ESR: Brennpunkt Bildgebung: Elastographie bietet neue Einblicke in die Plaque Bildgebung

Die Elastographie ist bereits seit Jahren eine hilfreiche Methode, wenn es darum geht, gutartige von bösartigen Läsionen in unterschiedlichen Organen zu unterscheiden. Insbesondere kommt diese Technik im Bereich der Leber und der Brust zum Einsatz. Erfahrungen mit dem Einsatz im Bereich der Halsschlagader sind bisher limitiert, aber kürzlich veröffentliche Studien zeigen, dass die Elastographie hilfreich sein könnte, Plaque zu klassifizieren und das Risiko von unnötigen Eingriffen zu verringern.

Schlaganfälle zählen zu den führenden Todesursachen in entwickelten Ländern, und rund ein Drittel enden tödlich, während das Überleben oft mit schweren Einschränkungen verbunden sein kann. Experten nehmen an, dass alleine in Europa jedes Jahr rund eine Million neue ischämische Schlaganfälle auftreten und rechnen damit, dass diese Zahl durch das höhere Alter der Population bis 2020 um weitere 12% steigen wird.

Es existiert ein weites Spektrum an Erkrankungen der Halsschlagader (Carotis), welche zu einem Schlaganfall führen können, wobei die Atherosklerose hierbei mit 20–30% der Fälle einen Großteil ausmacht. Eine typische Ursache für einen Schlaganfall durch Atherosklerose sind Stenosen, welche mit Ultraschall untersucht und bei symptomatischen PatientInnen üblicherweise per Atherektomie chirurgisch behandelt werden. Nicht so klar ist die Ausgangslage bei asymptomatischen PatientInnen.

Trotz der vielen vorliegenden randomisierten Untersuchungen gibt es doch eine überraschende Uneinigkeit bezüglich der Behandlung von asymptomatischen PatientInnen. Es ist bekannt, dass Eingriffe an asymptomatischen PatientInnen möglicherweise mit Risiken einhergehen, die das natürliche Risiko der ursprünglichen Erkrankung übertreffen.

In den USA werden 92% aller Atherektomien an asymptomatischen PatientInnen durchgeführt, was bedeutet, dass im Durchschnitt 16 PatientInnen operiert werden um einen Schlaganfall in 5 Jahren zu verhindern und somit 15 Personen unnötig einer risikoreichen Operation unterzogen werden.

Der Grad der Stenose ist aber nicht der einzige diagnostische Parameter, um Schlaganfälle oder Herzinfarkte frühzeitig zu erkennen. Deswegen ist es unabdingbar, sich eingehend mit der Plaque-Morphologie zu beschäftigen und diese beurteilen zu können.

Ein Großteil aller Herzinfarkte und Schlaganfälle sind durch Plaque-Rupturen verursacht. Durch histologische Untersuchungen weiß man, dass instabile, verletzliche Plaques, welche am ehesten zu einer Ruptur oder einer distalen Embolisation neigen, jene mit einem großen Lipidkern und Blutungen innerhalb der Plaque sind. Ebenso stellen Entzündungen ein großes Risiko für Rupturen dar.

Forscher haben versucht festzustellen, inwiefern es sinnvoll wäre, Ultraschall zur Plaque-Klassifikation in den klinischen Alltag zu integrieren, allerdings haben die Ergebnisse in Kombination mit histologischen Befunden nicht in diese Richtung gedeutet.
Dr. Nikos Liasis und sein Team von Affidea Greece haben gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Universität Athen und der Technischen Universität Athen eine prospektive Studie ins Leben gerufen, welche die Möglichkeiten der Ultraschall-Elastographie bei der Beurteilung der Plaque Morphologie bewerten soll.

Ultraschall Elastographie basiert auf dem Prinzip, dass sich weiches Gewebe leichter verformt als hartes. Somit verformen sich harte, stabile Plaques weniger als weiche und verletzliche. Die bisher veröffentlichen Studien drehen sich hauptsächlich um die Frage, welche Art der Ultraschall Elastographie zum Einsatz kommen soll, allerdings schätzt Dr. Liasis im Vorfeld des European Congress of Radiology in Wien, dass die Methode bedeutend für neue Erfolge bei der morphologischen Beurteilung von Plaque sein wird.

Elastographie ermöglicht das Erkennen der feinfasrigen Kappe der Plaque, deren Dicke ein klarer Indikator für die Stabilität ist, was wiederum mit herkömmlichem Ultraschall schwer festzustellen ist. Darüber hinaus können noch Informationen über die Glätte der Plaques und die Umgebung gewonnen werden und somit alle Charakteristika, die für eine Instabilität einer Plaque sprechen würden, beurteilt werden.

Des Weiteren bietet die Ultraschall Elastographie den Vorteil, strahlungsfrei und weitverbreitet verfügbar zu sein, und benötigt auch keinerlei extra Vorbereitung der PatientInnen. Im Vergleich zu anderen Modalitäten sind die Kosten sehr gering, die Untersuchungszeiten im Vergleich zu MRT kurz und im Gegensatz zur CT kann es auch zu keinen Unverträglichkeiten mit Kontrastmitteln kommen.

Allerdings gibt es zurzeit noch eine Vielzahl an technischen Einschränkungen, welche zu bewältigen sind, und ebenso ist die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse noch fraglich. So bereiten kalzifizierte Plaques Probleme, da sie einen sogenannten akustischen Schatten erzeugen und so schwer zu beurteilen sind.

Technische Schwierigkeiten ergeben sich auch daraus, dass die Ultraschall Elastographie grundsätzlich eine Methode ist, um Läsionen an oberflächlich gelegenen Organen zu untersuchen und nicht für kleine pulsierende Blutgefäße konzipiert wurde.

Ab 2. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen
Beim 28. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of Radiology/ECR) vom 2. bis 6. März 2016 im Austria Center in Wien werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung präsentieren.

Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über 63.600 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse weltweit; zusätzlich bietet er eine der größten Industrieausstellung in Europa, bei der auf über 26.000 m² mehr als 300 internationale Firmen die neuesten Produkte der Medizintechnik vorstellen.

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