Die Forschungsplattform Transplantation der Medizinischen Universität Wien hat zwei „Start up Grants“ zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Transplantforschung vergeben. Moritz Muckenhuber und David Pereyra erhalten Förderungen für ihre Projekte zur schwangerschaftsinduzierten Allosensibilisierung bzw. zur Lebertransplantation.
Die Grants dienen dazu, neue Forschungsergebnisse zu generieren, die als Grundlage für die zukünftige Einwerbung von Drittmitteln dienen sollen. Die Auszeichnungen wurden von Michaela Fritz, Vizerektorin für Innovation und Forschung, und den Koordinatoren der Forschungsplattform Transplantation, Rainer Oberbauer und Thomas Wekerle, verliehen.
Über das Projekt von Moritz Muckenhuber
Während der Schwangerschaft trifft das mütterliche Immunsystem auf väterliche HLA-Antigene, die vom semi-allogenen Fötus getragen werden. Als Folge der daraus resultierenden Immunreaktion entwickeln zwei Drittel der Frauen HLA-spezifische Antikörper. Diese Antikörper können jahrzehntelang persistieren und im Rahmen einer Transplantation die Kompatibilität der Spenderorgane einschränken. In der klinischen Realität hat die schwangerschaftsbedingte Allosensibilisierung daher Auswirkungen auf den Zugang von Frauen zur Transplantation.
Moritz Muckenhuber wird ein Mausmodell etablieren, um die immunologischen Mechanismen zu untersuchen, die eine schwangerschaftsinduzierte Allosensibilisierung verursachen und aufrechterhalten. Die Ergebnisse sollen zur Identifizierung neuer therapeutischer Strategien führen, die speziell auf B-Zell- und Plasmazellpopulationen abzielen, die schwangerschaftsinduzierte HLA (MHC)-spezifische Antikörper aufrechterhalten. Anschließend sollen die vielversprechendsten therapeutischen Ansätze in einem Mausmodell für Herztransplantationen untersucht werden.
Insgesamt hofft Moritz Muckenhuber, dass dieses Projekt dazu beitragen wird, die Transplantationsversorgung für präsensibilisierte Patientinnen zu verbessern.
Über Moritz Muckenhuber
Moritz Muckenhuber ist MD-PhD-Kandidat in der Forschungsgruppe von Thomas Wekerle an der Abteilung für Transplantation der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie der MedUni Wien. Er nahm 2018 am MD-PhD-Programm der MedUni Wien teil und schloss sein Medizinstudium 2019 ab. Während seines PhDs im Bereich der Immunologie erforscht Moritz Muckenhuber therapeutische Strategien zur Überwindung von Allotransplantat-Abstoßungsreaktionen, die durch eine Kostimulationsblockade verursacht werden.
Über das Projekt von David Pereyra
Die Lebertransplantation ist eine einzigartige Behandlungsoption für eine Vielzahl von Patient:innen mit Lebererkrankungen im Endstadium, die zu einer geringeren Sterblichkeit und einem längeren Gesamtüberleben in dieser Patient:innengruppe führt. Obwohl das intra- und perioperative Management in den vergangenen Jahrzehnten erheblich revolutioniert wurde, ist ein großer Teil der Patient:innen nach wie vor von einer frühen Allotransplantationsstörung (EAD) betroffen, die auf Ischämie-/Reperfusionsschäden und einer gestörten Leberregeneration beruht. Die frühe Allotransplantationsstörung ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf das Ergebnis nach einer Lebertransplantation und geht mit einer erhöhten Morbidität und frühen Mortalität der Betroffenen einher. Es hat sich gezeigt, dass neuartige Methoden der präoperativen Perfusion des Lebertransplantats die Auswirkungen der Ischämie/Reperfusion verringern und eine gründlichere Bewertung der Lebensfähigkeit der Leber vor der Transplantation ermöglichen, wodurch das Auftreten von EAD und biliären Komplikationen verringert wird. Bis heute gibt es jedoch keine kausale Behandlungsmöglichkeit für EAD, da die Regenerationsmuster noch immer nicht vollständig verstanden sind und es an erfolgreichen therapeutischen Maßnahmen mangelt.
In diesem Zusammenhang wurde kürzlich das yes-associated protein 1 (YAP-1) als ein wichtiger proregenerativer Faktor nach toxischen Verletzungen und dem Verlust von funktionellem Lebergewebe untersucht. Die meisten Studien untersuchten diesen Zusammenhang in Nagetiermodellen. Hier führte die Induktion und/oder Aktivierung von YAP-1 zu einer verstärkten Leberregeneration nach partieller Hepatektomie. Darüber hinaus wurde ein verbessertes Ergebnis nach akuter toxischer Leberschädigung beobachtet. Bemerkenswert ist, dass die regenerationsfördernde Wirkung von YAP-1 eher auf der Erhaltung der Integrität der Gallenwege als auf hepatozytenabhängigen Mechanismen beruht, was ein besonders interessantes Ziel für die Untersuchung von Lebertransplantationen darstellt, da postoperative biliäre Komplikationen bekanntlich häufig sind.
Im Rahmen des Projekts will David Pereyra (1) die YAP-1-Induktion und -Aktivierung bei Patient:innen, die sich einer Lebertransplantation unterziehen, analysieren und potenzielle Zusammenhänge mit dem postoperativen Ergebnis bewerten, (2) die Dynamik und Relevanz der YAP-1-Aktivierung während der normothermen Maschinenperfusion im Längsschnitt aufklären und (3) eine potenziell positive Auswirkung der YAP-1-Aktivierung auf die hepatische Konditionierung durch pharmakologische Intervention in einer Gruppe von drei Lebern untersuchen, die vor der Transplantation nicht auf ihre Lebensfähigkeit getestet und einer normothermen Maschinenperfusion unterzogen wurden.
Über David Pereyra
David Pereyra absolvierte sein Studium im PhD-Programm (N094) Vascular Biology am Institut für Gefäßbiologie und Thromboseforschung am Zentrum für Physiologie und Pharmakologie und an der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie (Supervisors: Alice Assinger und Patrick Starlinger). Für seine Dissertation mit dem Titel „Investigation of hemostatic biomarkers for risk prediction in selected human diseases“ wurde er 2022 vom Wissenschaftsministerium mit dem Award of Excellence ausgezeichnet.
FORSCHUNGSPLATTFORM TRANSPLANTATION