Zwei ERC Synergy Grants, die mit rund 3,3 bzw. 2,4 Millionen Euro dotiert sind, gehen an die Universität Wien: Zellbiologe Sascha Martens und Innovations- und Wirtschaftsforscher Stefan Wagner erhalten die prestigeträchtige Förderung für ihre Forschung. Damit wurden insgesamt bereits 157 ERC Grants an die Universität Wien vergeben. Mit dem Programm des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) wird grundlagenorientierte Pionierforschung mit hohem Innovationspotenzial ermöglicht.
"Ich gratuliere Sascha Martens und Stefan Wagner zu diesem großartigen Erfolg. Die Projekte zeigen eindrucksvoll, dass die Wissenschafter*innen der Universität Wien hervorragend international vernetzt sind und Grundlagenforschung von hoher gesellschaftlicher Relevanz betreiben", so Rektor Sebastian Schütze.
Auf dem Weg zur ursachenorientierten Alzheimer-Therapie
Unsere Zellen stellen ständig neue Proteine her und bauen alte wieder ab, um gesund zu bleiben. Wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, können beschädigte oder falsch gefaltete Proteine verklumpen. Solche Ablagerungen sind giftig für die Zellen und spielen eine entscheidende Rolle bei vielen neurodegenerativen Erkrankungen, darunter Alzheimer. Lange Zeit ging man davon aus, dass das zelluläre Recyclingsystem Autophagie auch große Proteinablagerungen beseitigen kann. Doch neuere Erkenntnisse zeigen, dass große, feste Klumpen für die Autophagie schwer abbaubar sind und die Zellreinigung so behindert werden kann.
Im ERC-geförderten Projekt DegrAbility erforscht der Zellbiologe Sascha Martens zusammen mit Claudine Kraft von der Universität Freiburg und James Hurley von der UC Berkeley, wie die Schutzmechanismen der Autophagie funktionieren. Im Projekt werden Fachwissen aus Zellbiologie, Biochemie und modernster Strukturbiologie vereint, um zu verstehen, welche Eigenschaften Proteinaggregate durch die Autophagie abbaubar machen, – und welche nicht. Indem die Schwachstellen des Autophagie-Systems identifiziert und Ansätze zu deren Lösungen entwickelt werden, wird der Weg zu neuen, ursachenorientierten Therapien für Krankheiten wie Alzheimer geebnet.
Über Sascha Martens
Sascha Martens ist Professor für Membranbiochemie an den Max Perutz Labs der Universität Wien. Er promovierte 2004 an der Universität zu Köln, Deutschland, und ging anschließend als Postdoktorand an das MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge, UK. Im Jahr 2009 kam er an die Max Perutz Labs der Universität Wien, um in seiner eigenen Forschungsgruppe zu untersuchen, wie der Prozess der Autophagie dazu beiträgt, unsere Körperzellen gesund zu halten.
Sascha Martens erhielt bereits einen ERC Starting Grant (2010) sowie einen ERC Consolidator Grant (2015) zur Erforschung der Autophagie. DegrAbility ist nun sein drittes von der ERC gefördertes Projekt.
Systemische Voraussetzungen um nachhaltige und sichere Alternativen für gefährliche Chemikalien voranzubringen
Chemie prägt unser modernes Leben – von Medikamenten über Kunststoffe bis hin zu Kosmetika und Reinigungsmitteln. Doch viele dieser Stoffe bergen Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Hier setzt das internationale Forschungsprojekt SUSTECH – Accelerating Sustainable Technological Trajectories an. In dem ERC-geförderten Projekt untersucht der Innovationsforscher Stefan Wagner in einem internationalen Team, warum gefährliche Chemikalien oft schneller auf den Markt gelangen als sichere Alternativen – und wie sich das ändern lässt.
Das interdisziplinäre Team von der Universität Wien, der Universität Pisa, der Scuola Superiore Sant’Anna und der Carnegie Mellon University nutzt modernste Methoden aus künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und computergestützter Chemie, um gefährliche Stoffe frühzeitig zu erkennen und nachhaltige Alternativen zu fördern. Ziel von SUSTECH ist es, falsche Anreize in der Entwicklung neuer Substanzen aufzudecken und politische Entscheidungsträger*innen dabei zu unterstützen, mittels intelligenter Regulierung Anreize zu setzen, die Innovation gezielt in Richtung einer sicheren und nachhaltigen Zukunft zu lenken.
Über Stefan Wagner
Stefan Wagner ist seit 2024 Professor für Technologie- und Innovationsmanagement an der Universität Wien. Zuvor war er Professor für Strategie und Innovation an der ESMT Berlin, an der er seit 2011 in verschiedenen Funktionen tätig war. Seine Habilitation (2010) und Promotion in Betriebswirtschaftslehre (2005) absolvierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Er war Mitglied in den Vorständen der European Policy for Intellectual Property Association (EPIP, 2017–2025) sowie der Berlin School of Economics (2017–2023). In seiner Forschung beschäftigt er sich mit dem Zusammenspiel von Unternehmensstrategie, technologischer Innovation, Industrieökonomie und Recht.