Die Borreliose kann mit einer Antibiotika-Therapie gut behandelt werden, eine prophylaktische Impfung ist aber nicht verfügbar. In einer aktuellen, multizentrischen Studie, an der die MedUni Wien beteiligt war, wurde nun die sichere Wirksamkeit eines möglichen Impfstoffs gegen Borreliose nachgewiesen.
Die Ergebnisse der Studie, die Hoffnung auf die Entwicklung eines präventiv einsetzbaren Impfstoffs gegen Borreliose machen, wurden nun im Top-Magazin „Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht. Beteiligt daran war ein Team der MedUni Wien von der von der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie unter der Leitung von Markus Müller und vom Institut für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin unter der Leitung von Herwig Kollaritsch gemeinsam mit Studienzentren in New York, Mainz und Tübingen und einem Team der Baxter AG.
In einer klinischen Phase I/II-Studie wurde die Sicherheit und Wirksamkeit des neuen, multivalenten, rekombinant hergestellten Wirkstoffs OspA getestet. Kollaritsch: „Die Studienergebnisse zeigen, dass der Impfstoff einen effektiven Schutz gegen Borreliose bieten könnte und zwar erstmals auch gegen die in Europa vorherrschenden Stämme.“
OspA (outer surface protein A) ist ein Eiweißmolekül, das auf der Oberfläche der Borrelien sitzt. Wird OspA injiziert, wird es vom Immunsystem als körperfremde Struktur entdeckt und löst eine Immunreaktion aus. Kollaritsch: „Es werden Abwehrmoleküle gebildet, die schützend wirken – spezifischer Weise direkt im Zecken, von dem sie während der Blutmahlzeit aufgenommen werden.“
Borreliose – begleitet von teilweise schweren Symptomen
Bisher wird Borreliose mit einer systematischen Antibiotika-Therapie behandelt – allerdings erst beim Auftreten der ersten Symptome wie Kopf- und Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit, erhöhte Temperatur, oder aber in einem späteren Stadium auch Krämpfe oder Lähmungen sowie Herzmuskelentzündungen.
„Die Borreliose ist keine virale Erkrankung, sondern eine bakterielle, daher kann die Krankheit mit Antibiotika völlig ausgeheilt werden“, erklärt der MedUni Wien-Forscher. Daher muss die Borreliose auch ganz klar von der viralen Erkrankung „FSME“ unterschieden werden, gegen die bekanntlich schon lange eine wirksame Impfung verfügbar ist.
Service: Lancet Infectious Diseases
“Safety and immunogenicity of a novel multivalent OspA vaccine against Lyme borreliosis in healthy adults: a double-blind, randomised, dose-escalation phase 1/2 trial.” Nina Wressnigg, Eva-Maria Pöllabauer, Gerald Aichinger, Daniel Portsmouth, Alexandra Löw-Baselli, Sandor Fritsch, Ian Livey, Brian A Crowe, Michael Schwendinger, Peter Brühl, Andreas Pilz, Thomas Dvorak, Julia Singer, Clair Firth, Benjamin Luft, Bernhard Schmitt, Markus Zeitlinger, Markus Müller, Herwig Kollaritsch, Maria Paulke-Korinek, Meral Esen, Peter G Kremsner, Hartmut J Ehrlich, P Noel Barrett. http://www.thelancet.com/journals/laninf/issue/current.
Medizinische Universität Wien – Kurzprofil
Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit fast 7.500 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit ihren 31 Universitätskliniken, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich. Für die klinische Forschung stehen über 48.000m² Forschungsfläche zur Verfügung.