LISAvienna: COVID-19: Forschung, Produkte und Dienstleistungen aus Österreich

Österreichs Life Sciences Sektor setzt sich für die Bewältigung der SARS-CoV-2 Pandemie ein – von den Kliniken über die Forschung bis zur Wirtschaft. In diesem Beitrag holen wir einige Akteure vor den Vorhang, um ihre Leistungen stellvertretend für die gesamte Branche zu honorieren. Sie sind Teil der weltweiten Aktivitäten zum Eindämmen der Pandemie.

Diese Seite behandelt ausgewählte Forschungsansätze, Produkte, Dienstleistungen und Unternehmen aus Österreich, die hinsichtlich der Bewältigung der COVID-19-Pandemie relevant sind – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Über die aktuelle Verfügbarkeit von erwähnten Angeboten oder über die Erfolgsaussichten von Entwicklungsprojekten können wir keine Aussagen treffen. Sie werden nach der Lektüre trotzdem mehr darüber wissen, was in Österreich entwickelt und teilweise auch hergestellt wird. Damit lernen Sie einen kleinen Ausschnitt der im Lauf der vergangenen Jahrzehnte auch mit Hilfe der öffentlichen Hand aufgebauten Biotech-, Pharma-, Medizinprodukte- und Digital Health Landschaft kennen. Schauen Sie ergänzend auch in unsere News-Rubrik.

Folgen Sie diesem Link zur BASG Website, um mehr über klinische Studien und COVID-19 zu erfahren. Das Bundesamt priorisiert alle Erstanträge, Änderungsanträge und Meldungen betreffend COVID-19. Das bezieht sich auf Arzneimittel, Impfstoffe, Compassionate Use, Medizinprodukte und In-vitro Diagnostika.

1. Arzneimittel und Impfstoffe

Durch gemeinsame Anstrengungen von Forschung, Industrie und Behörden gelang es, innerhalb kurzer Zeit sichere und wirksame Impfstoffe und erste Arzneimittel zu entwickeln, herzustellen und einzusetzen. Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang die aktuellen Informationen der European Medicines Agency.

Details zur Corona-Schutzimpfung in Österreich bietet das Bundesministerium für Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

Weitere Impfstoffkandidaten und potenziell therapeutisch wirksame Substanzen befinden sich in der Entwicklung und am Markt eingesetzte Medikamente werden auf ihre Wirksamkeit bei COVID-19 hin untersucht. Das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) verwies schon im April 2020 auf insgesamt 155 Medikamente und 79 Impfungen, seither steigt die Zahl. Aktuellere Informationen finden Sie in den Horizon Scanning Dokumenten von AIHTA.

Auch in Österreich beteiligen sich einige Unternehmen und Forschungseinrichtungen an der Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln und Impfstoffen, darunter folgende:

  • APEIRON Biologics: APN01 ist ein rekombinantes humanes (ACE2) Protein, mit einem einzigartigen Wirkungsprinzip. Einerseits kann durch die direkte Bindung von Viruspartikeln die Infektion der menschlichen Zelle durch SARS-COV-2 verhindert werden und zum anderen kann APN01 über seine enzymatische Funktion die Lunge, Blutgefäße oder das Herz vor Gewebeschäden schützen. Der vielversprechende Arzneimittelkandidat reduziert überschießende Entzündungsreaktionen ausgelöst durch SARS-CoV-2 und befindet sich in der fortgeschrittenen klinischen Entwicklung. Hier finden Sie Informationen zum Status quo.

  • Apeptico entwickelt das synthetisch hergestellte Peptid Solnatide für die Behandlung schwerer ARDS Fälle. Es reduziert Lungenödeme und wirkt schädigenden reaktiven Sauerstoffradikalen entgegen. Solnatide wurde in mehreren Ländern für den Einsatz im Rahmen von Heilversuchen (Compassionate Use) bei an ARDS erkrankten COVID-19 Patientinnen und Patienten zugelassen. Zusätzlich treibt Apeptico gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien die klinische Entwicklung von Solnatide voran. Weitere Details finden Sie hier.

  • Die Wiener CDMO Biomay arbeitet mit BioNTech zusammen und liefert DNA Templates für die in-vitro Transkription von mRNA für COVID-19 Impfstoffe. Zusätzliche Informationen finden Sie hier.
     
