Vetmeduni Vienna: Powernapping hält Winterschläfer jung und macht sie fit für den Winter

Für winterschlafende Tiere bricht in diesen Tagen ein Wettstreit mit der Zeit an. Sie müssen genügend Fettreserven ansammeln, um den Winter schlafend, also ohne zu fressen, zu überstehen. Für Tiere, die erst in den Herbstmonaten geboren werden, ist dieser Wettstreit besonders hart. WissenschafterInnen vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie an der Vetmeduni Vienna fanden heraus, dass junge, kurz vor dem Winter geborene Gartenschläfer, diesen Nachteil mit Powernaps ausgleichen. Winterschläfer altern auch weniger rasch und zwar umso langsamer, je mehr Zeit sie im Winter bei niedriger Körpertemperatur verbringen. Die Ergebnisse sind im Journal Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht.

Beim Winterschlaf handelt es sich nicht um Schlaf im herkömmlichen Sinn. Tiere befinden sich während des Winterschlafes in einer Art Zustand, in dem sie ihre Körpertemperatur und Stoffwechselrate kontrolliert absenken. Dieser Zustand wird Torpor genannt und durch regelmäßige Aufwachphasen unterbrochen. Bisher dachte man, dass Winterschläfer diese Torporphasen nur nutzen, um Energie und Wasser zu sparen.

Powernaps fördern Wachstum und Fettzunahme
Wildtierforscher Sylvain Giroud und seine KollegInnen vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie haben neue Erklärungen gefunden. Giroud untersuchte Gartenschläfer, das sind Verwandte der Siebenschläfer, die relativ spät in der Saison geboren wurden und deshalb ihre Fettzunahme sehr effizient steuern müssen. Einer Gruppe Gartenschläfern stellten die Forschenden jeden Tag genügend Futter zur Verfügung. Für eine zweite Gruppe gab es nur jeden zweiten Tag Nahrung.

Es zeigte sich, dass Gartenschläfer, die jeden zweiten Tag einen Fasttag einlegen mussten, viel häufiger in Torporphasen zeigten. Trotz Hungertagen wuchsen die Tiere rasch und sammelten genügend Fettreserven an. „Je länger die Tiere in solchen Torporphasen verharrten, desto mehr Energie sparten sie auch“, erklärt der Erstautor Giroud.   

Für die Messung der Körpertemperatur platzierten die Forschenden Messgeräte in den Nestern. Starke Temperaturabfälle während der Torporphasen konnten so genau überwacht werden.

„Bis vor einigen Jahren dachte man, dass Torpor nur eine Funktion hat, nämlich den Energieaufwand der Tiere verringern. Nun gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass die drastische Verringerung des Stoffwechsels und der Rückzug in meist unterirdische Bauten, auch andere wichtige Funktionen hat. Einerseits begünstigt Torpor das Wachstum der Jungtiere und fördert das Ansammeln von Fettreserven vor dem Winter. Andererseits hat er auch Einfluss auf den Alterungsprozess“, erklärt Giroud.

Torporphasen verlangsamen das Altern
Winterschläfer haben einen verlangsamten Alterungsprozess und leben deutlich länger als Tiere, die keinen Winterschlaf zeigen. Giroud und seine KollegInnen zeigen erstmals, dass Phasen, in denen die Tiere mit erhöhter Körpertemperatur leben, den Alterungsprozess während der Wintermonate beschleunigen. Konkret untersuchten die Forschenden die Telomerlängen bei den Tieren. Telomere sind DNA-Stücke an den Enden der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung kürzer werden und deshalb als Marker für den Alterungsprozess gelten. Je mehr Zeit die Tiere bei erhöhter Körpertemperatur, also nicht in Torporphasen, verbrachten, desto kürzer ihre Telomere.

Als nächstes möchten Giroud und seine Forschungsgruppe den Unterschied zwischen früh und spät in der Saison geborenen Winterschläfern untersuchen. Die Forschenden erwarten bei den früher geborenen Tieren weniger Torporphasen, langsameres Wachstum und mehr angesammelte Fettreserven vor dem Winterschlaf. Wie sich die unterschiedlichen Geburtszeitpunkte auf den Alterungsprozess auswirken, soll auch untersucht werden.

Das Forschungsprojekt entstand in Kollaboration mit der Universität West-Sidney, Australien und der Universität Straßburg in Frankreich.       


Der Artikel „Late-born intermittently fasted juvenile garden dormice use torpor to grow and fatten prior to hibernation: consequences for ageing processes“ von Sylvain Giroud, Sandrine Zahn, Francois Criscuolo, Isabelle Chery, Stéphane Blanc, Christopher Turbill und Thomas Ruf und erscheint am XY im Journal Proceedings of the Royal Society B.

Die inhaltliche Verantwortung für diesen Beitrag liegt ausschließlich beim Aussender. Beiträge können Vorhersagen enthalten, die auf Erwartungen an zukünftige Ereignisse beruhen, die zur Zeit der Erstellung des Beitrags in Aussicht standen. Bitte verlassen Sie sich nicht auf diese zukunftsgerichteten Aussagen.

Als Life Sciences Organisation mit Sitz in Wien möchten Sie, dass LISAvienna auf Ihre News und Events hinweist? Senden Sie uns einfach Ihre Beiträge an news(at)lisavienna.at.