Ein neuer Wirkstoff zur Behandlung von Prostatakrebs verlängert das Überleben um über zwei Jahre. Das sind die Ergebnisse der internationalen SPARTAN-Studie unter maßgeblicher Beteiligung der MedUni Wien, die jetzt im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden. Apalutamide ist ein neues Therapeutikum zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs, indem es die Metastasierung verzögert. Es ist das erste und bis jetzt einzige von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA genehmigte Medikament zur Behandlung von Männern mit nicht metastasiertem Prostatakarzinom, das auf üblichen Hormonentzug (medikamentöse oder chirurgische Kastration) nicht mehr anspricht.
Bei Apalutamide handelt es sich um einen nicht-steroidalen Hemmer der nächsten Generation, der das durch das männliche Sexualhormon Testosteron angeregte Prostatatumorwachstum bremst. „Apalutamide wird eingesetzt, wenn Prostatakarzinomzellen in anderen Teilen des Körpers zwar noch nicht entdeckt wurden, aber eine Hormontherapie bzw. eine chirurgische Behandlung nicht ausreicht, um die weitere Tumorentwicklung zu verhindern. Das nennen wir das Stadium des nicht-metastasierten kastrationsresistenten Prostatakrebs“, erklärt Michael Krainer von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien/AKH Wien.
Die international anerkannte Arbeitsgruppe Urologische Tumore der MedUni Wien unter Leitung von Krainer war eingeladen worden, an dieser hochrangigen weltweit durchgeführten klinischen Phase-3-Studie teilzunehmen.
An der SPARTAN-Studie nahmen insgesamt 1.207 Männer teil. Weltweit wurde SPARTAN in Nordamerika, Australien, Russland, Asien, und europäischen Ländern durchgeführt. Patienten erhielten im Verhältnis 2:1 entweder Apalutamide in Kombination mit einer Androgendeprivationstherapie (ADT) oder Placebo in Kombination mit einer ADT. Die Studie zeigt, dass gegenüber der Placebogruppe das Tumorwachstums- und Todesrisiko der Betroffenen um 72% gesenkt und die Metastasierung um 24,3 Monate verzögert werden konnte.
Apalutamide wurde von der US Food and Drug Administration (FDA) kürzlich in einem beschleunigten Verfahren bereits zugelassen. Somit ist Apalutamide das erste und einzige zugelassene Therapeutikum zur Behandlung des nicht-metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinoms. Einen Zulassungsantrag wurde zeitgleich bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eingereicht.
Seit dem Jahr 2002 begleiten Michael Krainer und sein Team an der MedUni Wien die Entwicklung eines breiten Spektrums an Prostatakrebstherapien, von Chemo- über Hormon- bis zur Immuntherapie. Anlässlich der Zulassung von Apalutamide meint Krainer, „Wir haben einen neuen Meilenstein gesetzt und es ist erfreulich, dass unsere Mitarbeit an der klinischen Forschung zur tatsächlichen Zulassung einer neuen Therapiealternative beigetragen hat“. In weiteren Projekten wird die Arbeitsgruppe zusätzlich Prostatakrebs mittels moderner molekular genetischer Verfahren klassifizieren, um den Betroffenen weitere Therapiemöglichkeiten anzubieten.
Über Prostatakrebs
Prostatakrebs ist weltweit die zweithäufigste Krebsart unter Männern. In der EU wurden im Jahr 2015 bei 365.000 Männern Prostatakrebs diagnostiziert. Patienten mit hormon-resistentem Prostatakrebs benötigen zusätzliche Behandlungsoptionen. US-amerikanischen Schätzungen zufolge gelten innerhalb von fünf Jahren 10 bis 20 Prozent aller Prostatakarzinome als kastrationsresistent.
Service: New England Journal of Medicine
Originalpublikation: Smith MR, et al. Apalutamide Treatment and Metastasis-free Survival in Prostate Cancer. N Engl J Med. 2018 Feb 8. doi: 10.1056/NEJMoa1715546 [Epub ahead of print] http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1715546
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