  • Der österreichische Biotech-Inkubator und Accelerator CEBINA beteiligt sich auch an den weltweit laufenden Aktivitäten zur Eindämmung von COVID-19 und kündigte an, dazu verschiedene Ansätze zu verfolgen, die von Drug Repurposing über neue antivirale Substanzen zum Einsatz als Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu neuen Impfstoffansätzen reichen.
    September 2020: CEBINA weist auf einen möglichen Nutzen von Azelastin bei COVID-19 hin
    Februar 2021: URSAPHARM Arzneimittel und CEBINA verkünden Partnerschaft zur Neuausrichtung von Azelastin zur Bekämpfung von COVID-19
    Dezember 2021: CEBINA berichtet über breite antivirale Wirkung von Azelastin
     
  • Die Tiroler Cyprumed entwickelt einen antiviralen Nasen- und Rachenspray basierend auf einer innovativen Formulierung von Hilfsstoffen mit antiviraler Aktivität, die bereits in zugelassenen Medizinprodukten verwendet werden. So soll das Virus im Rachenraum reduziert oder sogar inaktiviert werden. Ziel ist es, dadurch schwere Krankheitsverläufe zu reduzieren und das weitere Ansteckungspotential zu verringern.
     
  • F4 Pharma: FX06 ist ein Arzneimittelkandidat, der die Integrität des Endothels erhalten und damit den Austritt von Flüssigkeit vom Blut ins umliegende Gewebe verhindern soll. Zusätzlich weist FX06 anti-inflammatorische Eigenschaften auf. Aus diesem Grund hat die Substanz das Potential, ein neues Arzneimittel für die Behandlung schwerer COVID-19 Fälle zu werden.
    Juni 2020: FX06 zeigt vielversprechende Resultate bei Heilversuchen
    November 2020: Start einer klinischen Studie 
    März 2021: Start einer Zusammenarbeit mit Partner Therapeutics PTx 
    November 2021: EU investiert in COVend Projekt, F4 Pharma Teil des Konsortiums
     
  • G.ST Antivirals und Takeda starteten eine Kooperation zur Erforschung antiviraler Medikamente gegen COVID-19. G.ST Antivirals ist ein Spin-off der MedUni Wien, das antivirale Substanzen entwickelt, die Viren innerhalb der Wirtszellen aushungern. Derzeit konzentriert sich das Unternehmen auf die Entwicklung von Produkten gegen respiratorische Viren; die erste Substanz, 2-Deoxyglukose, soll in Kürze in die klinische Prüfung starten.
     
  • Innophore: Das Grazer Bioinformatik-Unternehmen initiierte das globale FASTCURE (Fully Applied Structural Targeting of Coronavirus Using Repurposing Efforts) Konsortium. Die Universität Graz koordiniert bei FASTCURE die Versuche, einen Wirkstoff gegen SARS-CoV-2 zu finden. Dazu werden gezielt jene Wirkstoffe untersucht, die bereits am Markt zugelassen sind, wie etwa Arzneimittel gegen HIV und Malaria. Folgen Sie diesem Link, um Neuigkeiten von Innophore zu lesen.
     
  • Marinomed: Carragelose ist eine in Wien entwickelte Substanz, die breit gegen respiratorische Viren wirksam ist - auch bei länger bekannten Coronaviren wird die Erkrankung um mehr als drei Tage verkürzt. Aufgrund der guten Verträglichkeit ist auch der präventive Einsatz sinnvoll. In Österreich erfolgt die Produktion von Carragelose-Produkte bei Sigmapharm. Die Produkte sind unter Eigenmarken der Vertriebspartner in über 40 Ländern weltweit am Markt erhältlich.
    Dezember 2021: Neue Daten zur antiviralen Wirksamkeit von Iota-Carrageen gegen besorgniserregende SARS-CoV-2-Varianten veröffentlicht
     
  • Die in Klosterneuburg ansässige Polymun Scientific zählt zu den wenigen Unternehmen weltweit, die auf die Herstellung von Lipid-Nanopartikeln und die Verpackung von Wirksubstanzen in diesen Partikeln spezialisiert sind. Diese können RNAs in Körperzellen transportieren - die Voraussetzung für eine Immunantwort bei RNA-Vakzinen. Das Unternehmen arbeitet mit mehreren Auftraggebern zusammen, darunter das Imperial College London, BioNTech/Pfizer, CureVac und Arcturus Therapeutics. Dafür wurde das Herstellungsverfahren hochskaliert.
     
