An der Medizinischen Universität Wien werden mit 1. Oktober 2018 zwei Professuren neu besetzt. Andreas Sönnichsen übernimmt die Professur für Allgemeinmedizin und die Leitung der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien. Matthias Preusser übernimmt die Professur für Internistische Onkologie an der MedUni Wien/AKH Wien.
Andreas Sönnichsen tritt die Professur für Allgemeinmedizin und die Leitung der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien an.
Sönnichsens Forschungsschwerpunkte sind insbesondere die evidenzbasierte Medizin sowie die medizinische Versorgungsqualität, dazu gehören auch die Patientensicherheit und die Polymedikation. Zuletzt leitete Sönnichsen in Witten/Herdecke das über fünf Jahre laufende EU-Projekt PRIMA-EDS, bei dem eine auf Algorithmen fußende, elektronische Entscheidungshilfe für HausärztInnen bei PolypharmaziepatientInnen entwickelt und getestet wurde. „Unsere Studien zeigen, dass bei älteren Patienten mit Polymedikation 20-30 Prozent der verschriebenen Medikamente nicht notwendig oder sogar schädlich sind – in Kombination mit den notwendigen Präparaten.“
„Ein effizientes Gesundheitssystem braucht eine starke Allgemeinmedizin“, erklärt Sönnichsen, „ein kompetenter Hausarzt entlastet die Spitäler und Ambulanzen.“ AllgemeinmedizinerInnen müssen qualifiziert sein in der Diagnostik, bei der Arzt-Patienten-Kommunikation und in der evidenzbasierten Behandlung. Dazu will Sönnichsen an der MedUni Wien allgemeinmedizinische Inhalte im Rahmen des Curriculums ausbauen und weiterentwickeln und somit die Qualität weiter steigern und das Ansehen des Berufes des Allgemeinmediziners bzw. der Allgemeinmedizinerin heben.
Zur Person Andreas Sönnichsen
Andreas Sönnichsen studierte Medizin an der Ludwig Maximilians Universität München, arbeitete dort danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter und machte in München auch die Facharztausbildungen für Innere Medizin und Allgemeinmedizin. Noch während seiner Zeit als niedergelassener Facharzt in München ging er 2004 – vor allem, weil er wieder lehrend und als Forscher tätig sein wollte – als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Institut für Allgemeinmedizin der Philipps-Universität Marburg.
Im Jahr 2006 übernahm er den Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der PMU Salzburg (Vorstand des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin), von dort wechselte er im Jahr 2012 an die Universität Witten/Herdecke und übernahm dort den Lehrstuhl für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Sönnichsen ist im Vorstand des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Er ist Herausgeber und Autor zahlreicher Lehrbücher für Medizin, so z. B. der EbM-Guidelines – Evidenzbasierte Medizin für Praxis und Klinik, die gerade in der 7. Auflage beim Verlagshaus der Ärzte erschienen sind.
Preusser setzt Forschungsschwerpunkte auf Präzisionsmedizin und Immuntherapie
Matthias Preussers Forschungsschwerpunkte sind die Präzisionsmedizin und Immuntherapie bei Hirntumoren. Seine wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit molekularen Veränderungen mit prognostischer und therapeutischer Relevanz bei Gliomen, Meningeomen, Lymphomen und Gehirnmetastasen von Lungenkarzinomen, Mammakarzinomen und Melanomen. Preusser leitet lokale, nationale und internationale klinische Studien der Phasen I-III zur zielgerichteten Therapie und Immuntherapie von Krebserkrankungen.
Seine Ziele für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Abteilung sind, neben der Schaffung einer effektiven und effizienten Organisationsstruktur durch die Implementierung eines mittleren Managements, vor allem die Positionierung des Faches Onkologie als attraktives Entwicklungsfeld für junge Kolleginnen und Kollegen. Dabei sollen sowohl internationale als auch nationalen Karrierepfade für OnkologInnen geschaffen werden und moderne, forschungsgeleitete Lehre im Zentrum stehen. Wissenschaftlich möchte Preusser einen besonderen Schwerpunkt auf den Ausbau der translationalen Forschung („bench to bedside and bedside to bench“) und den Aufbau einer Phase-I-Unit für frühe klinische Studien im Bereich der onkologischen Präzisionsmedizin und Immuntherapie legen.
Zur Person – Matthias Preusser
Matthias Preusser ist deutscher Staatsbürger und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern seit seiner Schulzeit in Wien. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie. Nach einem einjährigen Studienaufenthalt an der University of Southwestern Louisiana (USL), Lafayette, USA., studierte Preusser Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, wo er 2003 auch promovierte und seine Ausbildung zum Facharzt für Internistische Medizin begann. 2009 habilitierte er auf dem Gebiet der Experimentellen Onkologie und 2016 auf dem Gebiet der Inneren Medizin. 2011 erfolgte ein Forschungsaufenthalt am Deutschen Krebsforschungszentrum der Universität Heidelberg , 2013 absolvierte er einen Ausbildungsaufenthalt an der Upper Gastro-Esophageal Tumors Unit des Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York. Preusser ist in Leitungsfunktionen für internationale Fachgesellschaften wie der European Society for Medical Oncology (ESMO), der European Association of Neuro-Oncology (EANO) und der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) tätig.
Preusser ist unter anderem Direktor des Gehirn-Metastasen-Programms an der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien, Koordinator des Immuntherapie Tumorboards und Koordinator der Central Nervous System Tumours Unit (CCC-CNS) des Comprehensive Cancer Centers (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien sowie Leiter der CCC Cancer School. Darüber hinaus ist er Autor zahlreicher Studien und Fachartikel, Co-Autor der „World Health Organization (WHO) Classification of Tumours of the Central Nervous System”, stellvertretender Chefredakteur der internationalen Fachzeitschrift ESMO Open und Herausgeber eines Lehrbuchs für Innere Medizin. Matthias Preusser erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Förderpreise, darunter auch den Sibylle Assmus Förderpreis, Forschungsförderungspreise der Stadt Wien oder den Kardinal Innitzer Förderungspreis.