele Krankheits- und vermutlich auch Todesfälle hätten also möglicherweise vermieden werden können.

Durchimpfungsraten erhöhen

Gegen Pneumokokken geimpft sind nach eigenen Angaben jedoch nur 15 Prozent der Österreicher. Von den 50- bis 69-jährigen sind es sogar nur 12 Prozent, 14 Prozent bei jenen mit chronischen Grunderkrankungen wie COPD, Asthma, Herzleiden oder Diabetes.[3] Dabei wären das genau jene Gruppen, die eine Impfung lauft Österreichischem Impfplan ganz besonders benötigen würden.

Immer mehr Zuschüsse von den Krankenkassen

Wie wichtig die Pneumokokken-Impfung ist, zeigt auch die Tatsache, dass immer mehr Krankenkassen Zuschüsse gewähren. BVA, SVAGW, VAEB und diverse andere Krankenkassen übernehmen bereits ab dem 50. Lebensjahr einen Teil der Impfkosten. „Für jeden einzelnen, aber auch für das Gesundheitssystem insgesamt ist es sinnvoll, nicht erst dann anzusetzen, wenn jemand bereits erkrankt ist, sondern schon viel früher: In der Prävention. Ist jemand schon chronisch krank, sollte man dafür sorgen, dass keine erschwerenden Faktoren wie Infektionen dazu kommen. Viele Krankenkassen leisten daher einen Zuschuss zu den (Pneumokokken-)Impfkosten“, erläutert Mag. pharm. Dr. Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. „Seit Anfang Oktober läuft zusätzlich eine Pneumokokken-Impfaktion in Österreichs Apotheken. Die Impfstoffe werden bis 31. März 2020 vergünstigt angeboten. Mit der Impfaktion und den Impfzuschüssen sollen speziell Personen ab 50 Jahren motiviert werden, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Die Zuschüsse werden direkt in der Apotheke abgezogen, sodass sich die Impfwilligen um nichts kümmern müssen“, so Kobinger.

Impfpass-Check in den Apotheken bis 19. Oktober

Wer nicht weiß, ob für ihn oder sie eine Pneumokokken-Impfung laut Österreichischem Impfplan empfohlen wird beziehungsweise, ob er oder sie dagegen bereits dagegen geimpft wurde, kann dies noch bis 19. Oktober im Rahmen des Impfpass-Checks in allen österreichischen Apotheken überprüfen lassen. Diese Aktion der Österreichischen Apothekerkammer, des Österreichischen Apothekerverbandes und des Verbandes der Impfstoffhersteller gilt auch für alle anderen Impfungen. Natürlich können interessierte Personen auch nach der Aktion ihre Impfpässe in der Apotheke überprüfen und sich informieren lassen. Zu diesen Themen beraten auch selbstverständlich gerne alle Hausärzte ihre Patienten.

[1] AGES, Pneumokokken-Jahresbericht 2018
[2] Bruns AH, et al. Cause-specific long-term mortality rates in patients recovered from community-acquired pneumonia as compared with the general Dutch population. Clin Microbiol Infect 2011; 17: 763–768
Davydow, D.S., et. al., Functional Disability, Cognitive Impairment, and Depression After Hospitalization for Pneumonia. The American Journal of Medicine 2013; 126 (7): 615–624.e5
[3] Integral, Marktforschung zum Impfverhalten in Österreich, 2019

Die inhaltliche Verantwortung für diesen Beitrag liegt ausschließlich beim Aussender. Beiträge können Vorhersagen enthalten, die auf Erwartungen an zukünftige Ereignisse beruhen, die zur Zeit der Erstellung des Beitrags in Aussicht standen. Bitte verlassen Sie sich nicht auf diese zukunftsgerichteten Aussagen.

Als Life Sciences Organisation mit Sitz in Wien möchten Sie, dass LISAvienna auf Ihre News und Events hinweist? Senden Sie uns einfach Ihre Beiträge an news(at)lisavienna.at.