  • Valneva  entwickelt einen Impfstoff, der sich von den bisher zugelassenen Impfstoffen insofern unterscheidet, als dass dabei das gesamte Sars-CoV-2-Virus und nicht nur einzelne Teile davon inaktiviert werden. Die im Oktober 2021 veröffentlichten Daten aus einer Phase 3 Studie zeigen, dass VLA2001 hohe Titer neutralisierender Antikörper und eine breite T-Zell-Antwort auslöst, sowie ein gutes Verträglichkeitsprofil aufweist. Hier finden Sie Informationen zum Wirkprinzip, zu den klinischen Studien und hinsichtlich des Zulassungsprozesses.
     
  • Viravaxx und die Medizinische Universität Wien starteten ein gemeinsames Projekt, um eine integrierte Plattform für Immundiagnostik und Vakzinierung bei Covid-19 bereitzustellen. Im Mittelpunkt steht dabei die Identifikation von neutralisierenden Antikörper-Signaturen als Grundlage für das Design von Impfstoff-Kandidaten, die eine potente und fokussierte Immunantwort auslösen. Hier finden Sie Informationen zum aktuellen Stand der Entwicklung.
     
  • Vivaldi Biosciences startete die Entwicklung eines kombinierten, Nasenspray-basierten Influenza- und SARS-CoV-2-Impfstoffs. Weitere Informationen finden Sie hier.

Bei Interesse an Hintergrundinformationen dazu, wie die Arzneimittelenwicklung generell abläuft, wie Impfstoffe funktionieren und welche therapeutischen Ansätze bei COVID-19 vorstellbar sind, lohnt sich ein Blick auf die FOPI Website, das ist das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich.

Sehr aufschlussreich gestaltet sich auch die Übersichtsliste mit Projekten in der globalen Entwicklungspipeline der Pharmig-Mitglieder, dem Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs. Auch eine Überblickslandkarte mit den Entwicklungsprojekten im DACH-Raum wurde erstellt.

2. Digital Health Lösungen für COVID-19

COVID-19 sorgt rund um den Globus für enormen Auftrieb bei der Entwicklung und Verwendung von Digital Health Lösungen. Diese Beispiele aus Österreich veranschaulichen nur einige der vielen verschiedenen unmittelbar mit der Pandemie zusammenhängenden Nutzungsbereiche:

  • Medicus AI bietet mit SafePlay eine praxiserprobte digitale End-to-End-Lösung zur Unterstützung mobiler und stationärer SARS-CoV-2-Testverfahren an. Im Fokus steht der Prozess zur Registrierung der Probanden über den Workflow der eigentlichen Testung bis zur Befundübermittlung.
     
  • Das HealthTech-Startup Scarletred entwickelte mit eCOVID19 eine App zur Hotline-Entlastung. Um den Ansturm an Betroffenen managen zu können, gelten digitale Tools für immer mehr Behörden und Regierungen als Teil der Lösung. eCOVID19 soll Menschen, die Symptome von COVID-19 zeigen, möglichst unkompliziert beraten und an die richtige Stelle weiterleiten. Zusätzliche Funktionen werden ergänzt, darunter die Einarbeitung von Labortest-Ergebnissen, die Hinweise auf den COVID-19-Status einer Person geben sollen.
     
  • Symptoma erlaubt durch einen AI-basierten Chatbot, zuverlässig und kostenlos das COVID-19 Risiko einer Person zu ermitteln und vergleicht die eingegebenen Symptome mit 20.000 möglichen anderen Diagnosen. Symptoma wird von der Europäischen Kommission offiziell als Lösung für groß angelegte, digitale Bevölkerungsscreenings gelistet.
    November 2020: Die Stadt Wien startet die Nutzung des Symptoma COVID-19 Chatbots

3. Testen, testen, testen

Für die Infektionskontrolle sind spezielle molekularbiologische Tests erforderlich, mit denen eine Virusinfektion nachgewiesen werden kann. Bitte nutzen Sie im Verdachtsfall auch den digitalen Symptom-Checker Chatbot oder wenden Sie sich an die eingerichteten Telefon-Hotlines. Wir erinnern an dieser Stelle eindringlich daran, Kontakteinschränkungen, Abstandsempfehlungen und angeratene Hygienemaßnahmen sehr ernst zu nehmen, damit die Ausbreitung der Viren minimiert werden kann. Nicht alle Infizierten, besonders die symptomlosen Fälle, wissen um ihren Status. In Wien wurde eine Reihe von Testangeboten aufgebaut und über das „Alles gurgelt“ Programm besteht die Möglichkeit, zuhause regelmäßig kostenlos Speichelproben zu entnehmen und auswerten zu lassen.

