Die Fürsorge um andere Menschen – verbunden mit den Prinzipen emotionaler Nähe – steht seit jeher im Zentrum unserer Moralüberlegungen. Dennoch geraten diese Grundsätze der moralischen Verpflichtung zu helfen immer wieder ins Wanken, wenn es um Fragen der therapeutischen (oder gar präventiven) Notwendigkeit, der Ökonomie oder des Alters geht. Welcher Einsatz ist also gerechtfertigt, um schwerkranke Menschen zu behandeln? Wie teuer dürfen medizinische Eingriffe sein im Verhältnis zur gewonnenen Lebenszeit? Darüber sprach Philosoph Univ. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann im Zuge der PrimeTime, zu der das britisch-schwedische Pharmaunternehmen AstraZeneca am 16. Mai 2019 in die Residenz der Britischen Botschaft lud, vor zahlreichen Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Gesundheit.
Solidarsystem zwischen Ökonomie und Ethik
Das österreichische Sozialversicherungsgesetz (ASVG) bildet die gesetzliche Grundlage für eine Solidargemeinschaft, bei der Gesunde und Besserverdienende die Kosten von Kranken und Ärmeren mittragen. Im diesem ASVG ist jedoch auch festgelegt, dass Kassenleistungen das “Maß des Notwendigen” nicht überschreiten dürfen. Wo aber liegt dieses Maß?
Was kostet ein Menschenleben?
Philosoph Prof. Liessmann führte in seiner Impulsrede aus: “Die Frage ‘Was kostet ein Menschenleben’ scheint frivol, aber sie wird in einer von der Ökonomie bestimmten Gesellschaft immer wieder gestellt. Auch wenn wir gerne sagen, dass jedem Menschenleben der gleiche Wert zukommt, wissen wir, dass das in der Realität nicht stimmt. Herkunft, Einkommen, soziale Lage, Zukunftsperspektiven, das Lebensalter spielen sehr wohl eine Rolle, geht es darum, zu entscheiden, ob sich Investitionen, Eingriffe, Medikamente, teure Operationen noch ‘lohnen’. Der ökonomische Preis, den wir dann bezahlen, mag den Gesetzen des Marktes und dem Diktat der knappen Kassen entgegenkommen. Der immaterielle Preis dafür ist allerdings hoch: Denn wir handeln uns zumindest einen Widerspruch zwischen dem monetär bezifferten Wert und der unbedingten Würde des Menschen ein, wenn wir letztere nicht überhaupt dadurch entwerten.”
Orientierung & klare Rahmenbedingungen nötig
Fakt ist, dass eine Kosten-Nutzen-Diskussion in der Medizin nicht nur entlang ökonomischer Parameter geführt werden kann. Fakt ist auch, dass Ärzte und Gesundheitsberufe zwar die Entscheidungen über die Leistungen treffen, mit dieser Entscheidung aber nicht alleine gelassen werden dürfen. Denn begrenzte Ressourcen bringen Mediziner laufend in Gewissenskonflikte, die den Fokus von medizinisch-therapeutischen Überlegungen und den Patienten wegnehmen. Sie müssen dann darüber entscheiden, ob eine kostenintensive Therapie bei einem lebensbedrohlich erkrankten Kind oder hochbetagten Patienten angebracht ist oder die Ressourcen womöglich an anderer Stelle mehr Potenzial entfalten. In Ländern wie Großbritannien oder Schweden entscheiden Expertenkommissionen in besonders schwierigen Fällen über eine Behandlung. In Österreich gibt es (noch) keine Abgrenzungen, wieviel Euro ein Lebensmonat oder Lebensjahr kosten darf. “Im Sinne einer offenen gesellschaftlichen Debatte, so Prof. Liessmann, wird diese schwierige Diskussion jedoch geführt werden müssen.”
PrimeTime: Dialogforum von AstraZeneca und der Britischen Botschaft Wien
Mit dem Netzwerkevent PrimeTime bietet AstraZeneca seit 2007 Entscheidern und Experten des österreichischen Gesundheitswesens eine hochkarätige Austauschplattform. S.E. Leigh Turner, Britischer Botschafter in Österreich: “Promoting trade is a central part of the Embassy’s work in Vienna and AstraZeneca is a great example of showcasing the UK as the world leader in the research and development of new medicines. We are very proud of our long-standing collaboration with AstraZeneca and look forward to continue to provide our support in positioning AstraZeneca as a significant stakeholder within Austrian healthcare system.”
„Wir hatten heuer die Ehre, Prof. Liessmann über den Wert des Lebens sprechen zu hören – ein immer wichtigeres Thema, das oft gemieden wird, in unserem sozialökonomischen Umfeld jedoch höchste Brisanz hat. Bei AstraZeneca setzen wir uns dafür ein, Patienten und ihren Familien neben innovativen Therapieoptionen vor allem mehr Zeit und Lebensqualität zu ermöglichen. Hierbei spielt Ethik eine zentrale Rolle. Es war großartig zu sehen, dass sich so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser wichtigen Diskussion beteiligt haben.“, freut sich Sarah Walters, seit April Country President von AstraZeneca Österreich.