AUSTROMED: Systemwechsel für unsere Gesundheit

Die Erhaltung der hohen Qualität im Gesundheitswesen kann nur durch die Anpassung an die Herausforderungen der Zukunft und den Bedarf der Patienten gewährleistet werden.

Der Sparkurs der vergangenen Jahre im heimischen Gesundheitswesen zeigt seine Wirkung. Wer krank wird, hat nicht nur mit höheren Kosten zu rechnen und erhält nicht mehr die besten Medizinprodukte, sondern muss etwa auch im ländlichen Bereich immer weitere Wege in Kauf nehmen, um einen Arzt zu erreichen. Zusätzlich kommen in einigen Jahren die geburtenstarken Jahrgänge ins höhere Alter und belasten das System stärker. Unterschiede beim Betrieb von Krankenanstalten, bei Ausschreibung und Erstattung von Medizinprodukten und der politische Einfluss auf Standorte, Personal etc. sind nach wie vor ein Klotz am Bein des Gesundheitswesens. „Die AUSTROMED macht daher schon jetzt auf die Notwendigkeit eines Systemwechsels aufmerksam. Im Medizinproduktebereich sind die Auswirkungen der Sparpolitik längst erkennbar und haben negative Folgen für die Patienten. Mit dem neuen Wind der Bundesregierung ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Weichen für ein zukünftiges, modernes Gesundheitswesen zu stellen, das auf den Bedarf der Patienten zugeschnittenen ist!“, so AUSTROMED-Präsident Gerald Gschlössl.

Österreichs Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen
In seiner Keynote zeigte Dr. Thomas Czypionka, Head of Health Economics and Health Policy am IHS, die großen Herausforderungen an ein künftiges Gesundheitssystem auf. So wird die Anzahl von Menschen mit mehrfach chronischen Erkrankungen steigen, zu längeren Spitalaufenthalten führen und neue Anforderungen an die Behandlung stellen. Das wird auch vom Personal neue Skills verlangen. Gleichzeitig erwartet er eine enorme positive Wirkung durch die Digitalisierung  ̶  etwa durch die Telemedizin, die in Zukunft noch stärker als heute von den Patienten nachgefragt werden wird und bei der Lösung von Versorgungsproblemen einen wichtigen Beitrag leisten kann. Czypionka: „Studien haben gezeigt, dass Menschen im Alter immer häufiger gleichzeitig mehrere chronische Krankheiten haben. Das erfordert komplett neue Versorgungsmodelle, da sich die klassischen Behandlungen oft widersprechen. Das wird in Zukunft zu steigenden Kosten führen. Neue innovative Methoden können aber viele Probleme im Gesundheitswesen lösen. Dafür ist es wichtig, schon jetzt die Weichen zu stellen und das System entsprechend anzupassen.“

Dem Gesundheitssystem fehlt es an Zielen
In der zweiten Keynote kritisierte Assoc.-Prof. Dr. Guido Offermanns von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt die bestehende Ziellosigkeit im Gesundheitswesen: „In der Diskussion stehen meist nur die Kosten, ohne sich zuerst über die tatsächlichen Gesundheitsziele Gedanken zu machen. Der laufende Zielprozess im Bund ist dafür nicht geeignet. Dabei sind gerade beim Outcome und der Koordination in den Versorgungsprozessen viele Verbesserungspotentiale umsetzbar. Die Digitalisierung kann den Wandel im Gesundheitssystem entscheidend unterstützen. Wir müssen dabei aber immer die Versorgungsziele im Blick haben und dürfen neue Technologien nicht als Selbstzweck verwenden. Zusätzlich fehlen aktuell noch sehr viele Daten, um das System überhaupt effektiver machen zu können. Hier muss die Versorgungsforschung forciert werden.“

Selbstbehalte und neue ärztliche Niederlassungsformen
In der anschließenden Diskussion standen vor allem die aktuelle Situation im Gesundheitswesen und die Wege zu einem neuen Gesundheitssystem im Zentrum. Nach Univ. Prof. Dr. Markus Müller, Rektor der MedUni Wien, mangelt es in Österreich nicht an Konzepten, sondern am Umsetzungswillen: „Das österreichische Gesundheitssystem ist mit 11 Prozent des BIP sehr kostenintensiv. Gleichzeitig weiß jeder, der die aktuelle Situation kennt, dass der Anspruch, das beste Gesundheitssystem der Welt zu haben nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Aus Effizienz- und Qualitätsgründen sollte es das Ziel sein, Patienten möglichst lange Zuhause zu versorgen. Die Digitalisierung wird uns dabei in Zukunft helfen. Ich gehe davon aus, dass der Arzt künftig in vielen Disziplinen die Rolle eines empathischen ‚Begleiters‘ in einem von Technologie getriebenen Umfeld einnehmen wird." Dem in der Diskussion angesprochenen Thema ‚Selbstbehalt‘ steht Müller eher positiv gegenüber: Müller: „Selbstbehalte sind in der richtigen Form ein gutes Steuerungsinstrument, bisher wurden sie leider falsch angewendet.“

Prim. Univ. Prof. Dr. Christian Fialka, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie: „Es ist nachvollziehbar, dass der Patient versucht dort medizinische Hilfe zu bekommen, wo diese nach seiner Überzeugung am Kompetentesten geleistet wird. Deshalb suchen viele Patienten primär ein Krankenhaus auf. Jedoch etwa in der Nachbehandlung dieser Patienten ist es bei weitem nicht erforderlich, dass dies in der teuren Spitalseinrichtung passiert. Um den Bedürfnissen der Patienten nach Versorgung durch ihre Vertrauensärzte weiterhin gerecht zu werden, wäre eine Vision, dass diese Ärzte auch gleichzeitig im niedergelassenen Bereich tätig sind und soweit medizinisch vertretbar die Nachbehandlung dieser Patienten in diesen wesentlich schlankeren und kosteneffizienteren Einheiten wahrnehmen.“

Über AUSTROMED
Die AUSTROMED ist die Interessensvertretung für Unternehmen, die in der Entwicklung, der Produktion, der Aufbereitung und dem Handel von Medizinprodukten in Österreich tätig sind. AUSTROMED ist Partner der Gesundheitspolitik und versteht sich als Service- und Anlaufstelle für knapp 120 Mitglieder. Insgesamt gibt es über 500.000 Medizinprodukte. Sie bilden einen fixen Bestandteil des täglichen Lebens und einen wesentlichen Grundpfeiler der heutigen Medizin. Das Medizinprodukte-Angebot der AUSTROMED-Mitgliedsunternehmen ist vielfältig. Es reicht von Einmalprodukten bis zu Hightech-Geräten. Medizinprodukte-Unternehmen sind als wesentlicher Versorger des Gesundheitswesens ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber mit einem Produktionswert von 3,4 Mrd. Euro und rd. 20.000 Beschäftigten.


Kontakt

Sandra Horak
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
T +43 1 877 70 12-13
F +43 1 877 70 12-20
E sandra.horak(at)austromed.org
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