Technisch gesehen stehen verschiedene Test-Ansätze zur Verfügung, um eine Infektion mit SARS-CoV-2 oder eine Immunantwort darauf festzustellen - außerdem werden laufend neue Analyseverfahren entwickelt und getestet. Manche Tests sind für den privaten Gebrauch geeignet, andere erfordern entsprechend qualifizierte Personen und können nur im Labor durchgeführt werden. Die Österreichische Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinischen Chemie (ÖGLMKC) erarbeitete Standards für die Labordiagnostik. Eine Liste mit Testlabors finden Sie auf der Website des BMSGPK.

Coronavirus-Tests aus Österreich

Neben den großen internationalen Diagnostik-Riesen entwickeln auch österreichische Klein- und Mittelbetriebe hilfreiche Testsysteme für den Einsatz im Forschungslabor oder in der Routinediagnostik. Hier einige Beispiele für verschiedene molekularbiologische Tests:

  • Attoquant Diagnostics ist auf die Analyse des Renin-Angiotensin-Systems spezialisiert, ein Hormonsystem, das den Blutdruck steuert. ACE2, der Eintrittsrezeptor für SARS-CoV-2, ist Teil dieses Hormonsystems. Attoquant unterstützt mit seinen Spezialanalysen die Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2 und ist an zahlreichen nationalen und internationalen Studien zur Erforschung des Virus beteiligt. Auch ein neues Testsystem soll entwickelt werden.
     
  • Der Wiener Enzymspezialist EUCODIS Bioscience und Biosynth-Carbosynth arbeiten zusammen, um einen neuen Schnelltest für die SARS-CoV-2-Diagnostik auf der Basis viraler Enzymaktivitäten und einem neuen biolumineszierenden Substrat zu entwickeln.
    September 2020: Die SARS-CoV-2 Main Protease ist nun bei EUCODIS erhältlich
     
  • GENSPEED Biotech entwickelte in Oberösterreich bisher drei Schnelltests auf Basis der firmeneigenen µELISA-Plattform. Der COVID-19 IgG xPOC Antikörpertest ist bereits am Markt verfügbar. Ein COVID-19 Ag xPOC Antigentest und als Weltneuheit ein kombinierter Antikörper/Antigentest sollen ebenfalls auf den Markt gebracht werden.
     
  • Ingenetix entwickelte mehrere SARS-CoV-.2 Tests auf PCR-Basis (one-step reverse transcription real-time PCR). Das Produktportfolio umfasst auch Kits für die Unterscheidung zwischen SARS-CoV-2, SARS-CoV and Influ­enza Virus-Infektionen.
    Dezember 2020: Ingenetix bringt den ViroReal Kit RT-LAMP SARS-CoV-2 auf den Markt, der bei hinteren Nasenabstrichen in isotoner Kochsalzlösung keine RNA-Extraktion erfordert
    November 2021: Das Unternehmen bestätigt, dass auch die neuesten Virusvarianten von seinen Tests detektiert werden.
     
  • Die RNA- und Next-Generation-Sequencing (NGS) Experten des Wiener Unternehmens Lexogen bieten Produkte für die SARS-CoV-2 Sequenzierung im Zusammenhang mit dem Monitoring von Virusvarianten an. Zudem brachte das Unternehmen einen NGS-basierten COVID-19-Test mit einem besonders hohen Durchsatz auf den Markt. Zehntausende Proben können gleichzeitig auf das Vorhandensein viraler SARS-CoV-2 RNA überprüft werden, wodurch Massenscreening möglich wird. Der Test hat die dafür notwendige hohe Sensitivität und Spezifität, und Ergebnisse sind innerhalb von 24 Stunden verfügbar. Details zu Lexogens Produkten für die SARS-CoV-2 Forschung finden Sie hier.
     
