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Vetmeduni Wien: Im Tanz verführt: Partnerwahl bei Riflebirds

In den Regenwäldern Australiens spielt sich ein faszinierendes Schauspiel ab: Die Männchen der Riflebirds, eine Vogelart aus der Familie der Paradiesvögel, führen beeindruckende Balztänze auf, um die Aufmerksamkeit der Weibchen zu gewinnen. Eine neue Studie der Vetmeduni in Kooperation mit der Sapienza Universität Rom hat untersucht, wie diese Tänze aufgebaut sind und welche Rolle sie bei der Partnerwahl spielen.

Die Tänze der Victoria-Paradiesvögel bestehen aus rhythmischen Bewegungen, bei denen die Männchen ihre Flügel abwechselnd schlagen, den Kopf bewegen und ihre leuchtend bunten Kehlen präsentieren. Besonders spannend: Die Tänze beginnen langsam, beschleunigen sich allmählich und gipfeln in einer Phase, in der das Tempo konstant hoch bleibt – dem sogenannten "Tempo-Plateau". Die Forscher fanden heraus, dass lediglich Tänze, die dieses Plateau erreichten, tatsächlich zu Paarungen führten. Weibchen scheinen besonders auf die maximale Leistung der Männchen zu achten.

„Wir haben festgestellt, dass höhere Plateau-Tempi klar mit dem Paarungserfolg verbunden sind“, erklärt Thomas MacGillavry vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni. Doch das Erreichen dieser Phase ist eine Herausforderung. Die Tänze müssen mindestens 16 Sekunden dauern, um die Aufmerksamkeit der Weibchen zu halten. „Die Aufmerksamkeit der Weibchen zu fesseln, ist der Schlüssel zum Erfolg“, so MacGillavry weiter.

Ein Leistungstest für die Männchen

Die Studie, die über zwei Brutzeiten hinweg durchgeführt wurde, analysierte 713 Balzinteraktionen von zwölf Männchen. Dabei zeigte sich, dass die Weibchen ihre Paarungsentscheidung weniger auf die allgemeine Qualität des Männchens stützen, sondern vielmehr auf die Leistung in einzelnen Tänzen. Schnelle Display-Tempi scheinen die Weibchen am meisten zu begeistern. Die Tänze dienen also als eine Art „Leistungstest", bei dem die Männchen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Interessanterweise fanden die Forscher auch Hinweise darauf, dass die Beschleunigung des Tempos und die rhythmische Variabilität der Tänze eine Rolle spielen könnten. Diese Effekte waren jedoch weniger stark ausgeprägt als die Bedeutung des Tempo-Plateaus. „Die sensorische Entwicklung sexueller Signale könnte ein zentraler Faktor der Partnerwahl sein, der die Evolution komplexer Tanzdarbietungen bei Tieren vorantreibt“, so Leonida Fusani, der das Thema „Vergleichende Ästhetik“ seit 2014 an der Vetmeduni und am Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien erforscht.

Einblicke in die Evolution komplexer Balzrituale

Die Ergebnisse liefern nicht nur Einblicke in das Verhalten der Victoria-Paradiesvögel, sondern auch in die Evolution komplexer Balzrituale. Sie zeigen, wie Rhythmus und Dynamik in der Tierwelt genutzt werden, um Aufmerksamkeit zu gewinnen und Paarungserfolg zu sichern. Die Balztänze der Victoria-Paradiesvögel sind damit nicht nur ein ästhetisches Spektakel, sondern auch ein Paradebeispiel für die ausgeklügelte Kommunikation in der Natur.

Ein Blick in die Zukunft

Laut den Studienautoren sind weitere Studien notwendig, um die genauen Mechanismen zu verstehen, die die Partnerwahl beeinflussen. Besonders spannend wäre es, die Reaktionen der Weibchen auf gezielte Veränderungen in den Tänzen der Männchen zu untersuchen. Solche Experimente könnten helfen, die Rolle von Rhythmus, Tempo und visuellen Signalen noch besser zu verstehen.

Der Artikel „Dancing male riflebirds create a dynamic sensory trajectory that guides female choice“ von Thomas MacGillavry, Yannick Jadoul und Leonida Fusani wurde in Current Biology veröffentlicht.

Hinweis: Das Projekt wurde durch den FWF DK Grant "Cognition & Communication" W1262-B29 finanziert.

Rückfragekontakte:

Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV)    
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
Leonida Fusani, PhD                       
leonida.fusani@vetmeduni.ac.at

Thomas MacGillavry MSc.          
Thomas.Gillavry@vetmeduni.ac.at

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