Neben den üblichen Risikofaktoren, wie höheres Alter, bereits vorab bekanntes Vorhofflimmern oder Bluthochdruck, kommen durch den operativen Eingriff weitere Risikofaktoren dazu, wie Entzündungsreaktionen, oxidativer Stress und die Aktivierung des Sympathikus-Nervensystems, was dafür sorgt, dass der Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft versetzt wird.
Diese erhöhte Bereitschaft wiederum erhöht das Risiko für Vorhofflimmern nach einer Herz-OP. „Mit dem elektrischen Impuls in der Ohrmuschel und an dem dort an der Oberfläche sitzenden Nervus vagus kommt es zu einer Beruhigung, indem wir hier den größten Nerv des Parasympathikus und damit den entsprechenden Antagonisten stimulieren“, erklärt Erstautor Martin Andreas von der Universitätsklinik für Chirurgie. Die Stimulation erfolgt in den ersten fünf Tagen nach einer Operation, wenn das Risiko für Vorhofflimmern am höchsten ist, ununterbrochen, und wird dann bei gutem Verlauf beendet.
Eine derartige Stimulation am Außenohr, die nicht invasiv verläuft (der elektrische Impulsgeber kann an der Kleidung befestigt werden, die Übertragung erfolgt mittels Kabel zum Ohr, dort werden die beiden Elektroden angebracht), wurde bei Vorhofflimmern noch nie eingesetzt. Bei Gefäßverschlüssen wird das innovative Produkt einer österreichischen Firma aus Mauerbach bereits erfolgreich angewendet.
40 PatientInnen mit einer vorangegangenen Herz-OP waren an der MedUni Wien bzw. am AKH Wien in diese Studie eingeschlossen. „Jetzt folgt eine Phase-III-Studie, mit der wir unsere vielversprechenden Ergebnisse evaluieren wollen“, sagt Martin Andreas. „Sollte die Therapie auch hier erfolgreich sein, kann man damit rechnen, dass diese Innovation in vier, fünf Jahren in der klinischen Praxis eingesetzt werden könnte.“
Service:
“Electrical Stimulation of the Greater Auricular Nerve to Reduce Postoperative
Atrial Fibrillation.” Martin Andreas, Philipp Arzl, Andreas Mitterbauer, Nicolas M. Ballarini, Frieda-Maria Kainz, Alfred Kocher, Guenther Laufer, Michael Wolzt. Circ Arrhythm Electrophysiol. 2019;12:e007711. DOI: 10.1161/CIRCEP.119.007711.