  • Das Salzburger Biotech-Unternehmen Procomcure brachte mit PhoenixDx einen real-time-RT-PCR-basierten COVID-19 Schnelltest auf den Markt. Zusätzlich steht der PhoenixDx® Cofluenza 4-Plex IVD Test für die In-vitro Diagnostik zur Verfügung, mit dem zwischen Influenza A, Influenza B and SARS-CoV-2 Infektionen unterschieden werden kann. Das Produktportfolio des Unternehmens umfasst auch einen PhoenixDx® Gargling/Saliva Collection Kit. Die Procomcure PhoenixDx® Mutant Screen Produktlinie bietet Nachweismöglichkeiten für Virusvarianten. Zusätzlich bietet das Unternehmen Antikörpertestkits und Antigentestkits an und betreibt ein Testzentrum in Bergheim und Testautomaten an mehreren Standorten.
     
  • Ein Spin-off der Universität Innsbruck, Sinsoma, entwickelte einen CEL-PCR Test zum Nachweis des SARS-CoV-2-Virus. Dabei werden hochsensitive Endpunkt-PCR und Kapillarelektrophorese (CE) miteinander gekoppelt. Das Unternehmen bietet auch verschiedene Testlabor-Services inklusive fachärztlicher Befundung, Probeentnahmekits, qPCR und Sequenzierungen an.
     
  • Das BOKU Spin-off TAmiRNA präsentierte in Marz 2021 einen CE-IVD SARS CoV-2 Antikörpertest für die schnelle Detektion neutralisierender IgM und IgG Antikörper gegen die Rezeptorbindungsdomäne des SARS-CoV-2 Spike Proteins. Zusätzlich bietet das Wiener Unternehmen PCR- und Antigen-Testservices an.
     
  • Dem Wiener Unternehmen Technoclone gelang es, in enger Zusammenarbeit mit der BOKU, der MedUni Wien und der Vetmeduni Vienna, einen quantitativen SARS-CoV-2 Antikörpertest zu entwickeln. Es wurden zwei unterschiedliche ELISA Tests erarbeitet – einer reagiert sensitiver im Frühstadium der Immunantwort, der andere spricht erst in der Haupt- und Spätphase an. Beide Tests werden in Österreich hergestellt und weltweit angeboten.
     
  • ViennaLab Diagnostics entwickelte und vermarktet den CE/IVD zertifizierten SARS-CoV-2 RealFast Assay, der in zahlreichen in- und ausländischen Labors verwendet wird. Seine Vorzüge sind hohe Zuverlässigkeit (2 virale Gene plus ein humanes Kontrollgen werden simultan detektiert), Verwendbarkeit auf unterschiedlichen PCR Instrumenten und eine hohe Sensitivität (10 Viruskopien pro Probe nachweisbar). Gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology erfolgte eine Optimierung auf kurze PCR Zykluszeiten und Anwendbarkeit auf ungereinigten Abstrich- und Gurgelproben.

Vienna COVID-19 Detection Initiative (VCDI)

Über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den verschiedensten Forschungseinrichtungen in Wien schlossen sich innerhalb kürzester Zeit auf freiwilliger Basis zur Vienna COVID-19 Detection Initiative (VCDI) zusammen, um die dringend benötigten Testkapazitäten in Österreich zu erhöhen. Koordiniert von den Max Perutz Labs wurde am Vienna BioCenter eine automatisierte Test-Pipeline geschaffen, wobei auch vorhandene Laborinfrastruktur und Reagenzien genutzt wurde, um virale RNA zu detektieren. Hier finden Sie die VCDI Standard Operating Procedures für routinemäßiges SARS-CoV-2 Monitoring auf Basis einer zuverlässigen, kosteneffizienten und skalierbaren RT-qPCR Test-Pipeline, die mit Standard-Laborgeräten betrieben werden kann. 
Die VCDI hat ihre Ziele erreicht, mit Ende Dezember 2021 wurden die Aktivitäten eingestellt.

