LBG: Pharmafirmen sponsern Patientenorganisationen mit mehr als 1 Million Euro

Studie des Ludwig Boltzmann Instituts für Health Technology Assessment analysiert Geldflüsse – Transparenz ist notwendig, um Unabhängigkeit zu wahren

Mit über einer Million Euro - genau genommen 1,145.717 Euro - unterstützen Pharmafirmen österreichische Patienteninitiativen im Jahr 2014. Das meiste Geld ging an die Österreichische Multiple Sklerose Gesellschaft, gefolgt von der Österreichischen Hämophilie-Gesellschaft und der Parkinson Selbsthilfe Österreich.

Das Ausmaß des Pharma-Sponsorings wurde jetzt erstmals in einer Studie des Ludwig Boltzmann Institutes für Health Technology Assessment (LBI HTA) erhoben, die heute veröffentlicht wurde. "Die Unterstützung von Pharmafirmen ist wichtig für Patienten- und Selbsthilfegruppen. Die Zuwendungen dürfen aber nicht dazu führen, dass diese ihre Unabhängigkeit verlieren", betont PD Dr. Claudia Wild, Leiterin des LBI HTA. Eine zentrale Aufgabe vieler Patientenorganisationen ist die Beratung von Betroffenen und ihren Angehörigen. Dabei dürfen aber weder Empfehlungen für Therapien, Medikamente noch für Medizinprodukte gegeben werden.

Seit dem Jahr 2009 legen die Mitgliedsunternehmen der Pharmig, des Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs, ihr Zahlungen an Patientenorganisationen freiwillig offen. Ein Verhaltenscodex fordert, dass alle finanziellen, nicht-finanziellen und indirekten Zuwendungen auf den Websites der Unternehmen transparent - mit Höhe und Verwendungszweck - dargestellt werden. Im Jahr 2014 sind laut Studie des LBI HTA 24 von 115 Pharmig-Mitgliedsunternehmen dieser Verpflichtung nachgekommen. "Wir können aufgrund unserer Auswertungen jedoch nicht sagen, ob die anderen Firmen keine Patientenorganisationen gesponsert haben oder schlicht vergessen haben, es auf der Website zu deklarieren", so Wild.

Die Patientenorganisationen selbst sorgen für wenig Transparenz. Viele führen zwar die Logos ihrer Partner und Sponsoren auf der Website, kaum eine Patienteninitiative weist aber aus, wie viel Geld sie von wem erhalten hat und wofür es verwendet wurde. "Hier gibt es noch großen Nachholbedarf in Sachen Transparenz", diagnostiziert Wild.

Zu den spendabelsten Pharmafirmen zählten im Jahr 2014 Novartis (251.440 Euro), Abbvie (131.079 Euro), Lundbeck (108.143 Euro) und Roche (104.050 Euro). Die meisten Zuwendungen (63%) gingen an Patientenorganisationen in den vier Bereichen Neurologie, Hämato-Onkologie, Rheumatologie und Hämophilie. Vergleichsweise bescheiden fielen die Zuwendungen an Initiativen im Bereich Herz-Kreislauferkrankungenund HIV/Aids aus.

Publikation:
Wild, C., Khan, A. und Erdos, J. (2015): Sponsoring von PatientInneninitiativen in Österreich. Systematische Analyse. Rapid Assessment 007b.

Link zur Publikation: eprints.hta.lbg.ac.at/1072/

(Quelle: APA-OTS)

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