LISAvienna Rückblick Business Treff: Medizinprodukte als Erfolgsbeispiel für den Hochtechnologiestandort Österreich

Am 29. März fand in Kooperation mit AUSTROMED, der ÖGBMT und der Medizinischen Universität Wien das LISAvienna Business Treff unter dem Motto „Medizinprodukte als Erfolgsbeispiel für den Hochtechnologiestandort Österreich statt.“ Über 200 Gäste folgten der Einladung in den Van Swieten Saal.

Die AUSTROMED fasste die wichtigsten Eckpunkte bereits in einer Aussendung perfekt zusammen. Daher finden Sie hier die Aufarbeitung unseres Kooperationspartners sowie weiter unten noch einige ergänzende Anmerkungen.

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In ihrem Begrüßungsstatement bezog sich Gastgeberin DI Dr. Michaela Fritz, Vizerektorin der MedUni Wien, auf die Hemmnisse von Innovation aus Universitäten bzw. Start-ups, die in vielen Fällen an der Finanzierung scheitern, oft aber auch den Weg auf den Markt nicht schaffen und hier Unterstützung benötigen würden.

Als Einleitung zum Thema präsentierte Prof. Dr.med. Oskar Aszmann von der MedUni Wien beeindruckende Details und interessante Hintergründe über die österreichische Entwicklung der international einmaligen Bionic Hand, die erst durch die Entschlüsselung der Sprache der Hand möglich wurde.

Das Thema aus wirtschaftlicher Sicht betrachtete Jürg Zürcher, Managing Partner von Ernst & Young Biotech/Medtech. Er zeigte anhand der Ergebnisse des aktuellen Medtech Reports 2016, dass die Branche vor einem Umbruch und großen Herausforderungen steht und dass sich dadurch jedoch auch enorme Chancen ergeben, die gerade innovativen Unternehmen viele Möglichkeiten bieten.

Konsequenzen der neuen EU-Verordnungen

In einer spannenden Podiumsdiskussion wurde über Innovationen aus Österreich und die verschiedenen Regulatoren gesprochen, die diese be- und oft sogar verhindern. Gerald Gschlössl: „Österreich ist in den letzten Jahren vom Innovationstreiber zum Slow Follower geworden. Das hat viele Gründe. Ein wesentlicher Aspekt ist eine mangelhafte Ausbildung. Unser Ziel muss es sein, dass die ganze Gesellschaft beginnt innovativ zu denken.“ 

Sektionschef Mag. Dr. Andreas-Ulrich Schuh aus dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betonte vor allem wie wichtig es ist, gemeinsam und mit der richtigen Energie an die Dinge heranzugehen. Sektionschef Schuh: „Positive Stimmung ist ein wichtiger Faktor für Innovationen. Die Medizintechnik ist eine wesentliche Säule der Life Science-Strategien. Unser Ziel muss es sein, mit dem enormen vorhandenen Wissen entsprechende Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu schaffen. Nun gibt es gerade neue Richtlinien und neue Strukturen. Österreich hat – wie auch andere europäische Länder – bei den Benannten Stellen eine Übergangsphase zu bewältigen. Grundsätzlich handelt es sich um ein EU-Thema. Um das Problem hierzulande rasch zu lösen, ist es wichtig, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen.“

Dr. Herwig Ostermann, Geschäftsführer Gesundheit Österreich: „Die aktuelle Frage ist: Wie bewerten wir Innovationen? Das Problem ist es, den verbesserten Nutzen den jeweiligen Kosten gegenüber zu setzen. Viele Entscheidungen finden im Grenzbereich statt und sind daher extrem schwierig. Wichtig ist es, mit den Ressourcen sparsam umzugehen, damit für die wirklich bahnbrechenden Innovationen Mittel zur Verfügung stehen.“

Die neuen EU-Verordnungen haben auch eine wesentliche Auswirkung auf die universitäre Ausbildung und anwendungsorientierte Forschung. „Vor allem die vielen Inhouse-Products sind von den neuen EU-Verordnungen betroffen. Das hat massive Auswirkungen auf die Ausbildung, da man hier sehr stark auf die Theorie zurückgehen muss und Studenten nur wenig praktische Erfahrung sammeln können. Insgesamt werden Regulatorien dann zum Problem, wenn Produkte vom Markt verschwinden oder innovative neue Produkte Jahre später am Markt ankommen. Das geht dann echt zu Lasten der Patienten. Das müssen wir verhindern“, so Prof. DI Dr. Winfried Mayr, Präsident ÖGBMT im Rahmen der Podiumsdiskussion.