RT-LAMP und SARSseq

Forscherinnen und Forscher am Vienna BioCenter entwickelten auf Basis von “Loop-mediated isothermal AMPlification”, kurz RT-LAMP, auch eine neue Methode für den SARS-CoV-2-Nachweis. Die Testergebnisse sind ähnlich sensitiv, spezifisch und deutlich billiger als PCR-Tests. Eine Infektion ist dabei über einen Farbumschlag in der Probe auch für Laien erkennbar.

Darüber hinaus wurde eine alternative Hochdurchsatzmethode zur Detektion von SARS-CoV-2 und anderen Infektionen entwickelt: SARSseq nutzt Know-how aus NGS-Technologien.

Bildgebende Verfahren in Forschung und klinischer Praxis

Neben den molekularbiologischen Methoden spielen in der klinischen Praxis ergänzend auch bildgebende Verfahren eine wichtige Rolle bei COVID-19. Radiologische Analysen ermöglichen die Untersuchung von Auswirkungen der Infektion und von therapeutischen Maßnahmen auf die Lunge. Das Unternehmen 123sonography schult Ärztinnen und Ärzte weltweit mit kostenlosen Webinaren und online Vorträgen bei der Diagnose von COVID-19 und begleitet den zielgerichteten Einsatz von Lungenultraschall. Das Unternehmen contextflow versucht, den Nutzen dieses Bildmaterials zu erhöhen, indem über spezialisierte Bild- und Textsuchen rasch vergleichbare Fälle gefunden werden. Die Software wurde speziell für die Beschleunigung der Bewertung von SARS-CoV-2 Scans für Forschungszwecke optimiert. Das Unternehmen entwickelte auch ein Modul für die Identifikation von dringend zu bearbeitenden Fällen und erlaubt es Ärztinnen und Ärzten, die Prioritäten bei der Auswertung medizinischer Bilder entsprechend zu setzen.

4. Persönliche Schutzausrüstung, 3D Druck und Desinfektion

In der derzeitigen Lage zählen die Bemühungen, gesund zu bleiben, zu den wichtigsten täglichen Übungen. Bewusste Ernährung, ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegungseinheiten, räumliche Distanz zu Dritten, Hygienemaßnahmen und die Vermeidung von Unfällen lohnen sich für jeden und entlasten das Gesundheitssystem.

Für den Ernstfall

Sehr schwere akute SARS-CoV-2 Infektionen führen stark vereinfacht ausgedrückt dazu, dass sich die Lunge mit Lungenödem (Flüssigkeit und Bestandteile des Blutes) füllt, man droht zu ersticken. Die Versorgung des Körpers mit überlebenswichtigem Sauerstoff erfordert in diesem Fall technische Unterstützung. Das Lungenödem muss durch die Aktivierung des Alveolar Liquid Clearance Mechanismus reduziert werden und die Betroffenen müssen künstlich beatmet werden. Dabei kommen Spezialgeräte zum Einsatz wie TwinStream oder TwinStreamICU des Wiener Traditionsunternehmens Carl Reiner, das seine Produktionskapazitäten aufgrund der großen weltweiten Nachfrage ausgeweitet hat.

Auch neue Beatmungsgeräte werden entwickelt. Das Unternehmen AIT - Angewandte Informationstechnik Forschungsgesellschaft mbH in Graz erarbeitet zusammen mit dem Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinischen Technik der MedUni Wien ein low-cost Beatmungsgerät, welches mit einer 3D-gedruckten, platzsparenden Rotationspumpe betrieben wird. Eine flexible Software ermöglicht mittels einer Vielzahl von Sensoren alle Beatmungsmodi, die sonst nur von high end Geräten bereitgestellt werden können.

Der Einsatz lebensrettenden Maßnahmen und ganz allgemein die medizinische und pflegerische Versorgung von COVID-19 Erkrankten ist für das Klinikpersonal mit erheblichen Infektionsrisiken verbunden. Hochwertige Schutzausrüstung in ausreichender Menge und professionelle Desinfektion schaffen Abhilfe.

Persönliche Schutzausrüstung

Zur Schutzausrüstung zählen zum Beispiel Mund-Nasen-Bedeckungen, Schutzkleidung und Schutzhandschuhe. Mit Semperit sitzt in Österreich ein Pionier der Handschuh-Hersteller. Seit 100 Jahren läuft bei Sempermed die Produktion qualitativ hochwertiger Produkte – heute beispielsweise im niederösterreichischen Wimpassing oder an internationalen Standorten wie einem Werk in Kamunting in Malaysien. Außerdem sind zahlreiche Unternehmen aufgrund der hohen Nachfrage neu ins Thema Schutzausrüstung eingestiegen. 

