Höchste Preise der ÖAW an Chemiker und Kunsthistorikerinnen

Der Chemiker Dennis Kurzbach sowie die Kunsthistorikerinnen Larissa Mohr und Stephanie Sailer werden mit dem Ignaz L. Lieben-Preis und den Bader-Preisen der ÖAW ausgezeichnet.

Der Ignaz L. Lieben-Preis ist die älteste und am höchsten dotierte Auszeichnung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Dieser Preis wird am 3. Mai an den Chemiker Dennis Kurzbach von der Universität Wien verliehen, der für seine Leistungen zur Weiterentwicklung der Methodik der NMR-Spektroskopie ausgezeichnet wird.

Neben dem Lieben-Preis verleiht die ÖAW heuer auch zwei Bader-Preise für Kunstgeschichte. Diese gehen an die Kunsthistorikerin Larissa Mohr von der Universität Wien sowie an die Kunsthistorikerin Stephanie Sailer, ebenfalls von der Universität Wien. Alle drei verliehenen Preise sind mit jeweils 36.000 US-Dollar dotiert.

NMR-Spektroskopie zur Analyse komplex aufgebauter Molekülverbände

Neue umweltfreundliche Materialien zu entwickeln, die unserer Gesellschaft helfen können, nachhaltige Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Probleme zu finden, ist erklärtes Ziel der Forschung von Dennis Kurzbach. Einen besonderen Schwerpunkt legt der Chemiker dabei auf spektroskopische Techniken wie Elektronen-Paramagnetische-Resonanz (EPR), Kernmagnetische-Resonanz (NMR) und Hyperpolarisation.

Diese spektroskopischen Methoden entwickelt er weiter, um die molekularen Prozesse zu untersuchen, die der Struktur und den Eigenschaften funktioneller Materialien zugrunde liegen ‒ von komplexen Flüssigkeiten über biomimetische Polymere bis hin zu festen Keramiken. Beispielsweise verwendet Kurzbach hochpräzise Abstandsmessungen im Nanometerbereich, um die strukturelle Dynamik genetisch kodierter Substanzen zu untersuchen, die für die Verabreichung von Medikamenten verwendet werden können.

Zusammenstellung eines Œuvre-Katalogs von Giovanni da Udine

Eine Lücke in der kunsthistorischen Forschung möchte Larissa Mohr schließen. Denn: Bis heute wurde keine systematische Aufarbeitung des zeichnerischen Œuvres von Giovanni da Udine (1487–1561) vorgenommen. Als der Künstler um 1514 nach Rom kam, schloss er sich der Werkstatt von Raffael an – einem der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance –, in der er als ausgewiesener Spezialist für Tier- und Pflanzenstudien eine zentrale Rolle spielte. In der kunsthistorischen Forschung wurden die Zeichnungen von Giovanni da Udine bis jetzt aber nur kursorisch behandelt.

Im Rahmen ihres Dissertationsprojekts „Die Zeichnungen von Giovanni da Udine (1487–1561)“ legt Larissa Mohr den Fokus darauf, die infrage kommenden Zeichnungen seiner gesamten Schaffenszeit zusammenzutragen, diese hinsichtlich der Zuschreibung, des Stils sowie der Chronologie in einem erstmalig zusammengestellten Œuvre-Katalog zu diskutieren und funktionstypologisch zu systematisieren.

Eine neue Sammlungsgeschichte der Zeichnungen Albrecht Dürers

Von Italien nach Deutschland. Obwohl Albrecht Dürer (1471–1528) heute große Bewunderung als Zeichner genießt – Arbeiten wie der Feldhase oder die Betenden Hände zählen zu den berühmtesten Werken der Kunstgeschichte – waren seine Zeichnungen bis ins 19. Jahrhundert hinein nahezu unbekannt. Diese Tatsache liegt in der Sammlungsgeschichte der Zeichnungen begründet, die nun von der Kunsthistorikerin Stephanie Sailer systematisch untersucht wird.

In ihrem Dissertationsprojekt „Die Fortuna der Dürer-Zeichnungen – eine europäische Sammlungsgeschichte, ihre Akteure, Diskurse und Praktiken“ wird Sailer zunächst die Provenienz und Sammlungswege rekonstruieren, die die Zeichnungen von der Dürer-Werkstatt bis zu ihrer Musealisierung im 19. Jahrhundert nahmen. Darauf aufbauend wird sie die Sammlungsgeschichte von einer sozial- und geschmacksgeschichtlichen Perspektive aus betrachten. Sailer fragt in ihrer Arbeit auch nach den sozialen und intellektuellen Räumen, die die Zeichnungen durchwanderten, und untersucht Rolle und Wertigkeit, die die Dürer-Blätter in den jeweiligen Sammlungskontexten einnahmen.

Zu den Preisen

Der Ignaz L. Lieben-Preis der ÖAW, wurde 1863 gestiftet und nach den Gründern des Bankhauses Lieben benannt. Renommierte Forscher:innen wie die Physikerinnen Marietta Blau und Lise Meitner oder die beiden Nobelpreisträger Viktor Hess und Otto Loewi wurden mit diesem Preis ausgezeichnet. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde der Ignaz L. Lieben-Preis eingestellt und die Angehörigen der Stifterfamilie von den Nationalsozialisten vertrieben. Heinrich Lieben, der 1937 den letzten Stifterbrief unterzeichnet hatte, wurde 1945 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet.

Die großzügige finanzielle Unterstützung von Isabel und Alfred Bader hat es ermöglicht, den Ignaz L. Lieben-Preis zu reaktivieren und im Jahr 2004 erstmals wieder auszuschreiben. Mit dem Bader-Preis für Kunstgeschichte werden junge, hochqualifizierte Wissenschaftler:innen ausgezeichnet, die sich im In- und Ausland mit Forschungsfragen von Malerei und Zeichnung zwischen 1500 und 1850 beschäftigen.

Die Verleihung der drei Preise findet am 3. Mai um 17.30 Uhr im Johannessaal der ÖAW statt (Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien).

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