Über seine Erfahrungen aus der Entwicklung einer mobilen Software für Diabetes Management, die in Österreich entwickelt und als Medizinprodukt der Klasse I und teilweise II in über 50 Länder vertrieben wird, berichtete Fredrik Debong, Head of Research & Development mySugr: „In Österreich haben wir durch die Größe den Vorteil, dass man sofort Leute erreichen kann. Aber gleichzeitig erreicht man durch einen Vertrag mit zwei Deutschen Kassen die gesamte Populationsmenge von Österreich – die Größe ist also Fluch und Segen gleichzeitig.“ Abschließend beurteilte Debong die massive Abwanderung junger Ärzte ins Ausland als enormes zukünftiges Risiko.

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Ergänzende Anmerkungen:

Oskar Aszmann, MedUni Wien, erwähnte in seiner Keynote die interessante Tatsache, dass die Hände zwar nur 2% des menschlichen Körpergewichts ausmachen, dass jedoch rund 30% der Großhirnrinde den Händen zuzuordnen sind. Das zeugt von der Komplexität der Steuerungsvorgänge und ist ein klarer Hinweis auf die Bedeutung, die Hände für die Menschen spielen. Entsprechend wichtig ist es, Lösungen für Menschen zu entwickeln, die aus bestimmten Gründen eine oder gar beide Hände verloren haben.

In der Podiumsdiskussion betonte Peter Halwachs, Repräsentant der Wirtschaftsagentur Wien in der Geschäftsführung von LISAvienna, dass die diskutierten Veränderungen KMUs und besonders Start-ups vor große Herausforderungen stellen. In Zukunft werden statt aktuell 10-20% der Unternehmen, die Medizinprodukte auf den Markt bringen wollen, 80-90%, eine benannte Stelle benötigen. Auch die Diagnostik-Sparte ist betroffen. Er erwähnte, dass es allein in Wien im vergangen Jahr vier Hochtechnologie-Gründungen im Diagnostik-Bereich gab. Allerdings existieren derzeit in ganz Europa nur 11 benannt Stellen für Diagnostika. Das schwächt die Wirtschaft.

Fredrik Debong, mySugr, erwähnte, dass bei einer wichtigen benannte Stellen im süddeutschen Raum bereits jetzt mit einer Wartezeit von rund 6 Monaten gerechnet werden muss, was einen wesentlichen Nachteil für Start-ups darstellt, da die finanziellen Spielräume sehr eng sind.

AUSTROMED Präsident Gerald Gschlössl erwähnte, dass es bei Ausschreibungen immer darum gehe, ein möglichst günstiges Angebot abzugeben, Innovationen würden zu wenig honoriert. Weiters vermißt er eine gemeinsame Strategie für die Erstattung zuständigen Stellen.

Herwig Ostermann, Geschäftsführer Gesundheit Österreich, verdeutlichte die Schwierigkeit bei gesundheitsökonomischen Bewertungen anhand einer Frage: Wenn eine Person eine Lebenserwartung von 95 Jahren hat und diese Person ist momentan 85 Jahre alt - ist es dann gerechtfertigt, dieser Person eine Hüftprothese mit einer Haltbarkeit von 15 Jahren und nicht von 25 Jahren einzusetzen, wenn erstere preisgünstiger ist? Diese Frage zu beantworten ist eine gesellschaftspolitische Herausforderung.

Angewandte Forschung und Start-ups aus Wien im Fokus

Im Rahmen der Veranstaltung präsentierten die Medizinische Universität Wien und innovative junge Wiener Unternehmen und Start-ups ihre Lösungen. Auch hier zeigte sich, wie vielfältig die Wiener Medizintechnik-Branche ist. Von klassischen Medizinprodukten über medizinische Software bis hin zur Diagnostik war alles vertreten. In einem Ausstellungsbereich hatten die Besuchenden die Möglichkeit, direkt mit den Unternehmen und Forschenden in Kontakt zu kommen und mehr über neue Produkte und Projekte erfahren.

Folgende Firmen waren im Ausstellungsbereich vertreten:
http://www.piurimaging.com/
https://www.szelestim.com/
http://www.cvtec.at/about-us.html
http://www.tamirna.com/
https://www.platomics.com/
http://angelvalve.com/about/
https://imagebiopsylab.com/

Wir bedanken uns bei unseren Kooperationspartnern für die gute Zusammenarbeit, bei allen Rednern und Podiumsgästen für die wertvollen Beiträge, bei den Firmen im Ausstellungsbereich für die Präsentation ihrer visionären Produkte und Dienstleistungen – und bei allen Gästen für die anregenden Diskussionen.

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