Genutzt werden auch additive Verfahren für die Herstellung von persönlicher Schutzausrüstung. So bündelt HappyLab Wien die Kapazitäten von über 800 privaten 3D-Druckern zu einer großen verteilten Fabrik, die auch Atemschutzmasken, Face Shields und weitere Produkte herstellen kann. 3D Druck erlaubt zudem die rasche Entwicklung und Herstellung von anderen Komponenten als für den persönlichen Schutz erforderlich. Gemeinsam mit Partnern entwickelte und produzierte zum Beispiel das Wiener Start-up Cubicure innerhalb kürzester Zeit spezielle Sensoren für Beatmungsgeräte.

Desinfektion

Reinigung und Sauberkeit spielen eine wichtige Rolle zur Prävention von Infektionen. Die Bedeutung von Handhygienemaßnahmen kann nicht oft genug betont werden. Saubere Flächen und Luft werden zum Beispiel mit Dekontaminationsgeräten erreicht wie jenen von Braincon. Mit Hilfe von Wasserstoffperoxid werden Bakterien, Viren, Pilze und Sporen inaktiviert. Das lässt sich auch zur Aufbereitung von persönlicher Schutzausrichtung nutzen.

Mit verschiedenen Test- und Zertifizierungsmöglichkeiten rund um Filtersysteme in Klimaanlagen, Lüftungsanlagen, Luftreinigungsgeräten oder Masken trägt auch das OFI zu einer verbesserten  Atemluftqualität bei.

6. Akademische Forschungsinitiativen in Österreich

Die Life Sciences zählen zu den Forschungsschwerpunkten in Österreich, wobei Wien auch auf diesem Gebiet als Hauptstadt zu verstehen ist. Dadurch dass die Erforschung von Infektionskrankheiten und Immunologie klare regionale Stärkefelder bilden und die Forschungsförderung sehr rasch auf die Pandemie reagierte, konnten innerhalb kürzester Zeit neue Forschungsprojekte starten. Weitere Details zu geförderten Projekten im akademischen Umfeld finden Sie hier:

Zentrale Wissensdrehscheibe MedUni Wien

Am AKH Campus sitzt Österreichs Spitzenmedizin. Die weltweit renommierten Ärztinnen und Ärzte der MedUni Wien sind nicht nur in den Kliniken aktiv, sondern auch in der Forschung. Sämtliche Fachgebiete sind abgedeckt, auch Virologie, Pulmologie und Epidemiologie. Besondere Schwerpunkte liegen auf Immunologie, Onkologie, Neurowissenschaften, Kardiovaskulärer Medizin, der medizinischen Bildgebung und im Bereich Transplantation. Ein eigenes Koordinationszentrum für Klinische Studien (KKS) sorgt für die professionelle Planung, Durchführung und Auswertung klinischer Forschungsprojekte zu COVID-19 und anderen Erkrankungen. Insgesamt ist die MedUni Wien an mehr als 150 Forschungsprojekten zu diesem Thema beteiligt. Es laufen Arzneimittelstudien und Therapieentwicklungen, Analysen zu Krankheitsverläufen und Immunität, die Entwicklung verbesserter Diagnostik-Ansätze, aber auch epidemiologische Studien, Datenanalysen und Simulationen. Einblicke dazu bietet die COVID-19 Website zu Forschungsprojekten der Medizinischen Universität. Darüber hinaus wird In Österreich insbesondere auch noch in GrazInnsbruck und Salzburg herausragende medizinische Forschung zu COVID-19 betrieben.

SARS-CoV-2 Evolution in Österreich

Das CeMM – Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und die MedUni Wien starteten Ende März 2020 ein Projekt zur Untersuchung der Genomevolution von SARS-CoV-2 in Österreich. Insgesamt sollen ursprünglich 1.000 virale Genome analysiert werden. Mit Stand Juni 2021 ist das Projekt nach eigenen Angaben verantwortlich für den Großteil aller österreichischen Sequenzen (>90%) des SARS-CoV-2 Virus, welche der internationale Datenbank GISAID zur Verfügung gestellt wurden und trägt so zur internationalen Forschung und weltweiten Varianten- und Mutationsüberwachung bei. Details und Forschungsergebnisse können Sie hier einsehen: https://www.sarscov2-austria.org/cemm/de/home/

Forschungsinfrastrukturen beschleunigen die biomedizinische Forschung

BBMRI.at (Biobanking and BioMolecular resources Research Infrastructure Austria) bündelt die Biobanking-Expertise Österreichs und ist der nationale Knoten der entsprechenden europäischen Forschungsinfrastruktur. Die Partner in Graz, Innsbruck und Wien bieten Zugang zu Proben von Gesunden und an COVID-19 Erkrankten, Unterstützung für die SARS-CoV-2 Forschung, Services in Hochsicherheitslaboren (BSL-3) und vieles mehr. Details dazu und Hinweise für den sicheren Umgang mit SARS-CoV-2 Proben finden Sie hier. Um die Forschung zu beschleunigen, bieten viele weitere Europäische Forschungsinfrastrukturen besondere Services an und ermöglichen einen raschen Zugriff auf ihre Angebote, Hier finden Sie einen Überblick dazu. Die European COVID-19 Data Platform bündelt Forschungsdaten aus verschiedenen Quellen und macht sie für die wissenschaftlichen Gemeinschafen in Europa und weltweit nutzbar.

Über das acib zum neuen Entwicklungsprojekt?

Das Austrian Research Centre of Industrial Biotechnology (acib) versteht sich als wesentliches Bindeglied zwischen Forschung und Industrie und bildet ein Netzwerk aus etwa 200 Partnern auf dem Gebiet der industriellen Biotechnologie. Über diesen zentralen Kontaktpunkt und Türöffner ist es möglich, rasch Zugang zur breit gefächerten Expertise und zum methodischen Know-how in diesem Bereich in ganz Österreich zu erhalten. Für COVID-19 besonders relevant sind beispielsweise rekombinante Proteinproduktion und effiziente biotechnologische Produktionsverfahren. Aufgrund der Pandemie erarbeiteten die acib-Partner eine Reihe neuer Projektvorschläge, um exemplarisch aufzuzeigen, auf welche Weise die vorhandene Expertise bei der Bewältigung der Krise mitwirken kann. Die Angebote am virtuellen Forschungsmarktplatz decken auch andere zukunftsrelevante Themen ab, darunter biotechnologische Lösungsansätze im Bereich Umweltschutz.

Danke!

Auch wenn jetzt viel Aufmerksamkeit auf das Eindämmen der Pandemie gelenkt werden muss - die sonstigen Krankheiten sind dadurch nicht verschwunden. Unser Dank gilt daher allen Herstellern lebenswichtiger Arzneimittel und Medizinprodukte. Auch die Teams von Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, der Novartis-Gruppe, MED-EL, Octapharma, Ottobock, Pfizer, Takeda u.v.m. leisten Großartiges in Österreich und andernorts und stellen die Versorgung sicher. Besonders bedanken wollen wir uns außerdem nicht nur bei der Life Sciences Community, sondern bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen, beim Krankenpflegepersonal und bei den Ärztinnen und Ärzten, sowie allen anderen Menschen, die daran beteiligt sind, die mit COVID-19 verbundene Krise in den Griff zu bekommen.

Bitte nutzen Sie diese Links, um sich über geförderte Projekte zu informieren:

Besuchen Sie sich außerdem die Website der WHO, um mehr über den Access to COVID-19 Tools (ACT) Accelerator und die COVAX Initiative zu erfahren.

Bitte beachten Sie darüber hinaus die Infosammlung des BASG hinsichtlich Schutzmasken, Beatmungsgeräten, 3D Druck und COVID-19 Tests.

Die inhaltliche Verantwortung für diesen Beitrag liegt ausschließlich beim Aussender. Beiträge können Vorhersagen enthalten, die auf Erwartungen an zukünftige Ereignisse beruhen, die zur Zeit der Erstellung des Beitrags in Aussicht standen. Bitte verlassen Sie sich nicht auf diese zukunftsgerichteten Aussagen.

Als Life Sciences Organisation mit Sitz in Wien möchten Sie, dass LISAvienna auf Ihre News und Events hinweist? Senden Sie uns einfach Ihre Beiträge an news(at)lisavienna.at.